RNA-Sequenzierungen und Microarrays können genutzt werden, um Informationen über Gene,
Gruppen koregulierender Gene oder Signalwege, die an Umbauprozessen der Gefäße beteiligt
sind, zu erhalten. J. Hoffmann et al. haben nun untersucht, welche molekularen Veränderungen
dem Remodelling der Lungengefäße bei pulmonaler Hypertonie (PH) zugrunde liegen.
Eur Respir J 2016; 48: 229–241
Dafür analysierten die Wissenschaftler Daten aus Microarray-basierten Hochdurchsatz-Transkriptomeanalysen
für iodiopathische pulmonalarterielle Hypertonie (PAH), familiäre PAH und PH in Zusammenhang
mit chronischer Lungenerkrankung (COPD, idiopathische Lungenfibrose). Das Probenmaterial
bestand entweder aus humanen Lungenhomogenaten, lasermikrodissektierten Pulmonalarterien
bzw. aus isolierten oder zirkulierenden Zellen.
Bei humanen Lungenhomogenaten aus idiopathischer und familiärer PAH zeigte sich im
Vergleich zu den Kontrollen eine verminderte Expression von Genen, die für Kinasen
und Phosphatasen kodieren. Dagegen werden die Onkogene und für Ionenkanalproteine
kodierende Gene hochreguliert. Für PAH und Lungenfibrose mit PH existiert eine gemeinsam
Gen-expressionssignatur. Die betreffenden Gene sind an der Zellproliferation, Inflammation,
Immunität und dem Umbau extrazellulärer Matrix beteiligt.
Genetische Hinweise
Ergebnisse der Laser Capture Microdis-section (LCM) mit Proben aus pulmonalen Widerstandsgefäßen
bei idiopathischer PAH (IPAH) deuten daraufhin, dass beim Remodelling intrapulmonaler
Gefäße der Wnt-Signalweg aktiviert wird. Bei Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose
mit bzw. ohne PH legen die Genexpressionsprofile vergleichbare Gefäßveränderungen
nahe. Viele der mit LCM identifizierten Gene betreffen den Wnt-Signalweg, Proliferation
oder Umbau der extrazellulären Matrix.
Untersuchungen mit isolierten Zellen widmeten sich vor allem den pulmonalarteriellen
glatten Muskelzellen (PASMC). Bei der IPAH scheint die PASMC-Proliferation beteiligt
zu sein, die zu Verdickung der Media und Gefäßumbau und folglich zur Beschleunigung
und Verschlechterung der Erkrankung führt.
Die Expression kodierender mRNA und nicht kodierender microRNA in zirkulierenden Zellen
wurde bisher vor allen an mononukleären Zellen aus dem peripheren Blut (PBMCs) untersucht.
Insgesamt bieten zirkulierende Marker wie micro-RNA die Möglichkeit, sie als prognostisches
Instrument für idiopathische PAH oder PH, assoziiert mit Lungenerkrankung, einzusetzen,
sowie den Krankheitsprogress zu bestimmen und die Therapie zu bewerten.
Veränderungen der Genexpression in der extrazellulären Matrix, Angiogenese, Entzündungsprozessen
und des Wnt-Signalwegs scheinen relevant für die der PH zugrunde liegenden Prozesse
zu sein. Verschiedene Zelltypen und Kompartimente weisen individuelle Fingerabdrücke
auf. Die Autoren weisen allerdings daraufhin, dass an der PH-Pathogenese in unterschiedlichen
Korpartimenten der Lunge ähnliche Signalmuster beteiligt sein können.
Matthias Manych, Berlin