Aktuelle Dermatologie 2017; 43(01/02): 12
DOI: 10.1055/s-0042-121737
Derma-Fokus
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Schwere Psoriasis: Mit hoher Prävalenz von anomalen Leberwerten verbunden

Finet A, Viguier M, Chazouillères O. et al.
Liver test abnormalities in patients admitted for severe psoriasis: prevalence and associated risk factors.

Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology: JEADV 2016;
30: 1742-1748
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Publication Date:
14 February 2017 (online)

 

    Anomale Leberwerte (ALW) kommen bei Patienten mit Psoriasis häufig vor. Bisher liegen aber nur wenige epidemiologische Daten über die Prävalenz biologischer Anomalien der Leber während eines Psoriasisschubs vor. Auch über die mit ALW einhergehenden Risikofaktoren ist noch wenig bekannt. Daher war es das Ziel der Studie französischer Dermatologen um A. Finet, Paris, diese Faktoren bei betroffenen stationären Patienten zu untersuchen.


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    Die Dermatologen schlossen Patienten aus tertiären Versorgungszentren mit schweren Psoriasschüben in eine retrospektive, kreuzsektionale Studie ein. ALW definierten sie als eine über dem obersten normalen Limit liegende Serumkonzentration der Aspartataminotransferase (AST) und/oder der Alaninaminotransferase (ALT) und/oder der Alkalinphosphatase (ALP) und/oder eine γ-Glutamyltransferase(GGT)-Konzentration ≥ 2 oberer normaler Limit.

    Die benötigten Daten sammelten sie aus Krankenhausakten und biologischer Software, die u. a. sozio-demografische Daten und Angaben über Psoriasis-Subtyp, Krankheitsdauer, Therapien, Schwere der Schübe, Begleiterkrankungen, Leberenzyme und Hepatitis-Serologie enthielten. Die Prüfer verglichen die ALW-Prävalenz bei den Psoriasis-Patienten mit der in einer Kontrollgruppe und bestimmten die mit ALW assoziierten Risikofaktoren.

    Von ursprünglich 439 Patienten, die sie aus der nationalen französischen Krankenhaus-Datenbasis selektiert hatten, blieben 240 Patienten (Studienpopulation), die den Anforderungen der Studie hinsichtlich Diagnose, Auftreten von Schüben und vorhandenen Leberenzymtests entsprachen. Für die Kontrollgruppe wählten sie 96 Patienten mit Kontaktekzemen und/oder atopischen Ekzemen aus.

    155 (64,6 %) der Psoriasis-Patienten und 52 (54 %) der Kontrollpatienten waren Männer. Das mittlere Alter lag bei 55 bzw. 46,6 Jahren. Die weiteren Charakteristika der Studienpopulation waren:

    • Plaque-Typ-Psoriasis n = 192 (80 %)

    • lokalisierte pustuläre Psoriasis n = 52 (21,6 %)

    • generalisierte pustuläre Psoriasis n = 61 (25,4 %)

    • mindestens eine systemische antipsoriatische Therapie n = 37 (15,4 %)

    • aktive Behandlung mit Methotrexat n = 9 (3,8 %)

    • vorherige Diagnose einer Hepatopathie n = 99 (41,2 %)

    Die Prävalenz der ALW lag in der Psoriasis-Population mit 36 % signifikant höher als bei den Kontrollen (17 %). Wie eine univariate Analyse ergab, gehörten zu den mit ALW unabhängig assoziierten Risikofaktoren nur die drei Variablen Plaque-Typ-Psoriasis (Wahrscheinlichkeitsquotient OR von 3,8), pustuläre Psoriasis (OR von 3,8) und zugrunde liegende Hepatopathie in Form von hepatischer Steatose, viraler Hepatitis oder exzessivem Alkoholkonsum (OR von 3,9). Eine Assoziation mit systemischen antipsoriatischen Therapeutika fand sich hingegen nicht.

    Fazit

    Trotz der begrenzten Aussagekraft einer retrospektiven Studie bestätigen die Ergebnisse nach Ansicht der Untersucher die hohe Prävalenz von ALW bei Patienten mit schwerer Psoriasis, vor allem bei der pustulären Variante und der Plaque-Typ-Psoriasis. Mehr als die drogenbedingte Lebertoxizität sind offenbar die die Leber belastenden Komorbiditäten und psoriatischen Entzündungen verantwortlich für die ALW. Darauf sollten Kliniker achten, bevor sie ungerechtfertigt nützliche systemische Therapeutika absetzen, warnen die Autoren.

    Dr. Volker Kriegeskorte, Buchloe


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