Freitag, der 26. Februar
Der Begrüßung [Abb. 1] folgten die ersten Vorträge.
Mitarbeitermotivation
Dipl.-Pflegewirtin (FH) Martina Kaufmann, Oberammergau, sprach über Mitarbeitermotivation.
Nach der Vorstellung verschiedener Motivationstheorien, die umstritten sind, kam sie
zu der Aussage, dass Motivation nicht messbar ist, sondern „beobachtbares Verhalten“
darstellt. Die Dimensionen der Leistung sind Leistungsbereitschaft (Wollen), Leistungsfähigkeit
(Können) und Leistungsmöglichkeit (Dürfen).
Extrinsische Faktoren bei der Mitarbeitermotivierung wie z. B. monetäre Anreize, Beförderung,
Lob usw. haben eine starke, aber nur kurzfristige Wirksamkeit. Wichtiger sind ein
gutes Teamklima, eine leistungsorientierte Organisationsstruktur, Handlungsspielräume
mit der Möglichkeit zur beruflichen Selbstverwirklichung und Berücksichtigung der
privaten Bedürfnisse. Die Führungskraft benötigt neben Fachkompetenz auch Kommunikations-
und Sozialkompetenz, um eine überzeugende Vorbildwirkung zu entfalten. Zitat Peter
Hohl: „Jeder Arbeitgeber sollte sich fragen, warum Menschen sich in einem Sportverein
schinden und dafür noch Beitrag bezahlen“.
Abb. 1 Begrüßung durch Marion Bundschu, Ulm.(Quelle: AfnP)
Humangenetik
Prof. Carsten Bergmann, Ingelheim, referierte über Humangenetik [Abb. 2]. Neben den allgemein bekannten zystischen Nierenerkrankungen gibt es eine Fülle
nephrologischer Krankheitsbilder, bei denen der Einsatz genetischer Diagnostik sinnvoll
ist. Für die Betroffenen bietet dies die Chance, die Krankheit und mögliche Komplikationen
früh zu erkennen.
Die Wahrscheinlichkeit der Vererbung ist nur bei der Kenntnis des Genotyps möglich.
Dominant erbliche Erkrankungen gehen in der Regel mit einem 50-prozentigen Wiederholungsrisiko
einher, während die rezessive Vererbung in den allermeisten Fällen ein sehr geringes
Risiko für die eigenen Kinder bedeutet. Bei einer X-chromosomalen Vererbung wird ein
betroffener Vater nie kranke Söhne zeugen können. Diese Grundlagen erläuterte der
Referent anhand von Krankheitsbeispielen anschaulich.
Eine schrittweise Diagnostik ist zeitlich und finanziell sehr aufwendig. So haben
neue Verfahren der Hochdurchsatzsequenzierung (NGS: Next Generation Sequencing) mit
der parallelen Sequenzierung vieler DNS-Fragmente in einem Ansatz das gesamte Feld
der Humangenetik revolutioniert.
Abb. 2 Prof. Carsten Bergmann, Ingelheim, bei seinem Vortrag über Humangenetik.(Quelle:
AfnP)
Ökonomie und Versorgungsqualität bei der Dialyse
Dr. Thomas Weinreich, Villingen-Schwenningen, sprach über das Spannungsverhältnis
zwischen Ökonomie und Versorgungsqualität bzgl. der Dialyse [Abb. 3]. Für rund 75 000 Dialysepatienten in Deutschland (= 900 Pat./Million Einwohner),
d. h. für etwa ein Promille, wendet die gesetzliche Krankenversicherung 1 % der Gesamtausgaben
auf. Die Dialyse-Wochen-Pauschale wurde deutlich abgesenkt und nach Patientenanzahl
gestaffelt.
Die ambulanten Dialyseanbieter (niedergelassene Fachärzte, gemeinnützige Organisationen
und zunehmend auch industrielle Anbieter) sind verpflichtet, Auffälligkeitsparameter
(HD: Wochenbehandlungszeit und Katheter, PD: Wochen-Kt/V) zu melden und sich hinsichtlich
vieler weiterer Parameter einem Benchmarking-System (z. B. QUASI-NET, QIN, EUCLID)
zu stellen. Dies hatte nach Untersuchungen auch bereits positive Effekte. Hinsichtlich
der Mortalität als „hartem“ Qualitätsparameter liegt Deutschland nach der DOPPS-Studie
im guten Mittelfeld.
