Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76(07): 767-770
DOI: 10.1055/s-0042-108373
Geschichte der Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berühmte Frauenärzte. Ferdinand Frankenhäuser (1832–1894) und das Frankenhäuserʼsche Ganglion

Andreas D. Ebert
,
Matthias David
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Publication Date:
20 July 2016 (online)

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Die Entdeckung und Beschreibung der Nerven im kleinen Becken

Nervenschonende Operationen sind weitgehend etablierte Prozeduren in der operativen Frauenheilkunde, speziell in der Onkogynäkologie [1], [2] und im Rahmen der radikalen Endometriose-Operationen [3]. Die offene oder laparoskopische Darstellung der hypogastrischen Nerven, der Nn. splanchnici, der paraaortalen und parakavalen Nervenbahnen, des N. obturatorius, des N. femoralis und teilweise der Sakralwurzeln gehört heute zur erwünschten Kunst des operativen Gynäkologen [4], [5]. Bezeichnenderweise waren es neben den Anatomen und Physiologen William Hunter (1718–1783), Johann Gottlieb Walter (1734–1818) und Friedrich Tiedemann (1781–1861) überwiegend praktische Geburtshelfer, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihren Beobachtungen und anatomischen Studien am Anfang dieser Forschungsrichtung standen: Hermann Friedrich Kilian (1800–1863) in Bonn [6], Otto Spiegelberg (1830–1881) in Freiburg [7], Ferdinand Adolf Kehrer (1837–1914) in Gießen [8] sowie besonders Robert Lee (1793–1877) [9], [10], [11], [12] in London und Ferdinand Frankenhäuser ([Abb. 1]) in Jena [13]. Nicht die gynäkologischen Operationstechniken, sondern die Funktion der Gebärmutter vor und während der Wehentätigkeit sowie der Geburt stand damals im Mittelpunkt des wissenschaftlichen und klinischen Interesses. Obwohl heute fast jedem Medizinstudenten das „Frankenhäuserʼsche Ganglion“ noch ein Begriff ist, findet man nur spärliche und z. T. ungenaue Informationen über das Leben von Ferdinand Frankenhäuser [14], [15], [16].