Unverzichtbares Multitalent: Ultraschall revolutioniert Diagnostik und Therapie –
von Schwangerschaft bis Herz-OP
Die fortschreitende Technik hat in den vergangenen Jahren immer leistungsstärkere
Ultraschallgeräte auf den Markt gebracht. Inzwischen erreichen die Bilder der High-Tech-Präzisionsinstrumente
sogar Mikroskop-Qualität. Trotzdem bevorzugen viele Ärzte weiterhin Untersuchungsmethoden
wie die Computertomografie – wenngleich sich die Strahlenbelastung für Patienten kaum
verringert hat. Ein Grund: „Obwohl die strahlenlose und nicht-invasive Ultraschall-Methode
am schonendsten ist, bleibt den deutschen Ärzten die finanzielle Unterstützung dafür
oft verwehrt“, so Professor Dr. med Andreas Hagendorff, Sekretär der DEGUM auf einer
Pressekonferenz in Leipzig anlässlich des 40. Dreiländertreffens der Deutschen Gesellschaft
für Ultraschall in der Medizin e. V. (DEGUM) und ihrer österreichischen und schweizerischen
Partnerorganisationen ÖGUM und SGUM.
„Im Vergleich zu niedergelassenen Ärzten in Österreich und der Schweiz stehen die
deutschen Kollegen bei den Vergütungen für Ultraschalluntersuchungen am schlechtesten
da“, so Hagendorff, der stellvertretender Leiter der Abteilung für Kardiologie und
Angiologie am Universitätsklinikum Leipzig ist. „Wir haben mit dem bildgebenden Verfahren
eine Methode, mit der wir exzellent arbeiten und ausbilden könnten.“ Mit dem Kongress
wendeten sich die Fachgesellschaften insbesondere auch an den ärztlichen Nachwuchs
in der Ultraschallmedizin. Neben einer eigens für Studenten ausgerichteten Einführung
und Sitzungen zum Thema Ultraschall-Ausbildung bot die DEGUM auch in diesem Jahr wieder
ein studentisches Anwenderseminar mit Theorie- und Praxisteilen an.
Kostendruck motiviert Ärzte nicht zum „Schallen“
Kostendruck motiviert Ärzte nicht zum „Schallen“
Dr. med. Hans Worlicek von der Internistischen Praxis im Facharztzentrum Regensburg
ergänzte, dass der steigende Kostendruck nicht besonders motiviert: „Der Arzt muss
in moderne Geräte und seine Ausbildung investieren, aber erhält beispielsweise für
die normale Bilduntersuchung des Bauchraumes nur etwa 14 €.“
Echokardiografie ermöglicht neue Wege in der Herzklappentherapie
Echokardiografie ermöglicht neue Wege in der Herzklappentherapie
Auf der Pressekonferenz erläuterte Hagendorff, dass Ultraschall eine vorrangige Entscheidungshilfe
dafür biete, ob man bei der Herzklappentherapie chirurgisch oder interventionell vorgeht.
„Ultraschall besitzt die beste räumliche Auflösung. Während man mit Ultraschall sozusagen
Bilder malt, schießt man mit Computertomogramm (CT) oder Magnetresonanztomogramm (MRT)
eher Fotos“, erläuterte der Experte. Bei Defekten an den Herzklappen, die per Katheter
behoben werden können, empfiehlt Hagendorff deshalb während und nach dem Eingriff
eine Kontrolle per Ultraschall.
Ultraschall: bedeutendes Element in der Pränataldiagnostik
Ultraschall: bedeutendes Element in der Pränataldiagnostik
Auch aus dem Fachgebiet der Pränataldiagnostik ist der Ultraschall heute nicht mehr
wegzudenken, bestätigte DEGUM-Präsident PD Dr. Kai-Sven Heling. Er betreibt in Berlin
eine Praxis für Pränatalmedizin. „Laut einer aktuellen Analyse können durch die frühe
Ultraschalluntersuchung des Fötus bereits rund die Hälfte der kindlichen Fehlbildungen
erkannt werden.“ Aber auch diese als sogenanntes Ersttrimester-Screening bekannte
Untersuchung wird von den deutschen Krankenkassen nicht übernommen und muss von den
werdenden Eltern selbst bezahlt werden.
Die Ultraschalluntersuchung beim ungeborenen Kind wird beispielsweise eingesetzt,
um Herzfehler zu erkennen. „Die Untersuchung ermöglicht uns eine frühzeitige Risikoabschätzung“,
erklärte Professor Dr. med. Renaldo Faber vom Zentrum für Pränatale Medizin in Leipzig.
Wenn ein Herzfehler diagnostiziert wird, müssten die Experten einschätzen, wie schwerwiegend
dieser sei, ob das Kind kurz nach der Geburt operiert werden müsse, oder ob die Korrektur
auf ein späteres Lebensalter verschoben werden könne. „Das Ergebnis dieser Ultraschalluntersuchung
ist auch wichtig, um die Geburt optimal zu planen und gegebenenfalls bestimmte Vorsichtsmaßnahmen
für die Geburt vorzubereiten“, so der Experte weiter.