Hollande AE et al.
Home-based rehabilitation for COPD using minimal resources: a randomised, controlled
equivalence trial.
Thorax 2016;
DOI:
10.1136/thoraxjnl-2016-208514
Die pulmonale Rehabilitation ist eine wichtige Säule in der Behandlung von Patienten
mit COPD und steigert nachgewiesenermaßen die Leistungsfähigkeit sowie die gesundheitsbezogene
Lebensqualität. Typischerweise erfolgt dies in einem ambulanten Rahmen mit zwei oder
drei supervidierten Übungseinheiten pro Woche über einen Zeitraum von 8 oder mehr
Wochen. Allerdings nehmen weniger als 10 % der Patienten, die davon profitieren würden,
eine solche Reha in Anspruch.
Nicht selten liegt dies an langen Wegen oder an der Notwendigkeit, mehrmals pro Woche
ein Ambulanzzentrum aufzusuchen. A. E. Holland und Kollegen gingen daher der Frage
nach, ob eine häusliche Rehabilitation hier eine Alternative sein könnte. Sie schlossen
dazu 166 Patienten in ihre Studie ein, die randomisiert entweder eine klassische zentrumsbasierte
(n = 86) oder eine häusliche Rehabilitation (n = 80) für jeweils 8 Wochen erhielten.
Die zentrumsbasierte Reha bestand aus einem supervidierten Trainingsprogramm, das
zweimal pro Woche mit einem mindestens 30-minütigen Ausdauertraining sowie Krafttraining
stattfand. Außerdem wurden die Patienten zu häuslichen Übungen angehalten. Die häusliche
Reha beinhaltete einen Besuch eines Physiotherapeuten, der mit den Patienten die Trainingsziele
besprach und die erste Übungseinheit beaufsichtigte. Auch hier sollte jede Ausdauer-Übungseinheit
mindestens 30 Minuten dauern (in der Regel Laufen), für das Krafttraining wurden häusliche
Gegenstände wie Stühle oder Wasserflaschen verwendet. In der Folge führte der Physiotherapeut
einmal pro Woche ein Telefongespräch mit den Patienten. Primärer Endpunkt war die
Veränderung in der 6-Minuten-Laufstrecke.
Teilnehmer der zentrumsbasierten Reha absolvierten durchschnittlich 8,3 von 16 geplanten
Trainingseinheiten, Teilnehmer der häuslichen Reha 7,4 von 8. In der Intention-to-treat-Analyse
zeigte sich die Nicht-Inferiorität der häuslichen gegenüber der zentrumsbasierten
Reha mit einem durchschnittlichen Unterschied von 18,6 m bezüglich des primären Endpunkts
zugunsten der häuslichen Reha. Nach 12 Monaten waren die Werte wieder auf das Ausgangsniveau
zurückgegangen. Im Hinblick auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität ließ sich eine
Überlegenheit der häuslichen Reha am Ende des Programms nicht ausschließen (1,6 Punkte),
nach 12 Monaten gab es jedoch keinen Unterschied mehr (0,05 Punkte).
Ein Stuhl und zwei Wasserflaschen- mehr braucht es nicht, um auch Zuhause weiter zu
trainieren. (© Holger Münch/Thieme Verlagsgruppe )
Die häusliche pulmonale Rehabilitataion mit minimalen Ressourcen erzielte ein gegenüber
der herkömmlichen zentrumsbasierten Reha vergleichbares Kurzzeitergebnis. Keines der
beiden Modelle konnte laut Autoren jedoch die Ergebnisse über 12 Monate aufrechterhalten.
Dennoch könnte die häusliche Reha eine Alternative bieten für Patienten, die keinen
Zugang zu zentrumsbasierten Programmen haben.
Dr. med. Johannes Weiß, Bad Kissingen