Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2016; 6(02): 73
DOI: 10.1055/s-0042-105272
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Klug entscheiden

Peter Galle
,
Götz Geldner
,
Julia Hecht
,
Alfred Königsrainer
,
Frank-Gerald Pajonk
,
Julia Rojahn
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Publication History

Publication Date:
11 May 2016 (online)

Liebe Leserin, lieber Leser,

Leitlinien sind häufig unverständlich, unübersichtlich und zu lang, deshalb kommt das Wissen beim Arzt oft nicht vollständig an. So sieht es zumindest die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und vermutet darin eine der Ursachen für Über- und Unterversorgung, die sie in ihrer Initiative „Klug entscheiden“ zu identifizieren und benennen versucht (Pressemeldung vom 08.03.2016).

Hand auf's Herz: Schaffen Sie es, zwischen OP, Patientenbett, Dokumentation und Entlassbriefen sich noch mit allen Leitlinien Ihres Fachs zu beschäftigen? Die DGIM setzt sich jedenfalls dafür ein, neue, einfachere Formen der Wissensvermittlung zu entwickeln. Eine digitale Alternative gibt es bereits: Die App „Mobile Leitlinien Innere Medizin“ soll über Entscheidungsbäume die evidenzbasierte Therapie von Patienten unterstützen.

Ein anderer Grund für Überversorgung ist laut einer Onlinebefragung unter 4200 DGIM-Mitgliedern die Sorge vor Behandlungsfehlern – immerhin bei 80 % der Befragten. Diese Art von „Sicherheitsmedizin“ können sich die Mitarbeiter der Interdisziplinären Notaufnahme (INA) am Klinikum Stuttgart nicht leisten: Bei ihnen kommt es nicht nur auf eine richtige, sondern v. a. eine schnelle Diagnose an. Wie man dabei vorgeht, erklärt Prof. Tobias Schilling, Ärztlicher Direktor der INA, ab S. 78 im Interview.

Ressourcen lassen sich auch über strukturierte Abläufe und Algorithmen schonen. Ein anschauliches Beispiel dafür: Ab S. 108 erklären unsere Autoren anhand eines Flowcharts, wie Sie bei einem bewusstseinsgestörten Patienten Schritt für Schritt Ursachen erkennen und behandeln.

Checklisten und Algorithmen sind zwar gerade für Anfänger von unschätzbarem Wert. Trotzdem dürfe man nie aufhören mitzudenken und den Einzelfall abzuwägen, betont Dr. Cornelia Deckwerth, Ärztliche Direktorin der Paracelsus-Klinik Karlsruhe, im Interview ab S. 92. Das trifft letztlich auch auf Leitlinien-Wissen zu.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen stets kluge Entscheidungen!

Ihre Herausgeber und Ihre Redaktion

Herausgeber

P. Galle, Mainz

G. Geldner, Ludwigsburg

A. Königsrainer, Tübingen

F.-G. B. Pajonk, Schäftlarn

Experten-Panel

P. Berlit, Essen

S. Bleich, Hannover

J. Bossenmayer, Stuttgart

H.- P. Bruch, Lübeck

M. Christ, Nürnberg

B. Debong, Karlsruhe

J. Glatzle, Konstanz

T. Hemmerling, Montreal

D. F. Hollo, Celle

J. Riemann, Ludwigshafen

Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, Hannover

Redaktion

Julia Hecht

Dr. Julia Rojahn

Georg Thieme Verlag KG

Rüdigerstraße 14

70469 Stuttgart

E-Mail: legeartis@thieme.de

Im Internet

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