Dem ökonomischen Druck kann unter Erhalt der Qualität durch Prozessoptimierung (z. B.
Materialeinkauf, Schichtenoptimierung, Zusammenlegen von Zentren) oder aber durch
Leistungskürzung (z. B. Nachtschicht abschaffen) begegnet werden. Wesentlich für die
Qualität ist der menschliche Einsatz, z. B. ist dies für die ärztliche Visitenfrequenz
in den USA belegt. Für die Pflegeberufe macht weder die Qualitätsrichtlinie Dialyse
noch der Dialysestandard Vorgaben. Der Patienten-Pflege-Schlüssel hat sich bei uns
von 4:1 auf 6:1 verschoben. Aus US-Erhebungen ergibt sich eine wachsende Zahl unerledigter
Aufgaben und zunehmende Berufsunzufriedenheit bei einem erhöhten Patienten-Pflege-Schlüssel.
Der Referent machte schließlich darauf aufmerksam, dass in den USA der zunehmende
Kostendruck und der vermehrte Aufwand für Qualitätssicherung und -nachweis kleinere
Zentren nachweisbar in die Hände großer Ketten bzw. industrieller Anbieter getrieben
hat.
Abb. 3 Dr. Thomas Weinreich, Villingen-Schwenningen, bei seinem Referat zur Ökonomie und
Versorgungsqualität bzgl. der Dialyse.(Quelle: AfnP)
Workshop zur Hämodialyse
Jörg Telcher und Ralf Olerink, Fresenius Medical Care, Bad Homburg, sprachen in einem
informativen Workshop über die Heimdialyse. Es gibt in Deutschland 5400 PD- und ca.
700 HD-Heimpatienten. Die Heimdialyse ist also unterrepräsentiert, obwohl eine erhöhte
Wochenpauschale von 520 Euro hierfür vergütet wird (die Kassen sparen aber auch Transportkosten).
Die Referenten wiesen u. a. auf den Trainingsaufwand und die Notwendigkeit eines technischen
Notdienstes als Gründe hierfür hin.
Heimdialyseverfahren bieten einen eigenverantwortlichen Umgang mit der Erkrankung,
eine weitgehende Unabhängigkeit von der Dialyseeinrichtung, eine flexiblere Gestaltung
der Behandlung (z. B. lange Nacht-HD) und ein geringeres Infektionsrisiko. Bei der
PD bleibt zudem die Restnierenfunktion länger erhalten, sodass dieses Verfahren für
geeignete Patienten besonders in den ersten Behandlungsjahren Vorteile bietet.
Schließlich stellten die Referenten ausführlich apparative Hilfen für Heimpatienten
vor, z. B. bei der HD das neue Gerät 5008S Cor Diax Heim-HD mit Fernbedienung für
das Dialysegerät, den Wetness-Detektor und das fakultative Ethernet, bei der PD sleep-safe
harmony.
Dr. Dieter Bundschu, Ulm
Sozialrechtliche Aspekte der chronischen Nierenerkrankung inklusive Lebendnierenspende
Nicole Scherhag, Saulheim, bearbeitete das Thema sozialrechtliche Aspekte der chronischen
Nierenerkrankung inkl. Lebendnierenspende. Wichtig ist der Hinweis, dass auch Angehörige
von Nierenpatienten von der Zuzahlung befreit sind. Man sollte niereninsuffiziente
Patienten immer dahingehend beraten, sich nicht berenten zu lassen und auch nicht
zu reduzieren. Das Krankengeld ist mehr als die Sozialleistung. Diese beträgt nur
404 Euro plus Unterkunft und Heizung. Der Mehrbedarf bei einer Dialyse ist 80 Euro
bzw. in der Prädialyse 40 Euro. Eine Nierenlebendspende bedeutet einen Grad an Behinderung
von 25 %, das ist aber so gut wie nichts wert – erst bei 30 % hat man praktische Vorteile.
Shuntmonitoring für Dialysepersonal
Udo Irmer, Markelsheim, stellte das Thema Shuntmonitoring für Dialysepersonal vor.
Eigentlich sollte bei jedem Patienten eine Shunt-Anamnese dokumentiert werden. Wichtig,
um eine Abflussstenose zu erkennen, ist der Elevationstest, wenn der Shunt dann nicht
leerläuft. Nadeln mit 17 G haben 1,33 mm Durchmesser, mit 14 G 1,93 mm. Schlechte
Shuntflüsse können auch an einer zu dünnen Nadel liegen.
