Fortschr Neurol Psychiatr 2016; 84(06): 334
DOI: 10.1055/s-0042-108365
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Referat – Levetiracetam als Add-on beim generalisierten Status epilepticus

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Publication Date:
08 July 2016 (online)

Hintergrund: Der Status generalisierter tonisch-klonischer Anfälle (GTKA) ist ein neurologischer Notfall. Wenn er nicht durchbrochen werden kann, drohen bleibende neurologische Schäden, systemische Morbidität und eine erhöhte Mortalität. Zwar stehen grundsätzlich viele Antiepileptika zur Behandlung einer Epilepsie zur Verfügung, allerdings sind nur wenige auf ihre Effektivität und Sicherheit in der Behandlung des Status geprüft. Zudem ist nur ein Teil der Medikamente als intravenöse Darreichung verfügbar. Daher wurde in der vorliegenden Studie geprüft, ob Levetiracetam (LEV) als Add-on zu Benzodiazepinen einen Zusatznutzen in der prähospitalen Behandlung des GTKA-Status hat.

Methodik: In dieser multizentrischen, doppelblinden, placebokontrollierten Studie wurden in insgesamt 39 Institutionen in Frankreich Patienten mit einem GTKA-Status entweder mit Clonazepam (1 mg) und Placebo oder mit Clonazepam und LEV (2500 mg) i. v. behandelt. Primärer Endpunkt war das Ende der Konvulsionen nach 15 Minuten. Sekundäre Endpunkte waren u. a. der Bewusstseinszustand, die Notwendigkeit einer Narkose und neue neurologische Defizite.

Ergebnisse: Nach136 per-protocol behandelten Patienten wurde die Studie abgebrochen, da keine Überlegenheit des LEV-Add-ons gezeigt werden konnte. Im Hauptziel waren 74 % in der LEV- und 84 % der Placebogruppe nach 15 Minuten anfallsfrei. Mehr als ⅔ der Patienten hatten vorbestehend eine Epilepsie. 4,4 % hatten retrospektiv psychogene Anfälle. Die Post-hoc-Analyse zeigte, dass unter LEV nur 2 % ein neues neurologisches Defizit hatten – im Vergleich zu 13 % unter Placebo.