Liebe Leserinnen und Leser,
Es ist nicht alltäglich, dass man in einem medizinischen Fachjournal wie der ZGN einen
veritablen kulturhistorischen Aufsatz herausbringen darf. Dass uns dies im vorliegenden
Heft dennoch gelingt, ist dem Engagement einer Historikerin zu verdanken, die – selbst
Mutter eines frühgeborenen Mädchens – sich des Themas „Muttermilchbanken“ angenommen
und dazu umfangreiches Quellenmaterial zusammengetragen hat. In der Arbeit mit dem
Titel „Wie wertvoll ist Muttermilch? Die Ernährung Früh- und Neugeborener seit dem ausgehenden
19. Jahrhundert“ wird nachgezeichnet, wie Frauen-(Ammen-)milch zunächst eine wichtige Rolle im Kampf
gegen die Säuglingssterblichkeit spielte, wie sie obendrein zu politischen Zwecken
instrumentalisiert wurde, wie sie dann in den Nachkriegsjahren im „Westen“ aus verschiedenen
Gründen aus der Mode kam, wie sie dagegen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR hoch im
Kurs blieb und wie sie heute wieder als wichtiges Element der Infektionsprävention
bei Frühgeborenen angesehen wird – mit der Folge einer weltweiten Neugründung zwischenzeitlich
belächelter Frauenmilchbanken.