Pneumologie 2017; 71(01): 8-9
DOI: 10.1055/s-0042-122293
Pneumo-Fokus
Tuberkulose
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Risikofaktoren in Deutschland

Herzmann C, Sotgiu G, Bellinger O et al.
TB or not TB consortium. Risk for latent and active tuberculosis in Germany.

Infection 2016;
DOI: 10.1007/s15010-016-0963-2.
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Publication History

Publication Date:
23 January 2017 (online)

 

    Ein Forscherverbund aus 18 deutschen Lungenkliniken, drei Gesundheitsämtern, dem Universitätsklinikum Ulm, dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie Berlin und der Biobank popgen hat unter Leitung des Forschungszentrums Borstel Faktoren analysiert, die mit einem Erkrankungsrisiko für Tuberkulose in Deutschland assoziiert sind [1].

    In den Jahren 2008 bis 2014 wurden über 850 Tuberkulosepatienten, über 600 Tuberkulose-Kontaktpersonen und fast 300 Mitarbeiter in Lungenkliniken untersucht, die regelmäßigen Kontakt zu Tuberkulosepatienten hatten. Obwohl ein Bluttest zeigte, dass nachweislich ein gutes Drittel der Haushaltskontaktpersonen und der Krankenhausmitarbeiter mit dem Erreger Mycobacterium tuberculosis Kontakt hatten und somit latent infiziert war, erkrankte während einer zweijährigen Nachbeobachtungsphase kein einziger Proband. Die Aussagekraft der kommerziell verfügbaren Bluttests ist somit nach Angabe der Autoren sehr gering. Krankenhausmitarbeiter wiesen vor allem einen positiven Bluttestbefund auf, wenn sie sich um hustende Patienten kümmerten, da M. tuberculosis über Aerosolbildung beim Husten übertragen wird. Für Kontaktpersonen im Haushalt war das Risiko einer latenten Infektion am höchsten, wenn ihr Lebenspartner eine ansteckende Tuberkulose hatte und wenn zu diesem auch sexuelle Kontakte bestanden. Zudem zeigten Suchtpatienten ein höheres Risiko einer latenten Infektion. In der Gruppe der Tuberkulosepatienten konnte erstmalig in Deutschland eine Assoziation zwischen Diabetes mellitus und Tuberkuloseerkrankung nachgewiesen werden, auch wenn dieser Zusammenhang deutlich schwächer war als in vielen anderen Ländern. Daneben bestätigte die Studie Risikofaktoren wie Alkoholabhängigkeit, Untergewicht, männliches Geschlecht und Kortisontherapie, die alle bei Tuberkulosepatienten häufiger auftraten als bei Kontaktpersonen. Die Studie wurde finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

    Nach einer Mitteilung des Forschungszentrums Borstel


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