kleintier konkret 2017; 20(01): 40-41
DOI: 10.1055/s-0042-121115
schritt.für.schritt
Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG Stuttgart

Chirurgische Extraktion des Caninus im Oberkiefer beim Hund

Jan Schreyer
Dipl. EVDC, Chemnitz
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Weitere Informationen
Dr. Jan Schreyer
Dipl. EVDC, Chemnitz

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. Februar 2017 (online)

 

Zahnextraktionen sind eine der häufigsten chirurgischen Tätigkeiten des Tierarztes. Hierbei sollte immer eine möglichst atraumatische Extraktionstechnik zur Anwendung kommen. Dabei ist das chirurgische Freilegen der Wurzel(n) häufig die schonendere Variante einer Zahnextraktion.

Indikationen

Die häufigsten Indikationen für die Extraktion von Zähnen sind:

  • hochgradig parodontal geschädigte Zähne

  • Zahnfrakturen (auch Milchzähne)

  • persistierende Milchzähne

  • Pulpitis, Pulpennekrose, periradikulärer/periapikaler Prozess

  • resorptive Läsionen

  • Malokklusion

  • überzählige Zähne

  • retinierte/impaktierte Zähne

  • Zähne in Frakturlinien von Kieferfrakturen

  • Zähne im Bereich von pathologischen Veränderungen, z. B. Tumoren

  • Karies


Kontraindikationen

  • fehlendes Einverständnis zur Extraktion durch den Besitzer

  • nicht narkosefähiger Patient, z. B. dekompensierte oder nicht stabile systemische Erkrankung

  • Gerinnungsstörungen


Material/Ausstattung

  • Skalpellgriff und Klingen Nr. 11 und/oder Nr. 15

  • Pinzette atraumatisch, z. B. Adson-Brown

  • Präparierschere Metzenbaum

  • Fadenschere

  • Nadelhalter

  • feine Raspartorien

  • Elevatoren und Luxatoren in verschiedenen Größen

  • Extraktionszangen

  • Lippenretraktor

  • Nahtmaterial resorbierbar, monofil, atraumatisch, 4-0 (für sehr kleine Hunde 5-0)

  • rotierendes Instrumentarium (Turbine oder Winkelstück mit Wasserkühlung)

  • Rosenbohrer in verschiedenen Größen


Präoperative Maßnahmen

Vor jeder Zahnextraktion muss ein Den talröntgenbild angefertigt werden.

Dieses dient:

  • der Indikationsstellung zur Extraktion

  • der Erkennung möglicher komplizierender Faktoren für die Extraktion, z. B. Wurzelfrakturen, Osteolysen, Wurzelresorptionen oder Ankylosen

  • dem Nachweis der Anlage des Zahnes bei züchterischen Fragen

  • als forensische Absicherung

Zur Schaffung eines keimarmen OP-Feldes wird die Maulhöhle nach der Entfernung von Plaque und Zahnstein mit einer chlorhexidinhaltigen Spüllösung gespült. Zum Erreichen einer ausreichenden Analgesie für die Extraktion ist es ratsam, eine Lokalanästhesie des N. infraorbitalis durchzuführen. Im Folgenden wird die Durchführung der Extraktion des Oberkiefercaninus Schritt für Schritt beschrieben.


Nachsorge

  • postoperative Analgesie über 4–5 Tage (NSAID und/oder Opiate)

  • lokale antibakterielle Therapie mit chlorhexidinhaltigen Pasten oder Spülungen

  • Antibiose bei vorliegender Infektion der umgebenden Gewebe, z. B. starke Parodontitis oder Osteomyelitis

