Nickel löst bei Hautkontakt häufig entzündliche
Reaktionen aus. Die Schleimhaut
im Mund zeigt sich jedoch erstaunlich
tolerant gegenüber dem Metall. Zahnmediziner
des Universitätsklinikums Bonn
liefern nun neue Erkenntnisse zu diesem
Phänomen. Demnach könnte eine Zahnspange
sogar das Risiko einer Nickelallergie
vermindern. Die Studie ist Anfang Mai
im Journal of Allergy and Clinical Immunology
online erschienen (DOI: 10.1016/j.jaci.2016.03.036).
Nickel gilt als die häufigste Ursache für
Kontaktallergien. Auch Zahnspangen sind
nickelhaltig. Durch korrosive Prozesse
können aus ihnen Ionen freigesetzt werden.
Die Schleimhaut der Mundhöhle
scheint damit jedoch meist vergleichsweise
problemlos klar zu kommen. „Bei
kieferorthopädischen Behandlungen im
Mundraum beobachten wir so gut wie nie
Entzündungsreaktionen oder Ekzeme“,
erklärt Dr. L. Gölz, Bonn.
Kann das Tragen von Zahnspangen der Entwicklung einer Nickelallergie vorbeugen? (©
Digital Vision)
„Wir konnten nun zum ersten Mal zeigen,
dass sich die lokalen Gewebszellen der
Schleimhaut selbst – die Fibroblasten –
ganz anders verhalten als die der äußeren
Haut“, erklärt Gölz. So produzieren
Hautzellen bei Kontakt mit Nickel
Interleukin-1β, ein starkes Entzündungssignal
– 20-fach mehr, als die Mundschleimhautzellen
unter identischen Bedingungen.
Gleichzeitig wird durch Botenstoffe
der Haut die körpereigene Immunabwehr aktiviert. In der Mundschleimhaut
werden dagegen andere Botenstoffe
freigesetzt. Sie hemmen entzündliche
Prozesse und die massive Einwanderung
von Immunzellen. Eine
Schlüsselkomponente der frühen Immunabwehr
sind die dendritischen Zellen.
Es war bereits bekannt, dass die dendritischen
Zellen der Mundschleimhaut toleranter
sind als die der Haut. In der
Mundschleimhaut herrsche ein Mikromilieu,
das diese tolerogenen Eigenschaften
der oralen dendritischen Zellen
begünstigen könne, so Gölz.
Eine kieferorthopädische Behandlung mit
einer festen Zahnspange scheint die Entstehung
einer Nickelallergie zu verhindern.
Das konnte Gölz durch die Analyse
bereits veröffentlichter Studien zeigen.
„Schon die geringen Nickelmengen, die
von den Spangen konstant in den Mundraum
abgegeben werden, scheinen das
Immunsystem zu desensibilisieren“, sagt
Gölz. Eine Zahnspange wirke somit wie
eine sublinguale Immuntherapie.
Nach einer Mitteilung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn