Die Prognose von Patienten mit einem Multiplen Myelom hat sich in den letzten Jahren
deutlich verbessert. Dazu tragen auch neue Behandlungsoptionen wie der erste orale
Proteasominhibitor Ixazomib bei, der ab Januar 2017 in Deutschland zur Verfügung stehen
wird. Damit kann heute insbesondere in der Rezidivsituation unter mehreren Behandlungsoptionen
ausgewählt und so eine individuelle Therapieentscheidung getroffen werden.
Mehr Möglichkeiten in der Rezidivsituation
„Aufgrund weiterentwickelter Proteasominhibitoren und Immunmodulatoren (IMiDs), aber
auch mithilfe neuer Substanzen wie den monoklonalen Antikörpern und Histondeacetylasehemmern
(HDAC), können wir in der Rezidivsituation unsere Therapie heute viel besser auf krankheits-
sowie patientenindividuelle Parameter und nicht zuletzt auf persönliche Wünsche des
Patienten einstellen“, erklärte Dr. Hans-Jürgen Salwender, Hamburg, im Rahmen eines
Symposiums bei der Jahrestagung 2016 von DGHO, OeGHO, SGMO und SGH.
Zur Wirksamkeit und Sicherheit moderner Wirkstoffe, die nach mindestens einer Vortherapie
eingesetzt werden können, präsentierte Salwender eine Reihe positiver Studienergebnisse.
Die Proteasominhibitoren Carfilzomib und Ixazomib sowie der gegen SLAMF7 gerichtete
monoklonale Antikörper Elotuzumab wurden dabei jeweils in Kombination mit Lenalidomid
und Dexamethason eingesetzt. Je nach Studie und Studienpopulation wurden für die neuen
Wirkstoffe in einer Kombinationstherapie gegenüber einer Vergleichstherapie ein Zuwachs
beim medianen progressionsfreien Überleben (PFS) von 4,5 bis zu 9,3 beobachtet [1] [4]. Nach mindestens zwei Vortherapien wurden der monoklonale Antikörper (Anti-CD38)
Daratumumab, der HDAC-Hemmer Panobinostat und der IMiD Pomalidomid evaluiert. Panobinostat
wurde dabei kombiniert mit Bortezomib und Dexamethason (PANORAMA-Studie, Subgruppenanalyse)
und Pomalidomid in Kombination mit Dexamethason (MM-003-Studie) eingesetzt [5] [7].
Ixazomib: Signifikanter PFS-Gewinn
Die Zulassung von Ixazomib beruht auf den positiven Ergebnissen der doppelblinden,
randomisierten Phase-3-Studie TOURMALINE-MM1, deren Ergebnisse im April 2016 hochrangig
publiziert wurden [4]. Eingeschlossen waren 722 erwachsene Patienten mit einem rezidivierten und/oder
refraktärem Multiplen Myelom (1 bis 3 Vortherapien), darunter ältere Patienten (im
Median 66 Jahre) sowie Patienten mit moderater Nierenfunktionsstörung, einer messbaren
Erkrankung nur anhand der freien Leichtketten im Serum und zytogenetischen Hochrisikokonstellationen
([del(17p)], [t(4;14)], [t(14;16)]). Sie wurden mit dem ersten oralen Proteasominhibitor
Ixazomib bzw. Placebo jeweils in Kombination mit Lenalidomid/Dexamethason behandelt.
Das mediane Follow-up betrug ca. 15 Monate. Die Patienten profitierten von der Behandlung
mit Ixazomib mit einem PFS-Gewinn von im Median 5,9 Monaten (medianes PFS unter Ixazomib
20,6 Monate vs. 14,7 Monate unter Placebo; Hazard Ratio 0,742; 95 %-Konfidenzintervall
0,587-0,939, p < 0,012) [4]. In der TOURMALINE-MM1-Studie hatte Ixazomib in Kombination mit Lenalidomid/Dexamethason
auch bei Patienten mit einer zytogenetischen Hochrisikokonstellation eine positive
Auswirkung auf das PFS [8] (Abb. 1).
Abb. 1 Patienten mit rezidivierendem/refraktärem Multiplen Myelom können von der Therapie
mit Ixazomib im Vergleich zu Placebo (jeweils in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason)
mit einem signifikant verlängerten medianen progressionsfreien Überleben (PFS) profitieren
(p < 0,012) [4].
Belastbarkeit der Patienten berücksichtigen
„Bis zu 70 % der Patienten mit einem Multiplen Myelom können als ‚frail’ (engl. gebrechlich,
schwach) eingestuft werden“, erklärte Prof. Dr. Monika Engelhardt, Freiburg. Bei der
Auswahl eines bestimmten Therapieregimes für diese gebrechlichen Patienten muss Aspekten
wie Verträglichkeit, Therapietreue und Effektivität ein anderer Stellenwert zugemessen
werden als bei „fitten“ oder „intermediär fitten“ Patienten [9]. Die unterschiedliche Belastbarkeit der einzelnen Patienten macht Engelhardt zufolge
das Management von Nebenwirkungen und die Vermeidung von Toxizitäten immer wichtiger.
Eine Erleichterung für weniger belastbare Patienten könnte auch der Einsatz oraler
Therapieregime darstellen.
Quelle: Satellitensymposium „Does one size fit all? Patientenorientierte Therapieentscheidung
beim Multiplen Myelom”, im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen
und Schweizerischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO,
OeGHO, SGMO und SGH) am 14. Oktober 2016 in Leipzig. Veranstalter: Takeda Pharma Vertrieb
GmbH & Co. KG, Berlin.
Der Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Takeda Pharma Vertrieb GmbH
& Co. KG, Berlin.