Ein Shunt sollte nicht mehr als 20 % des Herz-Zeit-Volumens Durchfluss haben. Zur
Prüfung der Shuntfunktion eignet sich v. a. die Auskultation mit dem Stethoskop, das
wird aber viel zu wenig gemacht.
Endovaskuläre AV-Fistelanlage
Julian Rieck, Firma TVA Medicare, sprach über die endovaskuläre AV-Fistelanlage. Das
ist neues interventionelles Verfahren, um in der Ellenbeuge eine Dialysefistel zu
schaffen. Von traumatischen Fisteln, beispielsweise nach Schussverletzung oder auch
nach Nierenbiopsie, wissen wir, dass diese arteriovenösen Fisteln sich praktisch nie
verschließen und gute Flüsse gewährleisten.
Mit einem Katheter geht man in die Vene. In die nahegelegene Ellenbeugenarterie wird
ein Fistelloch geschlagen. Dieses Verfahren wurde bisher bei 20 Fisteln erfolgreich
durchgeführt, es kann aber derzeit nur von hochqualifizierten Experten gemacht werden.
Das kardiorenale Syndrom
Prof. Andreas Vychytil, Wien (Österreich), referierte über das kardiorenale Syndrom
[Abb. 4]. Man unterscheidet bei Herzinsuffizienz das Vorwärts- und das Rückwärtsversagen.
V. a. der erschwerte venöse Abfluss aus der Niere führt zum kardiorenalen Syndrom.
Bei Diuretika ist der Natrium-Rebound zum Ende des Dosierungsintervalls nachteilig.
Man muss beachten, dass 8 g Salz etwa 1 Liter Wasser binden. Deshalb ist dem Patienten
eine salzarme Ernährung zu empfehlen.
Eine Indikation für eine extrakorporale Therapie ist beispielsweise der wiederholte
Pleuraerguss bei schwerer Herzinsuffizienz. Die Hämodialyse ist als Akutverfahren
im Notfall durch nichts zu ersetzen. Die Peritonealdialyse hat Kreislaufvorteile.
Bei Patienten mit Aszites genügt es auch, mit einem Denver-Shunt ab und zu die Flüssigkeit
abzulassen; damit erreicht man auch einen Dialyseeffekt.
Prof. Dr. Frieder Keller, Ulm
Abb. 4 Prof. Andreas Vychytil, Wien (Österreich), sprach über das kardiorenale Syndrom.(Quelle:
AfnP)
Samstag, der 27. Februar
Phosphathaushalt
PD Lars Rothermund, Ulm, ging in seinem Vortrag auf den Phosphathaushalt ein. Er betonte
hierbei die Rolle der Ernährung in der Kontrolle des Phosphatspiegels und die Wichtigkeit
einer Ernährungsberatung. Besondere Erwähnung fand der Fibroblast Growth Factor 23
(FGF-23), welcher in den letzten Jahren charakterisiert wurde.
FGF-23 vermindert in der Niere die Rückresorption von Phosphat und senkt so die Phosphatspiegel.
FGF-23 könnte in der Zukunft eine Rolle bei neuen Therapieansätzen spielen. Neben
den bekannten Phospahtbindern stellte Rothermund neuere Phosphatbinder wie Colestilan,
magnesiumhaltige Phosphatbinder und eisenhaltige Phosphatbinder vor.
Gerontonephrologie
Dr. Stefan Nunnenkamp und Richard Kaltenhauser, Pfarrkirchen, behandelten die Gerontonephrologie.
Durch die demografische Entwicklung in Mitteleuropa steigt die Zahl der nephrologischen
Patienten in höherem Lebensalter ständig an. Nunnenkamp betonte bereits am Anfang
seines Vortrages, dass leider viele diagnostische und therapeutische Ansätze in der
Nephrologie für Patienten in hohem Lebensalter nicht evaluiert sind. Dies gilt auch
für die Bestimmung der Nierenfunktion.
Es besteht weitergehend die Problematik, eine physiologische Abnahme der Nierenfunktion
von einer chronischen Nierenerkrankung abzugrenzen. Nunnenkamp zeigte, dass verschieden
Scores, die zur Entscheidungsfindung bezüglich Therapie beitragen sollen, deutliche
Limitationen aufweisen und letztendlich Entscheidungen im Einzelfall und in Zusammenarbeit
mit dem Patienten fallen müssen. Ein Vergleich früher vs. später Einleitung einer
Dialysebehandlung ergab keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Überlebens,
sodass eine Dialyseeinleitung symptomorientiert erfolgen kann.
