Patienten mit hämatologischen Erkrankungen (z. B. mit akuten und chronischen myeloischen
und lymphatischen Leukämien, myelodysplastischem Syndrom, multiplem Myelom, Hodgkin
oder Non-Hodgkin-Lymphomen) sind aufgrund krankheitsassoziierter und therapiebedingter
Risiken einer Vielzahl an Komplikationen ausgeliefert. Neben neurologischen, pulmonalen
und hepatosplenischen spielen insbesondere gastrointestinalen(GI) Komplikationen mit
einer hohen Morbidität und Mortalität eine große Rolle [Coy DL et al. RadioGraphics
2005; 25: 305–318]. Um eine angemessene und schnelle Therapie einleiten zu können,
sind die Kliniker häufig auf die Expertise des Radiologen angewiesen. Die unten aufgeführte
Tabelle gibt eine Übersicht über gastrointestinale Komplikationen bei hämatologischen
Patienten und schlägt eine Einteilung in nicht infektiöse und infektiöse Komplikationen
vor ([Tab. 1]).
Tab. 1 Gastrointestinale Komplikationen bei hämatologischen Patienten
Nicht infektiöse Komplikationen
|
Infektiöse Komplikationen
|
Infiltrate der Grunderkrankung in der Darmwand
|
Pseudomembranöse Kolitis
|
Therapiebedingte toxische Mukositis
|
Virale Enteritis:
-
Cytomegalievirus
-
Adenovirus
-
Herpes Simplex
-
Rotavirus
|
Toxischer Ileus
|
Therapieinduzierte Nekrosen sowie Ulzera der Darmwand
|
GI-Graft-versus-Host-Reaktion
|
Hämorrhagien / intramurale Hämatome
|
Pilz-Enteritis:
-
Aspergillus
-
Candida
-
Mucor
|
Raumfordernde Wirkung der Lymphome
|
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Abszess / Divertikulitis / Appendizitis
|
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Reaktiver Ileus
|
Nicht infektiöse und / oder infektiöse Komplikationen
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Typhlitis
|
Pneumatosis intestinalis
|
Perforation
|
Nicht infektiöse Komplikationen
Nicht infektiöse Komplikationen
Direkte gastrointestinale Wirkungen von hämatologischen Erkrankungen
Direkte gastrointestinale Wirkungen der hämatologischen Erkrankungen beruhen meistens
auf einer Tumorzellinfiltration der Darmwand oder dem raumfordernden Aspekt mesenterialer
und retroperitonealer Lymphome. Die Darmkompression und -konstriktion kann zu Passageverzögerung,
Intussuszeption und mechanischem Ileus führen. Schleimhautulzerationen können gastrointestinale
Blutungen verursachen.
Therapiebedingte toxische Mukositis
Die Mukositis ist eine unerwünschte, jedoch unvermeidbare Nebenwirkung intensiver
Chemo- und Strahlentherapien bzw. der Konditionierungstherapie zur Stammzelltransplantation
hämatologischer Erkrankungen und kommt durch toxisch bedingte Veränderungen der Schleimhautbarriere
zustande. Sie kann den gesamten Verdauungstrakt betreffen und läuft in 4 Phasen ab:
-
In der inflammatorischen Phase steht die Induktion der proinflammatorischen Zytokine
Interleukin-1, Tumornekrosefaktor-α und Interferon-γ durch die zytotoxischen Medikamente
und die Bestrahlung im Vordergrund. Diese Zytokine induzieren Veränderungen der Schleimhautfunktion,
-permeabilität, -integrität und des -metabolismus, wobei die Epithelzellen noch intakt
bleiben;
-
In der epithelialen Phase kommt es zu einer Schleimhautatrophie, -verdünnung und -nekrose,
da die schnell proliferierenden Schleimhautzellen in ihrer Erneuerung gehemmt werden;
-
Dies führt innerhalb von 14 Tagen nach Einleitung der Chemotherapie zur ulzerativen
Phase;
-
Die letzte Phase stellt die Heilungsphase dar.
Die Mukositis präsentiert sich klinisch mit moderaten bis schweren GI-Symptomen wie
sekretorischer bis blutiger Diarrhoe, generalisierten abdominellen Schmerzen, Darmatonie,
Übelkeit und Erbrechen. Typische computertomografische Befunde bei der Mukositis sind
Darmwandverdickung, Schleimhauthyperämie oder sogar eine Mosaikperfusion. Diese können
segmental oder diffus im gesamten Verdauungstrakt auftreten. Zusätzliche perienterale
Fettgewebsimbibierung, Aszites und Lymphknotenvergrößerungen sind meistens im Gegensatz
zu infektiösen Darmkomplikationen gering ausgeprägt ([Abb. 1]) [Schmit M et al. AJR Am J Roentgenol 2008; 190: 712-719].
