Der 26. Deutsche Hautkrebskongress 2016 der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie
(ADO) in Dresden ging mit großem Erfolg zu Ende. „Wir konnten mit über 900 Teilnehmern
an die beiden letzten sehr erfolgreichen Hautkrebskongresse mit einem dermato-onkologischen
Update anknüpfen“, so Prof. Dirk Schadendorf, Essen, 1. Vorsitzender der ADO.
„Der Fokus des diesjährigen Deutschen Hautkrebskongresses lag neben dem Melanom der
Haut auf den bösartigen Erkrankungen, für die ein hoher medizinischer Bedarf besteht
wie Melanomhirn-metastasen, Schleimhautmelanom, Aderhautmelanom, Merkelzellkarzinom,
Plattenepithelkarzinom, Lymphomen und seltenen malignen Hauttumoren“, so Prof. Friedegund
Meier, Dresden. Wichtige Tagungsschwerpunkte, zu denen renommierte Experten mit aktuellen
Studiendaten den Zugang zu den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen vermittelten,
waren neue zielgerichtete und immuntherapeutische Strategien für die Behandlung des
metastasierten Melanoms, Perspektiven für Melanom-Patienten mit Hirnmetastasen, das
Management von fortgeschrittenen epithelialen Hauttumoren sowie aktuelle Entwicklungen
zu Prävention, Hautkrebsfrüherkennung und Nachsorge. Mit dem Ziel, translationale
Krebsforschung mit Patientenversorgung zu verbinden, hielten hochkarätige Wissenschaftler
Vorträge mit anschließenden lebhaften Diskussionen.
Während der Eröffnungsveranstaltung fanden die feierlichen Preisverleihungen statt.
In diesem Jahr wurde der Deutsche Hautkrebspreis in Höhe von 10 000 € für hervorragende
wissenschaftliche Arbeiten in der klinischen und translationalen Hautkrebsforschung
aus dem deutschsprachigen Raum an 3 Preisträger vergeben: Prof. Rudolf Stadler, Minden,
PD Dr. Ulrike Leiter-Stöppke, Tübingen und PD Dr. Joachim Klode, Essen. Dr. Bastian
Schilling, Essen wurde mit dem mit 10 000 € dotierten Fleur Hiege-Gedächtnispreis
der Hiege-Stiftung gegen Hautkrebs geehrt, der jährlich als Auszeichnung für herausragende
Forschungsleistungen bei der Bekämpfung von Hautkrebs verliehen wird.
Systemtherapie des Melanoms – innovative Strategien
Systemtherapie des Melanoms – innovative Strategien
Galt der nicht mehr operable metastasierte schwarze Hautkrebs noch vor wenigen Jahren
als nicht behandelbar – die 3-Jahres-Überlebensrate des Melanoms lag deutlich unter
10 % –, so konnte durch das zunehmende Verständnis der genetischen Veränderungen in
Melanomzellen sowie der Wechselwirkungen zwischen Melanomzellen und Immunsystem das
Therapieangebot für Patienten mit metastasiertem Melanom in den letzten Jahren wesentlich
verbessert werden.
BRAF-Inhibitoren und MEK-Inhibitoren, die gezielt durch Mutationen aktivierte Signalübertragungswege
in Tumorzellen blockieren und damit das Wachstum von Tumorzellen hemmen, erzielten
in Kombination ein rasches und zuverlässiges Ansprechen auf die Behandlung bei den
meisten Patienten, deren Tumorzellen die entsprechenden Mutationen aufweisen, sodass
durchschnittliche 3-Jahres-Überlebensraten von über 40 % erreicht wurden.
Weitere Fortschritte gab es bei der innovativen Immuntherapie. Mit der Entwicklung
von Immun-Checkpoint-Inhibitoren konnte die Herunterregulation der Aktivität von T-Zellen
aufgehoben werden. Bei ca. 20 % der Patienten mit metastasiertem Melanom erzielte
der Immun-Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab ein Langzeitüberleben. „Dazu liegen uns
jetzt Daten für 10 Jahre vor”, so Prof. Meier. „Die Behandlung mit PD-1-Antikörpern
erzielt eine 3-Jahres-Überlebensrate von 40 % bei meist guter Verträglichkeit.”
Bei der Kombination Ipilimumab plus Nivolumab sprachen bis zu 60 % der Patienten auf
die Behandlung an. Von dieser vor kurzem zugelassenen Kombinationstherapie wird ebenfalls
eine deutliche Verlängerung des Gesamtüberlebens mit einem Langzeitüberleben erwartet.
