In der Bergischen Metropole haben niedergelassene
Lungenfachärzte mit dem
HELIOS Klinikum eine systematische Zusammenarbeit
vereinbart. Für ein halbes
Jahr werden angehende Pneumologen
nachmittags ambulant weitergebildet und
erhalten so tiefergehende Einblicke in das
ambulante Versorgungsgeschehen. Basis
der Kooperation ist ein gemeinsam entwickeltes
Weiterbildungscurriculum.
Überall da, wo eine engere Zusammenarbeit
bei der Versorgung von Patienten zwischen
niedergelassenen Ärzten und Krankenhausärzten
gelebt wird, besteht bereits
heute schon die Möglichkeit, sektorübergreifend
zu organisieren. Da diese Zusammenarbeit
in vorbildlicher Weise bei den
Wuppertaler Pneumologen vorhanden ist,
haben sich die Kollegen aus der pneumologischen
Gemeinschaftspraxis „aeroprax“
und der Klinik für Pneumologie im
Helios Klinikum Wuppertal zusammengesetzt
und nicht nur ein Weiterbildungscurriculum
entwickelt, sondern gleichzeitig
auch einen Vertrag zur Umsetzung der
sektorübergreifenden Weiterbildung geschlossen.
Bereits am 1. April hat der erste
Pneumologe seine Weiterbildung in der
Praxis begonnen.
Alle Partner profitieren
Die Gründe hierfür waren vielfältig. Die gesundheitspolitische
Forderung des „So viel ambulant wie möglich, so wenig stationär
wie nötig“ hat dank des medizinischen Fortschritts dafür gesorgt, dass weit verbreitete
Krankheiten wie z. B. Allergien und Asthma bronchiale vorwiegend im ambulanten Sektor
betreut werden. Da
nun die Weiterbildungsordnung „die praktische Anwendung ärztlicher Kenntnisse in der
ambulanten, stationären und rehabilitativen
Versorgung der Patienten“ vorsieht, haben die Wuppertaler Pneumologen daraus
die aus ihrer Sicht notwendigen Konsequenzen gezogen.
Die Umsetzung des Vertrags sieht in seinen
Grundzügen folgendermaßen aus: Die in
Weiterbildung stehenden Ärzte (ÄiW) bleiben
arbeitsrechtlich Angestellte der Klinik,
werden aber für ein halbes Jahr an den
Nachmittagen von Montag bis Donnerstag
für je 4 Stunden in der Pneumologen-Praxis
weitergebildet. Da diese Ergänzung einer
umfassenden Weiterbildung im beiderseitigen
Interesse von Klinik und Praxis
ist, werden die Personalkosten geteilt.
Diese Vorgehensweise sehen alle Beteiligten
als eine „Win-win-Situation“ an. „Die Weiterzubildenden erhalten bereits während
ihrer klinischen Weiterbildungszeit tiefergehende Einblicke in beide Versorgungsebenen,
die bei der zukünftigen Entscheidung über die endgültige Form der
Berufsausübung hilfreich sein werden“, sagt der Vizepräsident der Ärztekammer
Nordrhein, Bernd Zimmer, „so kann nach
der Praxisphase fundierter entschieden
werden, ob die zukünftige Berufsausübung
als Facharzt selbstständig oder angestellt,
in Klinik oder in einer Einzel- oder Gemeinschaftspraxis
erfolgen soll.“
Potenzielle Praxisnachfolger
Auch der direkte Gedankenaustausch mit
den in Weiterbildung befindlichen Kollegen über Patienten im laufenden Praxisbetrieb
wird von dem niedergelassenen Pneumologen als Gewinn betrachtet. Der
kollegiale Austausch über die häufig bereits langjährigen Patienten eröffnet Weiterbildungswissen
weit über den Klinikerfahrungsschatz hinaus. Bei einem geplanten
Ausstieg eines Vertragsarztes aus seiner Praxistätigkeit besteht auch die
Möglichkeit, aus dem Pool vormals gemeinsam
Weitergebildeter die oder den am ehesten geeigneten Nachfolger finden
zu können. Darüber hinaus wird bei dieser engen Zusammenarbeit das gegenseitige
Verständnis zwischen ambulanter und stationärer Medizin optimiert und somit ein
wesentlicher Beitrag zur Überwindung der Sektorengrenzen geleistet. Dies ist aus
Sicht der Ärztekammer Nordrhein ein besonders
wichtiger Aspekt.
Im vergangenen Jahr haben im Rheinland
31 Kollegen die Prüfung im Fachgebiet Innere
Medizin und Pneumologie bestanden
(2014: 24; 2013: 28).
Dr. Dietrich Rohde, Mülheim