Abb. 1 Bildbeispiele von Mukositis unter Konditionierungstherapie bei Patienten mit hämatologischer
maligner Erkrankung. a Der Dünndarm ist typischerweise langstreckig befallen mit deutlicher Wandverdickung,
submukösem Ödem, insgesamt Darmwandinduration (Pfeile) und Erweiterung der mesenterialen
Gefäße. Die Umgebungsreaktion (Stranding, Aszites) ist dabei typischerweise sehr diskret.
b demonstriert eine Magen betonte (Pfeile) Mukositis. Eine isolierte Mukositis im Duodenum
(Pfeile) ist selten (c), meistens tritt sie als Teil einer Panenteritis auf. Der Befall des Ösophagus ist
sehr häufig und macht sich bei den Betroffenen früh aufgrund von schweren Schluckstörungen
bemerkbar. In der Bildgebung wird es leider in den sonst meist nativ durchgeführten
Thorax-CTs vernachlässigt (d). Typisch ist eine konzentrische Wandverdickung (Pfeile), zum Teil mit irregulärer
Wandberandung nach innen und oft intraluminalen Blutkoagelen oder „food trapping“.
Selten kann die Entzündung auf das benachbarte Mediastinum (Pfeile) übergreifen (e). Differenzialdiagnostisch muss hier an eine Candidose („Soor“) gedacht werden.
Weitere therapiebedingte GI-Komplikationen
Durch die schnelle Lymphomrückbildung unter Chemotherapie können Lücken in der Darmwand
und nicht gerade selten Darmperforationen entstehen, welche sich in der Bildgebung
als freie oder gedeckte intra- oder retroperitoneale Luftansammlungen sichtbar machen
([Abb. 2]). Der gleiche Mechanismus kann zu Gefäßschäden in der Darmwand führen, deren Folge
eine Hämorrhagie nach intraluminal oder intramural oder intraperitoneale Hämatome
sein können ([Abb. 3]) [Schmit M et al. AJR Am J Roentgenol 2008; 190: 712–719; Keats TE et al. AJR Am
J Roentgenol 1974; 122: 150–152; Day DL et al. AJR Am J Roentgenol 1988; 151: 85–87;
Bates FT et al. AJR Am J Roentgenol 1989; 152: 991–994]. Der toxische Ileus ist eine
bekannte Komplikation / Nebenwirkung vieler Chemotherapeutika. Wichtig ist hier die
Differenzierung von einem mechanischen Ileus insbesondere bei Patienten in der Neutropenie,
da durch orale Nahrungskarenz und Einlage einer Entlastungssonde sich die meisten
Fälle rasch bessern ([Abb. 4]).
Abb. 2 Eine Darmperforation kann sowohl nach intraperitoneal (Pneumoperitoneum) (a) als auch nach retroperitoneal stattfinden (b, Pfeile), z. B. infolge von Schleimhautulzerationen.
Abb. 3 In der Phase der Thrombopenie, aber auch infolge von Mukositis (bowel mucosal injury)
kann es zur GI-Blutungen mit intraluminalen Hämatomen (Pfeile) oder intramuralen Hämatomen
kommen.
Abb. 4 Infolge der Medikamententoxizität kommt es zu paralytischen Ileuszuständen (Pfeile),
die unbedingt von mechanischen Passagestörungen unterschieden werden sollten. Die
Umgebungsreaktion in solchen Fällen bleibt lange dezent.
Graft-versus-Host-Reaktion
Die Graft-versus-Host-Krankheit entsteht durch die Reaktion von immunkompetenten Spender-T-Zellen
gegen Oberflächenantigene auf Empfängergewebe. Dadurch wird eine zelluläre und humorale
Immunkaskade ausgelöst, bei der spezifische, gegen den Wirt gerichtete zytotoxische
T-Zellen und Antikörper gebildet werden. Die akute Graft-versus-Host-Reaktion tritt
innerhalb der ersten Wochen nach Transplantation auf und betrifft vor allem die Haut,
die Leber und den Verdauungstrakt. Bei einer Beteiligung des Verdauungstrakts sind
die vorherrschenden Symptome Diarrhoen, Bauchschmerzen und Tenesmen. Dank der prophylaktischen
immunsuppressiven Therapie mit Antithymozytenglobulin, Ciclosporin A, evtl. in Kombination
mit Methotrexat oder Kortikosteroiden und Calcineurinhemmer, sind die Inzidenz der
akuten Graft-versus-Host-Reaktion sowie die Mortalität gesunken [Schmit M et al. AJR
Am J Roentgenol 2008; 190: 712–719]. Der typische CT-Befund der gastrointestinalen
akuten Graft-versus-Host-Reaktion ist das erhöhte Enhancement der Schleimhaut des
gesamten Verdauungstrakts. Histopathologisch lässt sich dieser Befund durch das hoch
vaskularisierte Granulationsgewebe erklären, das die zerstörte Mukosa ersetzt. Falls
eine Darmwandverdickung vorliegt, betrifft sie zumeist den Dünndarm ([Abb. 5 a]). Weitere häufige CT-Befunde sind flüssigkeitsgefüllte und dilatierte Darmschlingen,
verdickte Darmfalten (comb sign), submuköses Ödem und Dissoziation der Darmschlingen.
