Im Januar 2010 wurde Haiti von einem der verheerendsten Erdbeben der Geschichte erschüttert.
Weit mehr als 300 000 Menschen verstarben dabei. Aber auch 6 Jahre nach dem Beben
leidet das Land noch immer massiv unter den indirekten Folgen: Das Abwassersystem
Haitis war bereits vor dem Jahr 2010 desaströs. Das Beben zerstörte es noch weiter.
Selbst heute hat weniger als ein Viertel der Haitianer Zugang zu einer Toilette. Das
Abwasser wird selten behandelt und sauberes Trinkwasser ist für viele nicht erreichbar.
So hatte das Land den Cholerabakterien, die vermutlich mit unzureichend behandeltem
Abwasser aus einem Camp nepalesischer Blauhelmsoldaten in den größten Fluss des Landes
gelangten, wenig entgegenzusetzen. Damit begann im Oktober 2010 eine Choleraepidemie,
die bis heute andauert, und die noch einmal mindestens 9300 Haitianern das Leben kostete.
Möglicherweise sind die tatsächlichen Opferzahlen aber noch deutlich höher – so gibt
es Hinweise darauf, dass am Anfang des Ausbruchs aufgrund der chaotischen Zustände
bei Weitem nicht alle Todesopfer registriert worden waren.
(Bild: CDC-PHIL; # 18298)
Hunderttauschende Menschen erkrankt
Insgesamt erkrankten in den vergangenen 5,5 Jahren mehr als 778 000 Menschen. Etwa
12 000 davon seit Beginn dieses Jahres. Dabei sind die Zahl der Neuinfektionen sowie
die Mortalitätsrate seit Beginn des Ausbruchs zwar deutlich gesunken, noch immer versterben
monatlich aber etwa 35 Menschen an den Folgen der Infektion. Legt man zugrunde, dass
nur eine von 10 Infektionen symptomatisch verläuft, dann haben sich bereits 70 % der
Bevölkerung infiziert.
Elimination des Cholerabakteriums schwierig
Einige Experten betrachten das Cholerabakterium mittlerweile als endemisch in Haiti
und gehen davon aus, dass es so fest in den Flüssen, deren Mündungsgebieten und sogar
den Küstengewässern etabliert ist, dass es von dort kaum wieder entfernt werden kann.
Andere glauben jedoch, dass es mit internationaler Hilfe möglich sei, das Bakterium
hier bis zum Jahr 2022 zu eliminieren. Dafür seien jedoch deutlich mehr Ressourcen
nötig, als derzeit für den Kampf gegen die Cholera bereitgestellt würden: So ist ein
im Jahr 2013 verfasster, 2,2 Mrd. US-Dollar schwerer Plan zur Eliminierung der Cholera
bisher zu weniger als 14 % finanziert. Und von den über 200 internationalen Organisationen,
die zu Beginn des Ausbruchs Hilfe geleistet haben, sind mittlerweile nur noch weniger
als ein Dutzend vor Ort tätig.
Dipl. Biol. Unn Klare
Quellen: promed, Haitianisches Gesundheitsministerium