PPH 2017; 23(03): 150
DOI: 10.1055/s-0042-1203635
Rund um die Psychiatrie
Aktuelle Studien
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Ruthig JC, Gamblin BW, Jones K, Vanderzanden K, Kehn A. Concurrently examining unrealistic absolute and comparative optimism: Temporal shifts, individualdifference and eventspecific correlates, and behavioural outcomes.

Contributor(s):
Jörg Kußmaul
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Publication History

Publication Date:
22 May 2017 (online)

Hintergrund: Die individuelle Ausprägung des Optimismus im menschlichen Charakterbild beeinflusst die Risikobereitschaft und dadurch entsprechende Verhaltensweisen. Das Phänomen des unrealistischen Optimismus tritt in einer absoluten und vergleichenden Form auf.

In der absoluten Form wird die eigene Zukunft positiver eingeschätzt als diese objektiv anzunehmen ist, zum Beispiel der Lotteriegewinn trotz einer mathematisch sehr geringen Chance. Beim vergleichenden Optimismus würde die Chance, das Millionenlos für sich selbst zu ziehen, wesentlich höher eingestuft als die eines anderen Menschen im Umfeld.

Diese Langzeitstudie schließt sich thematisch an umfangreiche Forschungsarbeiten der letzten Jahre an. Im Fokus stehen jedoch der Vergleich und die Veränderung beider Formen des Optimismus sowie die daraus resultierenden Verhaltensweisen.

Methode: Durch die hohe Studienteilnehmerzahl von insgesamt 166 Studenten im Alter von 18 bis 36 Jahren konnte die Teststärke (Power) von 92 Prozent für den Stichprobenumfang erreicht werden. Damit konnten bereits sehr kleine Effekte nachweislich gemessen werden.

Zu Beginn der Studie führten die Teilnehmer eine Selbsteinschätzung durch, ob persönliche depressive Verhaltensweisen (Drepression-Scale) vorliegen sowie zum Ausmaß ihrer Überzeugung, die eigene Zukunft beeinflussen zu können.

Anschließend evaluierten die Teilnehmer mit der Rosenberg-Self-Esteem-Scale ihre eigene voraussichtliche Leistung und die der Kommilitonen bei drei Klausuren in einem Zeitraum von sechs Monaten. Die Erhebungen wurden kurze Zeit vor der Prüfung sowie nach der Prüfung wiederholt.

Ergebnis: Die Teilnehmer schätzten im zeitlichen Studienverlauf durchgehend die eigene Leistungsfähigkeit bezogen auf das tatsächliche Klausurergebnis als zu optimistisch ein. Dieser zu positive Optimismus trat ebenfalls im Vergleich zu der eigenen Leistungsfähigkeit und mit dem Klausurerfolg der restlichen Kommilitonen auf.

Das Ausmaß des Optimismus verringerte sich jedoch kontinuierlich als die Teilnehmer die Rückmeldung der ersten beiden Klausuren erhalten hatten. Die Studienergebnisse geben weiterhin im Detail Aufschluss über verschiedene Einflussfaktoren und Korrelationen, zum Beispiel die Auswirkung von Depression auf beide Formen des unrealistischen Optimismus.

Fazit: Der unrealistische Optimismus muss in der absoluten und vergleichenden Ausprägungsform unterschieden werden. Dieser basiert auf unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen.