retten! 2016; 5(05): 366-373
DOI: 10.1055/s-0042-117541
Fachwissen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notfälle bei Palliativpatienten - Lebensrettung oder Symptomkontrolle?

Jens Tiesmeier
,
Brigitte Lehning
,
Dietrich Henzler
,
Thomas Jakob
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 December 2016 (online)

Abstract:

Palliativpatienten sind zwar unheilbar krank, aber nicht zwangsläufig akut vom Tod bedroht. In einem Notfall müssen Sie vielleicht trotzdem entscheiden: Den Wunsch des Patienten nach Symptomkontrolle oder Ihren Auftrag der Lebensrettung erfüllen? Anhand von 3 Kasuistiken erklären wir am Beispiel der Reanimation, welche ethischen und juristischen Aspekte Ihnen helfen können, hier eine Lösung zu finden.

Kernaussagen

  • Die Versorgung von Patienten mit palliativen Erkrankungen kann jeden Mitarbeiter im Rettungsdienst treffen.

  • Aus- und Fortbildung sind die Voraussetzungen, um die Schnitt- und Konfliktmengen zwischen Rettungs- und Palliativmedizin zu erkennen.

  • Ziel ist die bestmögliche Behandlung für jeden. Das Spektrum reicht von maximaler Therapie bis zu effektiver Symptomkontrolle vor Ort.

  • Kriterien zu Nichteinleitung oder Abbruch einer Reanimation stellen eine Orientierungshilfe dar.

  • Regional eingeführte und allen Beteiligten bekannte Lösungen in Form von Palliativausweisen oder Notfallkarten können eine Patientenverfügung sinnvoll ergänzen.

  • Im Zweifel gilt: Leben erhalten – „in dubio pro vita“!

 
  • Literatur

  • 1 Wiese CHR, Graf BM, Hanekop GG. Notärztliche Versorgung von Palliativpatienten. Notarzt 2009; 25: 49-54
  • 2 Wiese CHR, Vagts DA, Kampa U et al Palliativpatienten und Patienten am Lebensende in Notfallsituationen. Anaesthesist 2011; 60: 161-171
  • 3 Wiese CHR, Ittner KP, Graf BM et al Palliative Notfälle – Definition, Besonderheiten und therapeutische Entscheidungen. Notarzt 2011; 27: 223-236
  • 4 RettG NRW §2(2). Stand: 04.06.2016. Im Internet: www.recht.nrw.de Stand: 09.06.2016
  • 5 Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. WHO Definition Palliative Care. 2002 Im Internet: www.dgpalliativmedizin.de Stand: 09.06.2016
  • 6 Tiesmeier J, Brandt O, Emmerich M. Unerwartete Lebenszeichen nach erfolgloser Reanimation. MMW-Fortschr.Med 2010; 23: 33-36
  • 7 Mohr M. Ethische Aspekte. In: Scholz J, Hrsg. Notfallmedizin. 2. Auflage Stuttgart: Thieme; 2007: 20-24
  • 8 Beauchamp TL, Childress JF. Principles of biomedical ethics. 6th Edition New York: Oxford University Press; 2009
  • 9 Bossaert LL, Perkins GD, Askitopoulou H et al Ethik der Reanimation und Entscheidungen am Lebensende. Kapitel 11 der Leitlinien zur Reanimation 2015 des European Resuscitation Council. Notfall Rettungsmed 2015; 18: 1035-1047
  • 10 Klocke M. Notfallpalliation statt Notarzt. Notfall Rettungsmed 2011; 14: 459-464
  • 11 Wiese CHR, Duttge G, Weber AK et al Notfallmedizinische Betreuung von Palliativpatienten am Lebensende. Anaesthesist 2009; 58: 1097-1106
  • 12 Empfehlungen der Bundesärztekammer und der Zentralen Ethikkommission der Bundesärzte-kammer zum Umgang mit Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung in der ärztlichen Praxis. Deutsches Ärzteblatt 2010; 18: 877-882
  • 13 Essener Palliativausweis. Im Internet: www.netzwerk-palliativmedizinessen.de/media/EPA_MUSTER_2014.pdf Stand: 21.05.2016
  • 14 Stolz K. Patientenverfügungen in Notfallsituationen. Notarzt 2012; 28: 101-106
  • 15 Mohr M. Auf der Grenze: präklinische Wiederbelebung im hohen Alter. Notfall Rettungsmed 2007; 10: 182-188
  • 16 Murphy DJ, Burrows D Santilli et al The influence oft the probability of survival on patients´ preferences regarding cardiopulmonary resuscitation. N Engl J Med 1994; 24 330 (Suppl. 08) 545-9
  • 17 Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften Notärzte Deutschlands (BAND) e.V. Pressemitteilung. 04/2012 01.03.2012