Wedzicha JA.
et al.
Indacaterol-Glycopyrronium versus Salmeterol-Fluticasone for COPD.
N Engl J Med 2016;
374: 2222-2234
Die Leitlinien zur Rezidivprophylaxe bei COPD lassen sowohl die inhalative Anwendung
von beta-Agonisten (long-acting beta-agonist: LABA), kombiniert mit Kortison, als
auch den Einsatz von Muscarinantagonisten (long-acting muscarinic antagonist: LAMA)
zu. Noch offen ist in diesem Zusammenhang der Stellenwert einer Kombination LABA/LAMA.
Bei der Bewertung dieser Therapieoptionen muss die, auch durch den inhalativen Kortisoneinsatz
induzierte, Nebenwirkungsproblematik berücksichtigt werden.
Im Rahmen der FLAME-Multizenterstudie therapierten die Autoren 3362 COPD-Patienten
(Stadium GOLD > 2) randomisiert mit einer LABA/Kortison-Kombination (Salmeterol/Fluticason)
oder einer LABA/LAMA-Kombination (Indacaterol/Glycopyrronium) für 52 Wochen. Im vorangegangenen
Jahr hatte wenigstens eine Exazerbation stattgefunden. Die FEV1 nach Bronchodilatatortest musste um mindestens 25 % vermindert sein. Bei 40 % der
Studienteilnehmer bestand ein gegenwärtiger Nikotinabusus.
Die Autoren erfassten alle im Studienzeitraum aufgetretenen COPD-Exazerbationen und
klassifizierten diese entsprechend des Schweregrads. Für 30 Tage nach Beendigung der
Studie wurde weiter nachbeobachtet. Neben der Exazerbationsrate, als primärem Studienziel,
dokumentierten die Forscher auch die Latenz bis zur ersten Exazerbation. Auch mögliche,
klinische Kofaktoren berücksichtigten die Forscher.
Die Auswertung zeigte eine, unter Indacaterol/Glycopyrronium verminderte, Exazerbationsrate
(3,59 vs. 4,03/Jahr) sowie einen verlängerten Zeitraum bis zum ersten Exarzerbationsereignis
(71 vs. 51 Tage). Die errechnete Rate der mäßigen bis schweren Exazerbationen unter
Indacaterol/Glycopyrronium war ebenfalls reduziert (0,98 vs. 1,19/Jahr). Der günstige
Effekt der Indacaterol/Glycopyrronium-Kombination zeigte sich unabhängig von klinischen
Kofaktoren, wie etwa einer Eosinophilie.
Bei der globalen Nebenwirkungsrate ergab sich kein gruppenspezifischer Befund (gravierende
Nebenwirkungen ca. 19 %). Auffallend war allerdings die, unter der Kombination Indacaterol/Glycopyrronium
verminderte, Pneumonieinzidenz (3,2 % vs. 4,8 %). Die Mortalität in beiden Therapiegruppen
lag bei 1,4 %.
Patienten mit fortgeschrittener COPD profitieren von einer Kombinationsprophylaxe
mit Indacaterol/Glycopyrronium. Im Vergleich mit Salmeterol/Fluticason zeigt sich
eine reduzierte Exazerbationsrate bei günstigem Einfluss auf die Nebenwirkungslast.
Dr. med. Horst Gross, Berlin