Bis zu mehr als 2 Drittel aller Touristen bringen multiresistente Darmkeime von ihren
Fernreisen mit, wenn sie im Ausland unter Reisedurchfall gelitten und Antibiotika
eingenommen haben. Die Erreger können bei geschwächten Personen gefährliche Infektionen
auslösen, die nur schwer zu behandeln sind. Reisedurchfall steht darüber hinaus auch
als Ursache des Reizdarmsyndroms fest.
Wer besonders gefährdet ist und wie sich Reisende am besten schützen, erklärten Experten
des CRM Centrum für Reisemedizin auf einer Pressekonferenz anlässlich des 17. Forums
Reisen und Gesundheit auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin.
Touristen bringen resistente Keime mit
Experten sorgen sich zunehmend über die Einschleppung von multiresistenten Bakterien
durch Touristen. „Derzeit sind wir über die ESBL-bildenden Darmkeime sehr beunruhigt,
die Reisende in bis zu 80 % aller Fälle aus dem Ausland mitbringen“, sagte Professor
Dr. Robert Steffen vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, WHO
Collaborating Centre for Travellers‘ Health an der Universität Zürich. Während resistente
Keime vor 10 Jahren vor allem durch freiwillige, medizinisch nicht zwingend gebotene
Operationen oder Urininfektionen im Ausland erworben wurden, machen die Experten heute
andere Gefahrenquellen aus, vor allem die Reisediarrhö.
Antibiotika bei Reisediarrhö zurückhaltend einsetzen
Zu den Risikofaktoren zählen die Behandlung mit Antibiotika, Aufenthalt in Südasien,
lange Aufenthaltsdauer, zunehmendes Alter und der Konsum von Speiseeis. Was den Einsatz
von Antibiotika bei Reisedurchfall betrifft, ist Zurückhaltung angezeigt. „Sie sind
nicht angebracht, sofern die Symptomfreiheit nicht sehr rasch erreicht werden muss
– zum Beispiel für einen Flug oder eine längere Busreise – oder die Symptome sehr
schwerwiegend sind“, meinte der Reisemediziner.
Experten gehen davon aus, dass fremde Kost, vor allem aber schlechte hygienische Bedingungen
und die Einnahme von Antibiotika die Darmflora verändern. „Dadurch können sich resistente
Darmbakterien offenbar leichter ansiedeln“, so Steffen. Diese führen nur selten zu
Krankheiten, können aber über Monate im Darm verbleiben und auch an andere Mitglieder
im Haushalt übertragen werden. Gefährlich wird es, wenn die Keime auf immungeschwächte
Personen treffen. „Dann können sie Infektionen auslösen, für deren Therapie nur wenige
Medikamente zur Verfügung stehen“, betonte der Reisemediziner.
Reisediarrhö erhöht Risiko für Reizdarmerkrankung
Darüber hinaus steht Reisedurchfall auch mit dem Reizdarmsyndrom und anderen Langzeitfolgen
in Verbindung. Zahlreiche Studien belegen, dass das Risiko für eine Reizdarmerkrankung
nach Reisedurchfall 3–17 % beträgt.
Quelle: Pressekonferenz des CRM Centrum für Reisemedizin anlässlich des 17. Forums
Reisen und Gesundheit im Rahmen der ITB Berlin am 11.03.2016 in Berlin