Zeitschrift für Phytotherapie 2016; 37(02): 77-78
DOI: 10.1055/s-0042-105890
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Gesellschaft für Phytotherapie e.V. veranstaltete ­erfolgreich das 3. Modul der Fortbildungsreihe für Ärzte und Apotheker

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Publication Date:
16 June 2016 (online)

 

Nachdem im Frühjahr und Herbst 2015 das 1. und 2. Modul „Phytopharmaka und Phytotherapie“ erfolgreich durchgeführt wurde, fand vom 11.-13.03.2016 das 3. Modul dieser Fortbildungsreihe wiederum im Lindner Sport & Aktiv Hotel Kranichhöhe, Much / Bergisches Land, statt. Die wissenschaftliche Leitung übernahm Frau Prof. Karen Nieber (Vorsitzende des wiss. Kuratoriums der GPT) zusammen mit Herrn Dr. Detmar Jobst (Arzt, Allgemeinmediziner, Bonn). Die Organisation lag wieder in den Händen von Frau Cornelia Schwöppe (Schatzmeisterin der GPT). 15 Ärzte und Apotheker aus Deutschland und Österreich hatten sich zum 3. Modul angemeldet.


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Nach dem Einführungsvortrag „Kaffee - Mehr als ein Genussmittel?“ (Prof. Nieber, Leipzig) lag der Schwerpunkt des ersten Tages auf den phytotherapeutischen Optionen bei Atemwegserkrankungen. Dr. Detmar Jobst (praktischer Arzt und Arzt Naturheilverfahren) erklärte grundlegende Mechanismen, die zu Störungen der Atemfunktion führen. Akute Infekte der oberen Atemwege verlaufen i. d. R. unkompliziert. Dennoch sind die Betroffenen durch typische Symptome teilweise erheblich in ihrem Allgemeinbefinden eingeschränkt. Gerade bei diesen Erkrankungen ist der Einsatz von Phytopharmaka oftmals sehr sinnvoll, um die Therapie mit Antibiotika zu vermeiden. Abhängig vom Krankheitsbild sollten die angewendeten pflanzlichen Arzneimittel antibiotisch / bakteriostatisch - schleimhautabschwellend, antiphlogistisch / antiinflammatorisch - analgetisch, sekretolytisch/sekretomotorisch, oder auch immunmodulierend, antitussiv oder expektorierend wirken. Ausführlich wurden Ätherisch-Öl-, Saponin- und Schleimstoffdrogen besprochen.

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Teilnehmer des 3. Moduls der Fortbildungsreihe „Phytopharmaka und Phytotherapie“ bei einer Diskussionsrunde mit Referenten. © Cornelia Schwöppe

Oft vernachlässigt: Studiendesigns

Der Nachmittag wurde mit dem Vortrag „Durchführung und Bewertung von klinischen Studien“ (Prof. Walter Lehmacher, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie, Universität Köln) fortgesetzt. Er erklärte, dass grundsätzlich in der klinischen Forschung zwischen interventionellen und nicht-interventionellen Studien unterschieden wird. Wichtige Begriffe wie Randomisierung oder Verblindung wurden erklärt und Probleme bei der Testung von Phytopharmaka diskutiert. Die Teilnehmer erhielten auch Hinweise zu statistischen Auswerteverfahren und zu Interpretationsmöglichkeiten. Trotz der etwas theoretischen Inhalte gab es hierzu viele interessante Diskussionen, da dieses Thema oftmals in der Ausbildung fehlt.


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Pflanzliche Immunstimulantien

Der zweite Tag begann mit dem Thema „Phytopharmaka zur Immunstimulation“. In zwei Vorträgen gab Frau Apothekerin Jutta Doebel (Apotheke im Erftstadt Center, Erftstadt - gerade ausgezeichnet mit dem Zukunftspreis öffentliche Apotheke) Hinweise und praktische Erfahrungen über die Anwendung von Phytopharmaka zur Stärkung des Immunsystems. Das Immunsystem stimulierende Phytopharmaka können zur Vorbeugung und begleitend zur Behandlung eingesetzt werden. Bewährt haben sich insbesondere Zubereitungen des Purpurfarbenen und des Schmalblättrigen Sonnenhuts, da sie bei zeitlich begrenzter Einnahme die zellvermittelte Abwehr stimulieren. Auch Extrakte aus Echinacea und Eibischwurzel zeigen nach Meinung der erfahrenen Apothekerin gute Wirkungen. In einer nachfolgenden Diskussionsrunde wurden in interaktiven Gesprächen zwischen Referenten und Teilnehmern praxisrelevante Aspekte vertieft und Einnahmehinweise besprochen. Diese Form der Diskussion hatte sich in den letzten Modulen bewährt und wurde auch beim 3. Modul sehr positiv bewertet.

