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DOI: 10.1055/s-0042-108965
Bakterium mittlerweile endemisch – Choleraepidemie in Haiti
Publication History
Publication Date:
23 June 2016 (online)
Im Januar 2010 wurde Haiti von einem der verheerendsten Erdbeben der Geschichte erschüttert. Weit mehr als 300 000 Menschen verstarben dabei. Aber auch 6 Jahre nach dem Beben leidet das Land noch immer massiv unter den indirekten Folgen: Das Abwassersystem Haitis war bereits vor dem Jahr 2010 desaströs. Das Beben zerstörte es noch weiter. Selbst heute hat weniger als ein Viertel der Haitianer Zugang zu einer Toilette. Das Abwasser wird selten behandelt und sauberes Trinkwasser ist für viele nicht erreichbar.
So hatte das Land den Cholerabakterien, die vermutlich mit unzureichend behandeltem Abwasser aus einem Camp nepalesischer Blauhelmsoldaten in den größten Fluss des Landes gelangten, wenig entgegenzusetzen. Damit begann im Oktober 2010 eine Choleraepidemie, die bis heute andauert, und die noch einmal mindestens 9300 Haitianern das Leben kostete. Möglicherweise sind die tatsächlichen Opferzahlen aber noch deutlich höher – so gibt es Hinweise darauf, dass am Anfang des Ausbruchs aufgrund der chaotischen Zustände bei Weitem nicht alle Todesopfer registriert worden waren.


Hunderttauschende Menschen erkrankt
Insgesamt erkrankten in den vergangenen 5,5 Jahren mehr als 778 000 Menschen. Etwa 12 000 davon seit Beginn dieses Jahres. Dabei sind die Zahl der Neuinfektionen sowie die Mortalitätsrate seit Beginn des Ausbruchs zwar deutlich gesunken, noch immer versterben monatlich aber etwa 35 Menschen an den Folgen der Infektion. Legt man zugrunde, dass nur eine von 10 Infektionen symptomatisch verläuft, dann haben sich bereits 70 % der Bevölkerung infiziert.
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Elimination des Cholerabakteriums schwierig
Einige Experten betrachten das Cholerabakterium mittlerweile als endemisch in Haiti und gehen davon aus, dass es so fest in den Flüssen, deren Mündungsgebieten und sogar den Küstengewässern etabliert ist, dass es von dort kaum wieder entfernt werden kann. Andere glauben jedoch, dass es mit internationaler Hilfe möglich sei, das Bakterium hier bis zum Jahr 2022 zu eliminieren. Dafür seien jedoch deutlich mehr Ressourcen nötig, als derzeit für den Kampf gegen die Cholera bereitgestellt würden: So ist ein im Jahr 2013 verfasster, 2,2 Mrd. US-Dollar schwerer Plan zur Eliminierung der Cholera bisher zu weniger als 14 % finanziert. Und von den über 200 internationalen Organisationen, die zu Beginn des Ausbruchs Hilfe geleistet haben, sind mittlerweile nur noch weniger als ein Dutzend vor Ort tätig.
Dipl. Biol. Unn Klare
Quellen: promed, Haitianisches Gesundheitsministerium
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