Notfallmedizin up2date 2019; 14(04): 397-409
DOI: 10.1055/s-0042-123159
Traumatologische und chirurgische Notfälle
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Traumatologie des Gesichtsschädels – eine aktuelle Orientierung

Hendrik Naujokat
,
André Sengebusch
,
Jörg Wiltfang
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Publication Date:
29 November 2019 (online)

In der Folge einer sich wandelnden Gesellschaft, hin zu erhöhter Mobilität und bewegungsassoziierten Freizeitaktivitäten, kommt es vermehrt zu knöchernen und weichgeweblichen Verletzungen im Kopf-Hals-Bereich. Diverse neu entstandene Unfallmechanismen in Kombination mit stetigen Verbesserungen der Sicherheitsvorkehrungen bedingten einen ständigen Wandel der Verletzungsmuster in den letzten Jahrzehnten. Infolge der Zunahme von Kopf-Hals-Verletzungen fand auch hinsichtlich der Diagnostik und Therapie ein großer Fortschritt statt.

Kernaussagen
  • Die Häufigkeit der Verletzungen des Kopf-Hals-Bereiches sowie deren Ursachen sind stark von geografischen Faktoren und dem Alter der Patienten abhängig. Männer sind im Erwachsenenalter 3 × häufiger betroffen als Frauen.

  • Bei ca. 15% aller Traumapatienten liegen Verletzungen des Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereiches vor, und bei ca. 10% aller Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma liegt ebenfalls eine Fraktur des Gesichtsschädels vor.

  • Im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich stellen Verlegungen der Atemwege und starke Blutungen potenziell lebensbedrohliche Verletzungen dar, die eine sofortige Intervention erfordern. So zielt die Akutversorgung von Gesichtsschädelverletzungen immer auf folgende Punkte ab:

    • Sicherung der Atemwege,

    • schnelle Blutstillung,

    • Ruhigstellung der Frakturen,

    • Infektionsprophylaxe.

  • Ebenso gehört die sachgerechte Lagerung von avulsierten Zähnen zu den wichtigen Erstmaßnahmen.

  • Die definitive operative Therapie von Gesichtsschädelfrakturen umfasst die anatomisch korrekte Reposition mit anschließender osteosynthetischer Versorgung. In der Regel handelt es sich um eine Plattenosteosynthese. Diese Versorgung wird häufig verzögert oder zweizeitig in entsprechend qualifizierten Traumazentren durchgeführt.