Jedoch liegen aus der Phase-3-Studie bisher keine Überlebensdaten vor. Die hohe Wirksamkeit
dieser Immunkombinationstherapie wird durch schwerere Nebenwirkungen bei > 50 % der
Patienten erkauft.
Aktuelle Studien zu innovativen Therapiestrategien wie der onkolytischen Immuntherapie
oder Kombinationsstrategien wie BRAF- / MEK-Inhibitoren plus Immun-Checkpoint-Inhibitoren
wurden in mehreren Symposien diskutiert. Für die Behandlung von Hirnmetastasen, die
bei der Mehrheit der Patienten mit fernmetastasiertem Melanom auftreten und die häufigste
Todesursache darstellen, wurden neue Perspektiven in Aussicht gestellt. Dazu hielt
Prof. Michael Davies, Houston / USA, den Vortrag „Melanoma brain metastases – insights
into the molecular biology and therapeutic perspectives“ und Prof. Esther Troost,
Dresden, den Plenarvortrag „Aktuelle Entwicklungen und Perspektiven in der Radioonkologie“.
Neben operativer Therapie und Strahlentherapie stehen jetzt neue medikamentöse Behandlungen
zur Verfügung bzw. werden untersucht wie PD-1-Antikörper, Ipilimumab plus Nivolumab,
BRAF-Inhibitoren plus MEK-Inhibitoren sowie stereotaktische Strahlentherapie in Kombination
mit den genannten medikamentösen Therapien.
Epithelialer Hautkrebs – neue Behandlungsmöglichkeiten
Epithelialer Hautkrebs – neue Behandlungsmöglichkeiten
Weitere Schwerpunkte waren das Management von fortgeschrittenen epithelialen Hauttumoren
sowie neue Therapiemöglichkeiten beim aggressiven Merkelzellkarzinom. Das Merkelzellkarzinom
ist ein seltener, aber zunehmend diagnostizierter, sehr aggressiv wachsender Hauttumor
mit einem hohen Risiko der Bildung von Lymphknoten- und Organmetastasen. Eine Reihe
von aktuellen Forschungsergebnissen spricht dafür, dass Immun-Checkpoint-Inhibitoren
wie PD-1- oder PD-L1-Antikörper eine hoffnungsvolle Behandlungsstrategie für Patienten
mit metastasiertem Merkelzellkarzinom darstellen.
Keratinozytärer Hautkrebs, die häufigste Krebsart bei hellhäutigen Menschen weltweit,
tritt mittlerweile nicht nur bei alten, sondern auch bei jungen Menschen auf. Für
die oberflächlichen aktinischen Keratosen, die keine Absiedlungen bilden, gibt es
eine Vielfalt von äußeren Behandlungsmöglichkeiten mit verschiedenen Wirkstoffen.
Mit einem Risiko zwischen 0,025 und 16 % entwickeln sich aktinische Keratosen zu invasivem
Hautkrebs. Beim invasiven Plattenepithelkarzinom wird die Gefahr von Metastasen immer
noch unterschätzt und es wurde darauf hingewiesen, dass dieser von der Oberhaut ausgehende
bösartige Tumor die Haut lokal schädigt, zu Absiedlungen in Lymphknoten und anderen
Organen führen kann und daher frühzeitig operiert werden sollte. Nach neuesten wissenschaftlichen
Erkenntnissen kann der Einsatz von Immun-Checkpoint-Inhibitoren (PD-1-Antikörper)
bei Patienten mit metastasierten Plattenepithelkarzinomen wirksam sein.
Das Basalzellkarzinom ist die häufigste Form des keratinozytären Hautkrebses mit jährlich
rund 140 000 Fällen. Ist eine Operation oder Bestrahlung medizinisch nicht sinnvoll,
können nach neuesten medizinischen Erkenntnissen zielgerichtete Wirkstoffe eingesetzt
werden. Einsatzmöglichkeiten, Wirksamkeit und Nebenwirkungen der in Studien erprobten
Hedgehog-Signalweg-Inhibitoren Vismodegib und Sonidegib wurden beim Hautkrebskongress
diskutiert.
Der 27. Deutsche Hautkrebskongress der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie
(ADO) findet vom 21.–23.9.2017 in Mainz statt.
Nach einer Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie