Einige populationsbasierte Studien weisen auf eine weiterhin
zunehmende Häufigkeit von Asthma und allergischer Rhinitis
hin, während Ergebnisse zum Prävalenztrend der chronisch
obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) über die letzten
Jahrzehnte hinweg unterschiedlich ausfallen. Italienische Daten
von S. Maio et al. stützen die ernüchternde Erkenntnis, dass
alle dieses Atemwegserkrankungen auf dem Vormarsch sind.
Respir Med 2016; 110: 58–65
Ausgewertet wurden die Daten von 3 populationsbasierten
Querschnittstudien in
Pisa/Italien, an denen in den Jahren 1985–1988 rund 3865 Personen, in den Jahren
1991–1993 rund 2841 Personen und in
den Jahren 2009–2011 rund 1620 Personen
teilgenommen hatten. Von 2276 Probanden
(47 %) standen die Daten aus mindestens
einer Erhebung für die aktuelle
Auswertung zur Verfügung, für 1723
(35,5 %) lagen Angaben aus mindestens 2
Erhebungen vor und für 849 (17,5 %) aus
allen 3 Querschnittsstudien. Basis der Erhebungen
war ein standardisierter Fragebogen
zum Gesundheitsstatus und Risikofaktoren.
Eine Subgruppe wurde jeweils
auch einer Spirometrie unterzogen.
Ein einheitlicher Trend
Alle erhobenen Atemwegssymptome und
-erkrankungen zeigten im Zeitverlauf einen
deutlichen Aufwärtstrend. Besonders
ausgeprägt war die Prävalenzzunahme
bei kürzlich stattgehabten Asthmaanfällen,
die zwischen der ersten und letzten
Erhebung in ihrer Häufigkeit von 3,4
auf 7,2 % anstiegen, bei allergischer Rhinitis
(AR), deren Prävalenz im selben Zeitraum
von 16,2 auf 37,4 % anstieg, bei einer
häufigen Verschleimung (Anstieg von 8,7
auf 19,5 %) und bei COPD (Anstieg von 2,1
auf 6,8 %). Auch die Prävalenz eines häufigen
Hustens stieg deutlich an. Die Atemwegsobstruktion
wurde nur in der 2. und
3. Querschnittserhebung erfasst. Auch
hier zeigte sich ein deutlicher Anstieg der
Prävalenz von 10,8 auf 21,1 %.
Die multivariate Analyse der Einflussfaktoren
bestätigte den Anstieg der Prävalenzraten
von Atemwegssymptomen und
-erkrankungen in Abhängigkeit von der
Zeit. Außerdem spielte die Arbeitsplatzexposition
für Asthma, Asthmaanfälle
und AR eine Rolle. Der Anstieg der Häufigkeit
von Asthmaattacken zeigte zudem
eine Assoziation zu ausgeprägtem Rauchen
(≥ 24 Packungsjahre).
COPD-Symptome oder eine Diagnose
waren assoziiert mit höherem Lebensalter,
männlichem Geschlecht, Arbeitsplatzexposition
und Rauchen, ein häufiger
Husten mit einem niedrigen Bildungsgrad
und eine Atemwegsobstruktion
mit höherem Alter und Rauchen. Zudem
belegten die Autoren eine Assoziation
von AR sowie COPD mit einem Leben
im städtischen Bereich.
Die bereits für einige europäische Länder
und die USA beschriebenen Trends
einer Zunahme von Asthma und AR
wurden in Zentralitalien für den Zeitraum
von 1985 bis 2011 bestätigt. Zudem
zeigte die COPD-Prävalenz einen
ähnlich deutlichen Anstieg über diesen
Zeitraum. Die Prävalenzen aller genannten
Erkrankungen zeigten mehr
als eine Verdoppelung über 25 Jahre
hinweg, so die Autoren.