Ein signifikanter Vorteil im Vergleich HD oder PD beim älteren Patienten besteht nicht.
Dies gilt auch für die Wahl des Gefäßzugangs, sodass ein Demerskatheter durchaus erwogen
werden kann. Die Blutdruckeinstellung bei geriatrischen Patienten sollte vorsichtig
erfolgen und ein Primärziel sollte die Vermeidung von hypotonen Episoden sein. Diätetische
Restriktionen sollten sehr vorsichtig vorgenommen werden.
Kaltenhauser betonte, dass die Erhaltung der Mobilität des alten Patienten hohe Priorität
genießen sollte. Eine Einschränkung der Mobilität könne auch Folge der HD-Behandlung
sein. Bei gastrointestinalen Beschwerden müsse immer auch eine Mesenterialischämie
in Betracht gezogen werden. Der Compliance des Patienten sei besonderes Augenmerk
zu schenken. Ziel sei eine Behandlung des Patienten als Partner und die Wahrung dessen
Selbstständigkeit. Beide Vortragenden betonten die Wichtigkeit eines multidisziplinären
Teams bei der Betreuung des älteren Patienten.
Demenz
Michael Metzger, München, referierte über den Patienten mit Demenz. In der Einleitung
führte der Referent durch die Definition und Symptome der Demenz und erläuterte die
verschiedenen Formen der Demenz. Er widmete sich der Stadieneinteilung der Demenz
und betonte, dass eine pflegerische Intervention das soziale Altern verzögern könne.
In einem sehr praxisbezogenen Hauptteil widmete sich der Referent Orientierungshilfen,
der Kommunikation und der Ernährung. Anhand von Beispielen gab er Tipps aus der Praxis.
Weitere Schwerpunkte waren Körperpflege und Ausscheidung sowie die sinnvolle Gestaltung
des Tages und eine Beibehaltung des Tag-Nacht-Rhythmus. Zu diesem Thema wird am 25.10.2016
mit Metzger auch ein Tagesseminar durch die WBS-Ulm durchgeführt werden.
Genius-Dialyse
Dr. Ulrike Bechtel und Joachim Strasser, Dillingen, widmeten sich der Genius-Dialyse
unter Betonung der chronischen Dialysetherapie [Abb. 5]. Die Vorteile bestünden in technischer Hinsicht in der Mobilität und hohen Hygiene
des Systems. Außerdem bestehe durch seltenere Alarme eine höhere Behandlungsruhe.
Aus medizinischer Sicht wurden die bessere Kreislaufstabilität und ein geringerer
Bedarf an Antikoagulation betont. Diese Vorteile kommen auch in der Akutbehandlung
z. B. auf der Intensivstation zum Tragen. Hier kann auch problemlos eine SLED durchgeführt
werden. Neben den medizinischen betonten die Referenten auch wirtschaftliche Vorteile.
Dr. Stefan Franz, Ulm
Abb. 5 Dr. Ulrike Bechtel, Dillingen, bei dem Vortrag zur Genius-Dialyse.(Quelle: AfnP)
Renale Anämie
Dr. Stefan Franz, Ulm, sprach über die renale Anämie. Nach grundsätzlichen Ausführungen
zur Definition und Diagnostik der Anämie sowie zur Physiologie des EPO-Systems umriss
der Referent die Ursachen der renalen Anämie (EPO-Mangel, Urämie, Eisenmangel, chronische
Inflammation und seltener Medikamente oder schwerer Hyperparathyreoidismus). Er zeigte
eine deutliche Zunahme der Mortalität unterhalb eines Hb von 10 g %.
Die entscheidende Problematik („Wie hoch soll das Hb sein?“) wurde mit der ausführlichen
Vorstellung der CHOIR-Studie beleuchtet. Diese zeigte u. a. eine Zunahme der gesamten
und der kardiovaskulären Mortalität mit höheren Dosen von Eryrhropoetin stimulierenden
Agenzien (ESA). Sie führte dazu, dass eher ein niedrigerer Ziel-Hb-Wert (10–11 g %)
empfohlen wurde. Auch die Guidelines empfehlen als obersten Zielwert 11,5 g % (Evidenzlevel
2C) und als Maximum 13 g% (Evidenzlevel 1A).