  • Kontrolle der Wundheilung nach 2 und 10 Tagen

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Abb. 1 Leitungsanästhesie des N. infraorbitalis am Foramen infraorbitale bei einem Hund mit einer Fraktur des Caninus im Oberkiefer links. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 2 Durchtrennung der gingivalen Anheftung durch Umschneidung des Zahnes im Sulcus gingivalis. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 3 Anlegung eines mesialen und distalen Entlastungsschnitts. Beachte: Entlastungsschnitte müssen über die Mukogingivallinie hinaus bis in die orale Mukosa reichen und zur Basis des Lappens hin divergieren. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 4 Abheben des labialen Mukoperiostlappens mittels eines Raspartoriums. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 5 Darstellung des labialen Alveolarknochens nach Abheben des Mukoperiostlappens (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 6 Subperiostales Abheben der mesialen und distalen Schleimhautränder für die spätere Wundnaht. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 7 Entfernung des labialen Alveolarknochens mittels eines Rosenbohrers und einer Turbine mit Wasserkühlung. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 8 Zustand nach Entfernung des labialen Alveolarknochens auf ca. der Hälfte der Wurzellänge. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 9 Luxation des Zahnes mit Elevator oder Luxator im mesialen und distalen Bereich. Beachte: Abstützung des Instruments mit dem Zeigefinger. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 10 Weitere Luxation des Zahnes mit Elevator oder Luxator. Beachte: Korrekte Haltung des Instruments. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 11 Entnahme des Zahnes nach ausreichender Lockerung mithilfe der Extraktionszange. Beachte: Korrekte Bewegungsrichtung in einem leichten Bogen entsprechend der Krümmung der Wurzel. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 12 Vergleich der Lage des Zahnes im Kieferknochen nach des Extraktion. Beachte: Krümmung der Wurzel. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 13 Subperiostales Abheben des palatinalen Wundrands für die spätere Wundnaht. Anschließend werden alle scharfen Knochenkanten mittels Rosenbohrer und Turbine mit Wasserkühlung geglättet. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 14 Einschneiden des Periosts an der Basis des labialen Mukoperiostlappens. Weitere Mobilisierung des Mukoperiostlappens mittels Präparation mit der Metzenbaumschere und Positionierung zur Wundnaht. Beachte: Die Wundnaht muss spannungsfrei erfolgen. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 15 Spannungsfreier Verschluss der Extraktionswunde mit Einzelknopfheften. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)


Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Dr. Jan Schreyer
Dipl. EVDC, Chemnitz

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Abb. 1 Leitungsanästhesie des N. infraorbitalis am Foramen infraorbitale bei einem Hund mit einer Fraktur des Caninus im Oberkiefer links. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 2 Durchtrennung der gingivalen Anheftung durch Umschneidung des Zahnes im Sulcus gingivalis. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 3 Anlegung eines mesialen und distalen Entlastungsschnitts. Beachte: Entlastungsschnitte müssen über die Mukogingivallinie hinaus bis in die orale Mukosa reichen und zur Basis des Lappens hin divergieren. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 4 Abheben des labialen Mukoperiostlappens mittels eines Raspartoriums. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 5 Darstellung des labialen Alveolarknochens nach Abheben des Mukoperiostlappens (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 6 Subperiostales Abheben der mesialen und distalen Schleimhautränder für die spätere Wundnaht. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 7 Entfernung des labialen Alveolarknochens mittels eines Rosenbohrers und einer Turbine mit Wasserkühlung. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 8 Zustand nach Entfernung des labialen Alveolarknochens auf ca. der Hälfte der Wurzellänge. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 9 Luxation des Zahnes mit Elevator oder Luxator im mesialen und distalen Bereich. Beachte: Abstützung des Instruments mit dem Zeigefinger. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 10 Weitere Luxation des Zahnes mit Elevator oder Luxator. Beachte: Korrekte Haltung des Instruments. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 11 Entnahme des Zahnes nach ausreichender Lockerung mithilfe der Extraktionszange. Beachte: Korrekte Bewegungsrichtung in einem leichten Bogen entsprechend der Krümmung der Wurzel. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 12 Vergleich der Lage des Zahnes im Kieferknochen nach des Extraktion. Beachte: Krümmung der Wurzel. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 13 Subperiostales Abheben des palatinalen Wundrands für die spätere Wundnaht. Anschließend werden alle scharfen Knochenkanten mittels Rosenbohrer und Turbine mit Wasserkühlung geglättet. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 14 Einschneiden des Periosts an der Basis des labialen Mukoperiostlappens. Weitere Mobilisierung des Mukoperiostlappens mittels Präparation mit der Metzenbaumschere und Positionierung zur Wundnaht. Beachte: Die Wundnaht muss spannungsfrei erfolgen. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)
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Abb. 15 Spannungsfreier Verschluss der Extraktionswunde mit Einzelknopfheften. (© Dr. Jan Schreyer, Chemnitz)