Der Nachmittag war den Themen „Phytotherapie bei endokrinen Störungen“ und „Phytopharmaka bei Krebserkrankungen“ gewidmet. Im ersten Vortrag konzentrierte sich Dr. Marc Werner (Oberarzt, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Kliniken Essen-Mitte) auf Wirkungsmechanismen und klinische Erfahrungen von Bockshornklee, Wolfstrappkraut und Zimt. Der Referent betont, dass die Datenlage sehr heterogen ist, sodass eine Wirkung durchaus möglich, aber wissenschaftlich nicht belegt ist.


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Klug entscheiden: Misteltherapie

Im zweiten Vortrag standen das Pro und Contra der Anwendung von Mistelpräparaten zur Krebstherapie im Vordergrund. Trotz langjähriger Forschung steht nicht fest, dass die verfügbaren Präparate das Tumorwachstum stoppen oder vor Rückfällen schützen. Es gibt Hinweise darauf, dass sich Patienten mit einer Misteltherapie allgemein besser fühlen und sich ihre Lebensqualität insbesondere während einer Chemotherapie deutlich verbessert.

Am dritten Tag stand das Thema „Phytopharmaka bei Schmerzen“ auf der Agenda. Dieses wurde wieder von Frau Prof. Karen Nieber vorgestellt. Das Fazit der Referentin war, dass zur (Begleit-)Therapie rheumatischer Erkrankungen inklusive degenerativer Gelenkerkrankungen und milder bis mittelstarker Muskel- und Rückenschmerzen ausgewählte Phytopharmaka zur Verfügung stehen. Diese sind insbesondere als alternative oder komplementäre Therapieoptionen zur klassischen medikamentösen Behandlung mit steroidalen und nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) von Bedeutung. Dennoch wird ihre Effektivität von einigen Fachleuten infrage gestellt, entsprechend gilt die klinische Wirksamkeit der Phytopharmaka als umstritten.


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Pflanzliche Kombinationen

Den Abschluss des 3. Moduls bildete der Vortrag „Sinnhaftigkeit von pflanzlichen Kombinationen - Vor- und Nachteile“ von Frau PD Gudrun Ulrich-Merzenich (Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für Innere Medizin). Sie stellte an Hand von informativen Beispielen die Vorteile dar und erklärte Methoden, wie synergistische Effekte von Kombinationen aus mehreren Pflanzenextrakten analysiert werden können. Im Anschluss beantwortete auch sie viele Fragen der Teilnehmer, die ein sehr großes Interesse an diesem Themenkomplex hatten.

Das 3. Modul der Fortbildungsreihe der GPT war insgesamt wieder sehr erfolgreich, was durch eine Evaluation der Teilnehmer bestätigte wurde. An allen Tagen herrschte eine aufgeschlossene, freundschaftliche Atmosphäre zwischen Referenten und Teilnehmern, die geprägt war von intensiven Gesprächen und Erfahrungsaustausch.


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4. Modul im September

Das 4. Modul der Fortbildungsreihe wird vom 23.-25.09.2016 wieder im Lindner Sport & Aktiv Hotel Kranichhöhe, Much / Bergisches Land stattfinden. Themenkomplexe werden pflanzliche Arzneimittel bei Kindern, Senioren, Schwangeren und Stillenden sowie Alkohol in pflanzlichen Arzneimitteln sein. Bei dieser Veranstaltung erhalten Teilnehmer, die an den vier Modulen erfolgreich teilgenommen haben, ein Zertifikat der GPT.

Die Teilnehmer, die im 2. oder 3. Modul dazugekommen sind, können im Jahr 2017, bei Wiederholung der Fortbildungsreihe, ihre fehlenden Module nachholen. Weitere Informationen zum 4. Modul finden sich demnächst auf der Homepage der GPT unter www.phytotherapie.de.


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Prof. Dr. Karen Nieber, Cornelia Schwöppe


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Teilnehmer des 3. Moduls der Fortbildungsreihe „Phytopharmaka und Phytotherapie“ bei einer Diskussionsrunde mit Referenten. © Cornelia Schwöppe