Der Referent zitierte mehrere Studien, die die Mortalität, Morbidität und das Hb untersuchten.
So war z. B. das Hospitalisationsrisiko bei Patienten am geringsten, die ein stabiles
Hb zwischen 11 und 12,5 g % aufwiesen. Abschließend gab der Referent zu erkennen,
dass er die Evidenz der CHOIR-Studie für nicht überzeugend hält und im Einzelfall
eher etwas höhere Hb-Zielwerte befürworten würde.
MRSA und sonstige Problemkeime in der Dialyse
Prof. Matthias Girndt, Halle-Wittenberg, referierte über MRSA und sonstige Problemkeime
in der Dialyse. Der Umgang mit MRSA ist in der Dialyse geläufig, infizierte Patienten
werden zonal oder räumlich isoliert (wobei der Referent auf den Zielkonflikt zwischen
Risikoreduktion und Wirtschaftlichkeit hinwies), es gibt umfangreiche Hygienemaßnahmen
(neben Schutzkittel, Mund-Nase-Schutz und Einmalhandschuhen wies der Referent eindringlich
auf die entscheidende Händehygiene hin).
Auch gibt es erfolgreiche Sanierungsmaßnahmen für MRSA-Träger (die allerdings einen
erheblichen zeitlichen, intellektuellen und finanziellen Aufwand für den Patienten
bedeuten). Das alles hat zur seit einigen Jahren zurückgehenden Prävalenz von MRSA
beigetragen.
Problematischer ist der Umgang mit multiresistenten gramnegativen Bakterien (MRGN).
Es handelt sich dabei um ganz unterschiedliche Bakterienspezies (z. B. Enterobakterien,
Pseudomonas, Acinetobacter). Im Gegensatz zu MRSA ist eine Sanierung der Träger in
der Regel nicht möglich und (da unterschiedliche Erreger) auch keine Kohortenisolierung.
Die KRINKO beim Robert Koch-Institut unterscheidet zwischen 3-MRGN (Resistenz gegen
3 der 4 gebräuchlichsten Antibiotikagruppen) und 4-MRGN, die in der Regel auch noch
gegen Carbapeneme resistent sind. Die KRINKO gibt nur Empfehlungen für den stationären
Bereich. Überträgt man diese auf Dialyseeinrichtungen, ergibt die Risikoabschätzung
Folgendes: Kolonisierung mit 3-MRGN führt zur Empfehlung, eine gute Basishygiene (wie
bei MRSA) ohne Isolierungsmaßnahmen durchzuführen. Isolierung ist nur erforderlich,
wenn das Risiko der Übertragung überdurchschnittlich ist, z. B. bei schlechter Körperhygiene,
Trachealbesiedlung mit Husten oder bei einer Durchfallerkrankung. Bei Kolonisierung
mit 4-MRGN ist die Isolierung grundsätzlich erforderlich.
Schließlich gab der Referent bei der Besprechung der Vancomycin resistenten Enterobakterien
(VRE) noch einen wertvollen Tipp bei Durchfallerkrankungen: Ist eine individuelle
Bettpfanne oder ein Bettstuhl nicht verfügbar, muss die Toilette sofort nach jeder
Benutzung desinfizierend gereinigt werden. Die Wahrscheinlichkeit der Keimübertragung
über kontaminierte Sanitäranlagen ist deutlich höher als das Übertragungsrisiko zwischen
Patienten, die in Nachbarbetten dialysieren.
Exotische Shunts
Dr. Franziska Frizen, Wiesbaden, hielt den Abschlussvortrag mit einer Präsentation
über „exotische“ Shunts [Abb. 6]. Eine Zusammenfassung ist wenig sinnvoll ohne das hervorragende Bildmaterial, das
die Referentin aus ihrer täglichen Arbeit präsentieren konnte. Neben anderen Spezialoperationen
zeigte sie die Transplantation der Shuntvene und den Kollateralen-Bypass. Eine lebhafte
Diskussion schloss sich trotz vorgerückter Stunde an.
Dr. Dieter Bundschu, Ulm
Abb. 6 Dr. Franziska Frizen, Wiesbaden, referierte zum Thema „exotische“ Shunts.(Quelle:
AfnP)