Aktuelle Dermatologie 2016; 42(10): 388
DOI: 10.1055/s-0042-111994
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kutanes Plattenepithelkarzinom – Welche Faktoren geben Auskunft über den Krankheitsverlauf?

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Publikationsdatum:
13. Oktober 2016 (online)

 

    Nach dem Basalzellkarzinom ist das kutane Plattenepithelkarzinom (PEK) der zweithäufigste maligne Hauttumor. Verschiedene klinische und histopathologische Kriterien dienen der prognostischen Einschätzung, doch die genauere Bewertung einzelner Faktoren auf den Verlauf der Krankheit ist aufgrund mangelnder Daten schwierig. Um deren prognostische Bedeutung quantifizieren zu können, haben A.K. Thompson et al. die vorhandene Literatur analysiert.
    JAMA Dermatology 2016; 15: 419–428

    Die Autoren suchten in Literaturdatenbanken nach entsprechenden Studien. Infrage kommende Untersuchungen mussten mehr als 10 PEK-Patienten umfassen und Daten zu mehr als einem der folgenden Risikofaktoren enthalten: Invasionstiefe, perineurale Invasion, Durchmesser, Tumordifferenzierung oder Lokalisationen an den Lippen, Schläfen, Wangen. Gleichzeitig waren Informationen über Rezidive, nodale Metastasen und krankheitsspezifische Todesfälle gefordert. Von 122 begutachteten Studien gingen 36 in die Analyse ein; 31 davon waren retrospektive Untersuchungen und 5 prospektive Kohortenstudien. Die Studien beschrieben 23 421 PEKs bei 17 248 Patienten. Die Zahl der Patienten pro Studie reichte von 41 bis 6164.

    Risikofaktoren für Rezidive waren

    • Breslow-Dicke von > 2 mm (relatives Risiko [RR] 9,64; p = 0,03) und > 6 mm (RR 7,13; p < 0,01),

    • eine Invasion außerhalb subkutanen Fetts (RR 7,61; p < 0,01),

    • perineurale Invasion (RR 4,30; p < 0,01),

    • Durchmesser von > 20 mm (RR 3,22; p < 0,01),

    • Lokalisation an den Schläfen (RR 3,20, p = 0,03) und

    • schlechte Differenzierung (RR 2,66; p < 0,01).

    Folgende Faktoren waren mit einem Metastasierungsrisiko assoziiert:

    • Invasion außerhalb subkutanen Fetts (RR 11,21; p < 0,01),

    • Breslow-Dicke von > 2 mm (RR 10,76; p < 0,01) und > 6 mm (RR 6,93; p < 0,01),

    • Durchmesser von > 20 mm (RR 6,15; p < 0,01),

    • schlechte Differenzierung (RR 4,98; p < 0,01),

    • perineurale Invasion (RR 2,95; p < 0,01),

    • Lokalisation an den Schläfen (RR 2,82; p < 0,01), Ohren (RR 2,33; p < 0,01) und Lippen (RR 2,28; p < 0,01) sowie

    • Immunsuppression (RR 1,59; p = 0,02).

    Risikofaktoren mit Assoziation zu krankheitsspezifischem Tod waren

    • Durchmesser von > 20 mm (RR 19,10; p < 0,01),

    • schlechte Differenzierung (RR 5,65; p < 0,01),

    • Lokalisation am Ohr (RR 4,67; p = 0,02) und an den Lippen (RR 4,55; p = 0,01) sowie

    • Invasion außerhalb subkutanen Fetts (RR 4,49; p < 0,01) und

    • perineurale Invasion (RR 4,06; p < 0,01).

    Von den ausgewerteten Studien hatten 16,7 % ein als gering eingeschätztes Risiko, durch multivariable Daten beeinflusst worden zu sein, während bei 83,3 % das Risiko der mangelnden Berücksichtigung von Störfaktoren unklar oder hoch bewertet wurde.

    Fazit

    Nach den Ergebnissen dieser Metaanalyse ist bei kutanen Plattenepithelkarzinomen die Tumordicke mit dem höchsten relativen Risiko für Rezidive und Metastasen assoziiert. Das höchste Risiko für krankheitsspezifischen Tod besteht bei einem Durchmesser > 20 mm.

    Matthias Manych, Berlin