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DOI: 10.1055/s-0042-106058
Merkelzellkarzinom – Tarnmechanismen aufgedeckt
Publication History
Publication Date:
14 April 2016 (online)
Das Merkelzellkarzinom gehört zu den gefährlichsten Hautkrebsarten. Verursacht wird es durch eine Infektion mit dem Merkelzell-Polyomavirus. Die meisten Viren rufen bei den Patienten heftige Immunreaktionen hervor, um die infizierten Zellen zu zerstören. Die Krebszellen des Merkelzellkarzinoms bleiben jedoch verschont. Wissenschaftler des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung haben jetzt aufgedeckt, wie Merkelzellkarzinome dem Immunsystem entgehen: Der Tumor nutzt epigenetische Mechanismen, um entscheidende Gene des Immunsystems zum Schweigen zu bringen. Die Ergebnisse wurden Ende Februar online in Scientific Reports veröffentlicht (DOI: 10.1038/srep21678).
„Normalerweise würde sowohl die virale Infektion als auch die Umwandlung in eine bösartige Tumorzelle eine Gefahr signalisieren, die wiederum Abwehrzellen aktiviert“, erklärt Prof. J. C. Becker, Essen. „In den umprogrammierten Krebszellen sorgt das Virus jedoch dafür, dass ein wichtiges chemisches Lesezeichen, die Histon-Acetylierung, entfernt wird und verschiedene Immungene dadurch abgeschaltet werden. Das Phänomen ist auch als epigenetic silencing bekannt.“ Den Wissenschaftlern aus Essen ist es gelungen, den Tumor wieder erfolgreich zur Zielscheibe des Immunsystems werden zu lassen. Mit Hemmstoff en blockierten sie das für die Inaktivierung verantwortliche Schlüsselenzym, die Histon-Deacetylase. Infolgedessen wurden die Signalgene reaktiviert und wieder abgelesen. In Zellkulturen konnten die Forscher zeigen, dass die behandelten Tumorzellen daraufhin von spezialisierten T-Zellen attackiert und zerstört wurden.
Für die bisherigen immunologischen Therapieansätze sind die Ergebnisse der Studie hochrelevant. „Mit unserer Arbeit haben wir gezeigt, dass die epigenetische Inaktivierung von Genen ein wichtiger Tarnmechanismus beim Merkelzellkarzinom ist, den wir rückgängig machen können. Wir sehen deshalb gute Chancen, derzeitige Therapieansätze mit unseren Ergebnissen zu kombinieren“, so Becker.
Nach einer Mitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums, Heidelberg
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