Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2016; 23(04): 161
DOI: 10.1055/s-0042-112277
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rückschläge bei Dezimierung der Moskitobestände

Malaria auf der koreanischen Halbinsel
Unn Klare
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Publication Date:
24 August 2016 (online)

 

Noch kurz vor Ende des vergangenen Jahrhunderts galt die koreanische Halbinsel als malariafrei: Die Demokratische Volksrepublik Korea im Norden hatte diesen Status Anfang der 1970er Jahre erhalten, im Süden folgte die Republik Korea 1979. Doch nicht einmal 15 Jahre später, 1993, wurden im Norden Südkoreas nahe der demilitarisierten Zone bereits wieder erste Malariainfektionen registriert. Zunächst waren es nur Einzelfälle. Doch 1997 meldete dann auch Nordkorea erstmals wieder autochthone Infektionen, auch hier vor allem entlang der demilitarisierten Zone.

Rapider Anstieg in Nordkorea

Nun folgte ein rapider Anstieg der Fallzahlen in beiden Ländern. Der Höhepunkt wurde 2001 erreicht, als es in Nordkorea – je nach Quelle – schätzungsweise zwischen 140 000 und 300 000 Erkrankte gab (genaue Aussagen zu den Fallzahlen sind hier nur schwer möglich, da kein landesweites Meldesystem vorhanden ist). Betroffen waren in Nordkorea mittlerweile alle Landesteile außer der äußerste Nordosten, wobei nach wie vor der Großteil der Infektionen entlang der demilitarisierten Zone im Süden auftrat. In Südkorea waren die Fallzahlen deutlich niedriger (wenige tausend Fälle) und beschränkten sich nach wie vor auf das Grenzgebiet.

Hervorgerufen wurde der deutliche Anstieg zur Jahrtausendwende vor allem durch starke Regenfälle, die zu lange andauernden Überschwemmungen und somit optimalen Lebensbedingungen für die malariaübertragenden Mücken führten. Hinzu kam, dass diese Mücken bereits von der in den 1990er Jahren stark vorangetriebenen Abholzung der Wälder und Umstellungen im Bewässerungssystem der Reisfelder profitiert hatten. Auch hatte vor allem Nordkorea aufgrund von wirtschaftlichen Problemen und den zeitgleich auftretenden Überschwemmungen erst spät auf die sich entwickelnde Epidemie reagiert.


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Weniger Fallzahlen durch verstärkte Maßnahmen

Erst nach dem Jahr 2001 gab es in Nordkorea verstärkte Bemühungen, die Malaria wieder unter Kontrolle zu bekommen. Mit von der WHO und dem globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria bereitgestellten Mitteln konnten in den folgenden Jahren auch deutliche Erfolge erzielt und die Fallzahlen in Nordkorea auf etwa 10 000 bis 20 000 jährlich gesenkt werden.

Auch Südkorea unterstützte in den Jahren 2001 bis 2009 den nördlichen Nachbarn mit Moskitonetzen, Insektiziden, Laborbedarf und Arzneimitteln. Die politischen Spannungen zwischen den beiden Ländern verhindern jedoch eine offizielle Zusammenarbeit zur Ausrottung der Malaria. Lediglich auf regionaler Ebene gab es auch nach 2009 noch einzelne Kooperationen, so zum Beispiel eine Zusammenarbeit zwischen der südkoreanischen Provinz Gyeonggi-do und Nordkorea in den Jahren 2008 bis 2012. Im Jahr 2007 registrierte Gyeonggi-do noch mehr als 1000 Malariafälle. Allein im ersten Jahr der Kooperation, bei der unter anderem Moskitonetze in den Norden geliefert und Maßnahmen zur Moskitobekämpfung zwischen den beiden Ländern koordiniert wurden, konnte die Zahl mehr als halbiert werden. Im Jahr 2013 wurden schließlich nur noch 228 Fälle registriert. Doch seit dem Ende der Zusammenarbeit steigen die Fallzahlen wieder an, 2014 zunächst auf 311, vergangenes Jahr dann auf 417.


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Anzahl der Mücken erhöht sich wieder

Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Zahl der Anopheles-Mücken nördlich der Grenze seit 2012 wieder deutlich erhöht hat, was die Anstrengungen des Südens, die Malaria einzudämmen, zunichte macht. Für die eigentlich bis 2017 angestrebte Ausrottung der Malaria in Korea wäre es unbedingt notwendig, dass Nordkorea wieder verstärkt die Moskitobestände bekämpft und dafür auch die notwendigen Mittel erhält. Eine erneute, eigentlich schon für das Jahr 2015 geplante Kooperation zwischen Gyeonggi-do und dem Norden ist jedoch zunächst erst einmal gescheitert, da sich die Spannungen zwischen beiden Ländern in den letzten Monaten durch einen Atom- und mehrere Raketentests wieder verschärft haben.

Quellen: WHO, promed, Global Health Group der University of California San Francisco


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