Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2016; 23(02): 102
DOI: 10.1055/s-0042-105496
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reisedurchfall kann auch das Reizdarmsyndrom auslösen – Fernreisende schleppen häufiger resistente Darmkeime ein

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Publication Date:
18 April 2016 (online)

 

    Bis zu mehr als 2 Drittel aller Touristen bringen multiresistente Darmkeime von ihren Fernreisen mit, wenn sie im Ausland unter Reisedurchfall gelitten und Antibiotika eingenommen haben. Die Erreger können bei geschwächten Personen gefährliche Infektionen auslösen, die nur schwer zu behandeln sind. Reisedurchfall steht darüber hinaus auch als Ursache des Reizdarmsyndroms fest.

    Wer besonders gefährdet ist und wie sich Reisende am besten schützen, erklärten Experten des CRM Centrum für Reisemedizin auf einer Pressekonferenz anlässlich des 17. Forums Reisen und Gesundheit auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin.

    Touristen bringen resistente Keime mit

    Experten sorgen sich zunehmend über die Einschleppung von multiresistenten Bakterien durch Touristen. „Derzeit sind wir über die ESBL-bildenden Darmkeime sehr beunruhigt, die Reisende in bis zu 80 % aller Fälle aus dem Ausland mitbringen“, sagte Professor Dr. Robert Steffen vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, WHO Collaborating Centre for Travellers‘ Health an der Universität Zürich. Während resistente Keime vor 10 Jahren vor allem durch freiwillige, medizinisch nicht zwingend gebotene Operationen oder Urininfektionen im Ausland erworben wurden, machen die Experten heute andere Gefahrenquellen aus, vor allem die Reisediarrhö.


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    Antibiotika bei Reisediarrhö zurückhaltend einsetzen

    Zu den Risikofaktoren zählen die Behandlung mit Antibiotika, Aufenthalt in Südasien, lange Aufenthaltsdauer, zunehmendes Alter und der Konsum von Speiseeis. Was den Einsatz von Antibiotika bei Reisedurchfall betrifft, ist Zurückhaltung angezeigt. „Sie sind nicht angebracht, sofern die Symptomfreiheit nicht sehr rasch erreicht werden muss – zum Beispiel für einen Flug oder eine längere Busreise – oder die Symptome sehr schwerwiegend sind“, meinte der Reisemediziner.

    Experten gehen davon aus, dass fremde Kost, vor allem aber schlechte hygienische Bedingungen und die Einnahme von Antibiotika die Darmflora verändern. „Dadurch können sich resistente Darmbakterien offenbar leichter ansiedeln“, so Steffen. Diese führen nur selten zu Krankheiten, können aber über Monate im Darm verbleiben und auch an andere Mitglieder im Haushalt übertragen werden. Gefährlich wird es, wenn die Keime auf immungeschwächte Personen treffen. „Dann können sie Infektionen auslösen, für deren Therapie nur wenige Medikamente zur Verfügung stehen“, betonte der Reisemediziner.


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    Reisediarrhö erhöht Risiko für Reizdarmerkrankung

    Darüber hinaus steht Reisedurchfall auch mit dem Reizdarmsyndrom und anderen Langzeitfolgen in Verbindung. Zahlreiche Studien belegen, dass das Risiko für eine Reizdarmerkrankung nach Reisedurchfall 3–17 % beträgt.

    Quelle: Pressekonferenz des CRM Centrum für Reisemedizin anlässlich des 17. Forums Reisen und Gesundheit im Rahmen der ITB Berlin am 11.03.2016 in Berlin


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