Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2016; 23(03): 149
DOI: 10.1055/s-0042-108924
DGMM-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Mitglieder,

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Publication Date:
23 June 2016 (online)

 

    Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden sind Zielgrößen der Medizin. Wir handeln auf diese zu mit dem Angebot von Diagnostik und Therapie. Unsere Ausbildung, unsere Strukturen und Verfahren sind auf diesen Ansatz gerichtet. Die medizinische Forschung hat in den letzten 100 Jahren für dieses Handeln großartige Möglichkeiten geschaffen.

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    Die andauernde Diskussion um die Bezahlbarkeit dieses Ansatzes, aber auch die Erkenntnis um seine Grenzen zum Beispiel im Hinblick auf Resistenzentwicklung, geben Anlass zur kritischen Hinterfragung. Als wir uns vor einigen Wochen im Rahmen einer Festveranstaltung mit 50 Jahren Schifffahrtmedizin in Hamburg beschäftigten, ergaben sich vielfältige Bezüge zu deren Gründungsvater Bernhard Nocht und die Frage, ob nicht durch Einrichtung eines straffen Hygieneregimes seinerzeit mehr Gesundheit erreicht wurde, als durch die heutige Fokussierung auf eine Reparaturmedizin.

    Versagen wir uns durch diese Ausrichtung Möglichkeiten des Handelns auf die oben genannten Zielgrößen? Man prüfe nur einmal die Optionen unserer Gebührenordnung, das Wirken auf dem Gebiet der Gesunderhaltung auskömmlich zu gestalten oder die Attraktivität, die Fächer wie Hygiene, Arbeits- und Umweltmedizin oder der öffentliche Gesundheitsdienst für angehende Mediziner zu haben scheinen.

    Präventivmedizin gewinnt dort besondere Bedeutung, wo die Arbeits- und Lebensbereiche von Menschen den hoch spezialisierten, hoch differenzierten und interaktiven Einrichtungen unserer ‚modernen Medizin‘ entrückt sind. Dies trifft auf entlegene Regionen oder solche mit geringerem Zivilisationsstand zu und in besonderer Weise auch auf die Schifffahrt und andere Bereiche des maritimen Umfelds. Die Erhaltung von Gesundheit tritt hier zumindest gleichberechtigt neben deren Wiederherstellung. Medizinischer Sachverstand muss sich dazu auf die Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen der auf See tätigen Menschen richten. Er muss sich gegenüber ökonomischen Interessen und vor dem Hintergrund der Internationalität der Schifffahrt gegenüber oft gänzlich unterschiedlichen Fürsorgekulturen umsetzen. Hier haben maritimmedizinische Fachgesellschaften die hohe Verantwortung bei der Normbildung zu unterstützen. Dies gilt insbesondere für die nationalen Gesellschaften hoch entwickelter Länder, mehr noch aber für unsere internationale Schwestergesellschaft!

    Deren Durchsetzungsfähigkeit ist letztlich aber eine Funktion des Engagements ihrer Mitglieder. In diesem Sinne seien Sie herzlich gegrüßt und überlegen Sie, wie Sie sich nach dem Sommerurlaub mit frischen Kräften einbringen können.

    Ihr

    Klaus Seidenstücker

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