CO2 wird etwa 150-mal schneller über die Darmwand rückresorbiert als Raumluft. Zahlreiche
Studien konnten den klinischen Wert für CO2 bei der gastrointestinalen Endoskopie zeigen. In einer 2016 publizierten Metaanalyse
von Memon, die 24 prospektiv randomisierten Studien zu CO2 versus Raumluft bei der Koloskopie an fast 4000 Patienten untersucht, zeigten sich
statistisch signifikant weniger Schmerzen während, direkt nach und bis zu 24 h nach
der Koloskopie. Ileum-Intubationsrate und Rückzugszeit waren dabei nicht signifikant
beeinflusst [2]. Für die Kolonpolypektomie fanden sich deutlich geringer Schmerzen und eine geringere
vegetative Begleitsymptomatik unter CO2 [3]. Zusätzlich verringert CO2 die seltene aber u. U. schwerwiegende Gefahr der Darmgas-Explosion bei Anwendung von
Diathermiestrom [4]. Spülung und Absaugung von lauwarmem Wasser sind insbesondere bei chronisch obstipierten
Patienten eine genauso effektive Alternative, Beschwerden während der Koloskopie zu
verringern und gleichzeitig eine optimale Übersicht zu erreichen. CO2 lässt sich jedoch bei suffizienter Darmvorbereitung deutlich schneller insufflieren
und absaugen [5]. Zu Patienten mit COPD liegen lediglich Daten aus eine Studie zur ESD plus CO2 in Narkose vor, ohne Beeinträchtigung der Sauerstoffsättigung. Die Datenlage ist
daher noch nicht abschließend geklärt [6]
[7]. Bei Endoskopien mit erhöhtem
Perforationsrisiko wird
grundsätzlich die Verwendung von
CO2 empfohlen [8]. Die aktuelle S2k-Leitlinie „Qualitätsanforderungen in der gastrointestinalen Endoskopie“
trägt dem Rechnung und empfiehlt die routinemäßige Ausstattung neuer Endoskopie-Einheiten
mit CO2-Anschlüssen und -Insufflatoren [7].
Gleichwohl setzt sich der Einsatz von CO2 in der gastrointestinalen Endoskopie weltweit, wie auch in Deutschland, nur schleppend
großflächig durch [9]. Kosten spielen hier vermutlich die wesentliche Rolle ([Tab. 1]). So liegt die Anschaffung für CO2-Insufflatoren ([Abb. 1a + b]) bei etwa 3500 – 6000 € pro Einheit. Hinzu kommen ein Druckschlauch für den Wandanschluss
oder eine CO2-Gasflasche. Bei fest installiertem Turm liegt der Preis für letztere nach Industrieangaben
bei knapp 600 € für eine große 37,5 kg-CO2-Flasche für medizinische Anwendungen (Fa Linde Health Care, Oberschleißheim) oder
bei etwa 350 € für einen Wand-Druckschlauch (Fa. Fuji Europe, Düsseldorf). Während
bisher CO2-Insufflatoren als gesonderte Komponenten an herkömmliche Prozessor-Lichtquellen-Einheiten
angegliedert wurden, bietet aktuell die Fa. Karl Storz, Tuttlingen, eine Lichtquellen-Insufflationseinheit
für wahlweise Raumluft und CO2 (s. u.).
Tab. 1
Vor- und Nachteile des Einsatzes von CO2 für die gastrointestinale Endoskopie.
Vorteile
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Einschränkungen und Nachteile
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Anschaffungskosten von 3500 – 6000 € für die Insufflationseinheit plus Wand-Druckschlauch
bzw. Gasflasche
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keine ambulante Vergütung
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Erstattung des CO2-Gases als Praxisbedarf
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IGEL-Leistung mit direkter Abrechnung gegenüber dem Patienten möglich
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unklare Datenlage für Patienten mit COPD
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Abb. 1 Kompakte CO2-Insufflatoren für den Betrieb mit CO2-Wandanschluss oder Druck-Gasflaschen-Versorgung (a GW100, Fa. FUJI Europe, Düsseldorf. b UCR, Fa. Olympus Optical, Hamburg).
Vonseiten der Krankenkassen ist die Verwendung von CO2 im ambulanten Bereich bisher nicht gesondert abrechenbar und die Anschaffung der
Gerätschaft geht zulasten des Praxisinhabers. Das CO2-Gas wird jedoch als Praxisbedarf erstattet. CO2 bei der Koloskopie kann gegenüber gesetzlich versichertem Patienten als IGEL-Leistung
angeboten werden, wird jedoch in der Praxis häufig als Serviceleistung erbracht.
Jürgen Hochberger, Andreas Schröder, Volker Meves
Auswahl nützlicher Internet-Links
https://www.fujifilm.eu/de/produkte/medizinische-systeme/endoskopie/endoskopie-produkte/co2-insufflation
https://www.olympus.de/medical/de/medical_systems/products_services/product_details/product_details_9792.jsp
https://www.pentaxmedical.com/pentax/de/101/7/CO2-Insufflator-and-Irrigation-Pump/
https://www.karlstorz.com/de/de/highlights-gi.htm
http://cld.bz/BookData/ITsMQLt/basic-html/index.html-50
http://www.pauldrach-medical.de/faq/co-2-insufflationsgeraet.php
http://www.linde-healthcare.de/de/index.html
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-022l_S2k_Qualitaetsanforderungen_gastrointestinale_Endoskopie_2015-07.pdf