Sportphysio 2017; 05(01): 4-6
DOI: 10.1055/s-0042-120901
Research
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sportphysio Research

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Publication Date:
10 February 2017 (online)

Laufverletzungen

RUNNING RETRAINING – COACHING BIS ZUR PASSENDEN LAUFTECHNIK Eine Reihe von Maßnahmen werden in der Behandlung von Laufverletzungen angewendet. Diese umfassen unter anderem Beratung und Aufklärung über Erholung, Übungen, manuelle Therapie, Taping, Schuhauswahl, -anpassung und -einlagen.

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Lange Laufen ohne Schmerzen – Running retraining ergänzt das bisherige Behandlungsspektrum der Physiotherapeuten. (Foto: fotolia.com/Martinan)

Läufer und Physiotherapeuten sind oft, trotz mehrerer Behandlungsversuche, mit chronischen und wiederkehrenden Verletzungen konfrontiert.

„Running retraining“ ist ein Coaching, um die Lauftechnik zu ändern. Es ist eine neue Behandlungsform sowohl in der Forschung als auch in der klinischen Praxis und könnte die fehlende Behandlung für viele frustrierte Läufer sein.

Veränderte Bewegungen an der Hüfte (z. B. zu viel Kollaps) und am Fuß (z. B. zu viel Pronation) sind häufig der Grund um Schuheinlagen, -anpassungen und Übungen als Behandlung zu rechtfertigen. In diesen Fällen hoffen Kliniker, dass diese Behandlungen, welche auf die Bewegungskontrolle und/oder auf Kräftigung zielen, die biomechanischen Faktoren verändern können.

Aber, lässt sich die Laufbiomechanik tatsächlich mit diesen Interventionen ändern? Die Antwort liegt irgendwo zwischen „nein“ und „vielleicht“.

Fußbetteinlagen können vermehrte Bewegungen am Fuß wie Pronation reduzieren, aber diese biomechanischen Veränderungen sind klein und variabel. Der Einfluss vom Schuhwerk ist ebenfalls individuell und sehr schwankend. Krafttraining hilft, kann aber nur minimale Auswirkungen auf die Lauftechnik haben. Dies ist eine sehr kurze Übersicht über die Forschung in diesem Bereich, aber erste Erkenntnisse zeigen, dass „Running retraining“ eine bessere und vorhersagbare Form sein kann, die Lauf-Biomechanik zu ändern.

Barton und seine Kollegen aus Australien veröffentlichten kürzlich eine Übersichtsstudie der aktuellen Evidenz mit zusätzlichen Expertenfachwissen über „Running retraining“ bei verletzten Läufern im British Journal of Sports Medicine (free online access!).

Derzeit gibt es Evidenz für „Running retraining“ in der Behandlung von zwei Pathologien: a) Patellofemorales Schmerzsyndrom bei Läufern, via visuelles und verbales Feedback, um den Hüfte-Kollaps, d. h. destabilisierte Hüftgelenk im Becken, zu reduzieren, b) Shin splints (Schmerzen vorne am Scheinbein), via verbalen Feedback wechselt der Läufer von Fersen- zu Vorfußkontakt , kombiniert mit der Reduktion des „Overstride“ (Erhöhung der Schrittrate und/oder Feedback, um die proximalen Mechanik zu verändern). Experten empfehlen „Running retraining“ auch für eine Reihe anderer Laufverletzungen, wie z. B. Iliotibial-Band-Schmerzen, Fersen- und Wadenschmerzen sowie Tendinopathien. Diese Empfehlungen beruhen nicht nur auf zufälligen Erfahrungen, sondern auch auf wissenschaftlichen Beweisen für die biomechanischen Auswirkungen vom „Running retraining“.

Eine Erhöhung Schrittgeschwindigkeit (Kadenz) und die Verringerung des „Overstride“ wird für die meisten Laufverletzungen empfohlen. Es gibt auch verschiedene andere Möglichkeiten wie die Lauftechnik geändert werden kann, um Verletzungen vorzubeugen, wobei individuelle Anpassungen sehr wichtig sind.

„Running retraining“ zeigt vielversprechendes Potenzial, um Laufverletzungen zu behandeln. Doch sollte „Running retraining“ andere Behandlungen nicht ersetzen, sondern gilt es als zusätzliche Maßnahme, um chronische und rezidivierende Probleme bei Läufern zu bekämpfen. Für mehr Details, ist die Lektüre von Bartons Publikation empfehlenswert. mb

BJSM 2016: 50; 513–526

DESIGN Review und Expertenmeinung

LINKS

Unter diesem Link finden Sie den Running retraining-Artikel – er ist online frei zugänglich.

http://bit.ly/2gK3cPK