Seit 20 Jahren gehört das Ultraschallscreening der Säuglingshüfte zur Kinder-Richtlinie,
einem Programm zur „Krankheitsfrüherkennung im Kindesalter“. Die DEGUM sieht die Erfolge
des Screenings jedoch gefährdet: Der Trend, Babys eng in Tücher oder Decken einzuwickeln,
um sie zu beruhigen und ihnen das Einschlafen zu erleichtern, könnte zu einer Zunahme
der Hüftdysplasien führen. Was das sogenannte „Pucken“ für Diagnostik und Therapie
bedeutet, erläutern Vertreter der DEGUM am 8. Juni auf einer Pressekonferenz in Berlin.
Beim klassischen Pucken werden die Beine in Streckstellung aneinander gebunden. Je
nach Dauer des Puckens kann die veränderte Krafteinwirkung die Hüftreifung zum Stillstand
bringen und sich eine Hüftdysplasie ausbilden oder sich sogar das Hüftgelenk ausrenken.
In Einzelfällen kann dies zur Folge haben, dass der Hüft-Ultraschall bei Kindern nach
der Geburt unauffällig ist und sich nach einigen Wochen ein auffälliger Befund ergibt.
Problematisch wird es insbesondere dann, wenn die Veränderungen erst nach der dritten
Vorsorgeuntersuchung mit vier bis fünf Lebenswochen auftreten, bei denen die Kinderärzte
die Hüften der Babys üblicherweise per Ultraschall untersuchen. Aktuelle Zahlen aus
Australien zeigen eine Verdreifachung der spät diagnostizierten Hüftdysplasie-Fälle,
also nach dem dritten Lebensmonat – trotz eines klinischenScreenings im Säuglingsalter.
In anderen Ländern, etwa der Türkei oder Japan, sollen Aufklärungskampagnen die Eltern
vom Pucken abbringen.
Etwa vier Prozent aller Säuglinge kommen mit einer unreifen Hüfte zur Welt. Wird eine
„Hüftluxation“ nicht behandelt, entwickeln die Kinder einen hinkenden Gang. Seit 1996
ist die Ultraschalluntersuchung der Säuglingshüfte Bestandteil der dritten Vorsorgeuntersuchung
„U3“ im Alter von vier bis fünf Lebenswochen. Kinder mit einem besonders hohen Risiko
werden bereits mit wenigen Tagen im Rahmen der „U2“ geschallt. Das betrifft zum Beispiel
Kinder, bei denen in der Familie Fälle aufgetreten sind oder auch Babys, die aus Beckenendlage
geboren wurden. Den Erfolg des Screenings legen verschiedene Studien dar. So sank
etwa die Rate der Kinder eines Jahrgangs, die in Deutschland wegen einer Hüftdysplasie
operiert werden mussten, von 1,26 pro 1000 Lebendgeburten auf 0,26.
Auf einer Pressekonferenz der DEGUM am 8. Juni 2016 in Berlin erörtern Vertreter der
Fachgesellschaft unter anderem, warum das Ultraschallscreening in Deutschland eingeführt
wurde und welche Tragetechniken gut für das Kind und die Hüftentwicklung sind.