Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2017; 27(01): 8-15
DOI: 10.1055/s-0042-123327
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patientenklientel und Rehabilitationsverlauf in der neurologisch-neurochirurgischen Früh-rehabilitation

Ein Vergleich der Jahre 2002 und 2014
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Publication Date:
12 April 2017 (online)

Pohl M et al. Patientenklientel und Rehabilitationsverlauf in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation – ein Vergleich der Jahre 2002 und 2014. Akt Neurol 2016; 43(09): 534–540

Hintergrund Die Arbeitsgruppe neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation (NNFR) hat im Jahr 2002 und im Jahr 2014 Verlaufsuntersuchungen von Patienten der NNFR durchgeführt. Die Studie stellt die Ergebnisse des Vergleiches aus den beiden Studien vor.

Patienten und Methoden Die Rehabilitationsverläufe in der NNFR wurden im Jahr 2002 von 9 Zentren und im Jahr 2014 von 16 Zentren erfasst und die Ergebnisse der Studien miteinander verglichen.

Ergebnisse Im Jahr 2002 wurden 1 280 Patienten und im Jahr 2014 754 Patienten in die Studien eingeschlossen. Im Vergleich der Studien wurden die Patienten vor Verlegung in die NNFR kürzer im primär versorgenden Krankenhaus behandelt (2014 Median 23, 2002 Median 27; p<0,001) und es fanden sich ein höheres Alter der Patienten (2014: 68,0±14,8 Jahre, 2002: 60,9±16,9 Jahre; p<0,001), ein höherer Anteil an Patienten mit der Diagnose Critical-Illness-Polyneuropathie (CIP) (2014: 17,6%, 2002: 0%; p<0,001), ein höherer Anteil an beatmeten Patienten (2014: 25,5%, 2002: 15,2%; p=0,007), eine höhere Mortalität (2014: 9,6%, 2002: 6,4%; p=0,031) und ein höherer Anteil an Patienten, die in die weiterführende Rehabilitation (Phase C) entlassen wurden (2014: 38%, 2002: 33%; p=0,024). In den Assessments Glasgow-Coma-Scala, Koma-Remissions-Skala, Barthel-Index und Frühreha-Index verbesserten sich die Patienten über den Behandlungszeitraum und pro Woche in der Studie 2014 signifikant weniger ausgeprägt als in der Studie 2002. Dagegen wurde 2014 ein signifikant höherer Anteil von Patienten gehfähig entlassen (2014: 53/702, 2002: 39/1 241; p<0,001). Die Verweildauern in der NNFR der bei Aufnahme nicht-beatmeten Patienten (2014: 49,0±42,2 Tage, 2002: 48,6±43,9) waren in beiden Studien vergleichbar.

Diskussion Der Vergleich beider Studien zeigt, dass sich die NNFR deutlich verändert hat. Die Patienten sind in 2014 älter, häufiger beatmet und der Anteil an Patienten, die im Rahmen der primären Krankenhausbehandlung sekundär schwer neurologisch erkrankt sind (CIP), ist deutlich gestiegen. Zudem werden die Patienten früher in die NNFR verlegt. Nach Einschätzung der Autoren sind dies die wesentlichen Gründe, warum sich der klinische Zustand weniger verbesserte. Die Ergebnisse dieses Vergleiches bestätigen die Notwendigkeit, dass sich die Einrichtungen der NNFR auf immer schwerer betroffene, intensivpflichtige und beatmete Patienten einstellen müssen.