Seltener findet sich eine Imbibierung des perienteralen Fettgewebes ([Abb. 5 b]). Typische extraintestinale abdominale CT-Befunde sind Hepatomegalie, Aszites sowie
ein erhöhtes Enhancement der Gallenblasen- und Harnblasenwand [Schmit M et al. AJR
Am J Roentgenol 2008; 190: 712–719; Donnelly LF. AJR Am J Roentgenol 1996; 167: 909–913;
Coy DL et al. RadioGraphics 2005; 25: 305–318]. Die chronische Graft-versus-Host-Reaktion
des Verdauungstrakts tritt in der späten Posttransplantationphase auf, welche 100
Tage nach der Transplantation beginnt. Vorherrschendes Symptom ist die Malabsorption.
Die Bildgebung zeigt meistens keine oder nur diskrete Abnormalitäten.
Abb. 5 GI-GVHD-Fälle in unterschiedlichen Phasen dieser Komplikation. In der subakuten Phase
lässt sich eine meist diffuse, hauptsächlich das Ileum betreffende Darmwandverdickung
mit dicker, KM-aufnehmender Schleimhaut (Granulationsgewebe) (Pfeile) nachweisen (a). Im weiteren Verlauf hingegen normalisiert sich der Darmwandbefund mit nur leichter
Persistenz vormaliger Veränderungen am terminalem Ileum und oft auch am Zökum (b).
Infektiöse Komplikationen
Infektiöse Komplikationen
Pseudomembranöse Kolitis
Unter Chemotherapie und in der Aplasiephase sind bakterielle Pathogene die prädominanten
Infektauslöser. Eine Antibiotikatherapie während dieser Phase kann zu einer Störung
des Gleichgewichts der Darmflora mit Überwucherung durch Clostridium difficile führen.
Die abgesonderten Clostridium-difficile-Toxine A und B lösen eine Entzündungsreaktion
aus, bei der es zur Exsudation von Fibrin und zur Ablagerung von Fibrinbelägen auf
der Kolonschleimhaut kommt, was endoskopisch als Pseudomembranen imponiert. Klinisch
manifestiert sich die Erkrankung mit wässrigen Diarrhoen, abdominellen Schmerzen und
Fieber. Der häufigste computertomografische Befund ist eine deutliche Darmwandverdickung,
die meistens das gesamte Kolon und weniger häufig nur das linke Hemikolon betrifft.
In der frühen Phase kann ein segmentaler Befall nachgewiesen werden. Selten liegt
auch eine Dünndarmbeteiligung vor. Dabei geht die Darmwandverdickung bei der pseudomembranösen
Kolitis über solche bei anderen Kolitiden hinaus. Das sogenannte „accordion sign“,
welches durch die Kontrastmittelanreicherung zwischen den Pseudomembranen und den
geschwollenen Haustren zustande kommt, ist hoch-suggestiv auf eine pseudomembranöse
Kolitis ([Abb. 6 a]). Da die Erkrankung vorwiegend die Mukosa und Submukosa betrifft, ist die parakolische
Fettgewebsimbibierung dysproportional geringer ausgeprägt als die ausgeprägte Darmwandverdickung
[Schmit M et al. AJR Am J Roentgenol 2008; 190: 712–719; Donnelly LF. AJR Am J Roentgenol
1996; 167: 909–913; Coy DL et al. RadioGraphics 2005; 25: 305–318]. Bakterielle GI-Infektionen
finden sich gehäuft auch in anderen Abschnitten des Verdauungstrakts ([Abb. 6 b–e]).
Abb. 6 Beispiele von infektiösen bakteriellen GI-Komplikationen (Pfeile): Pseudomembranöse
Colitis (a), Enteritis (b), Enterocolitis mit Abszedierung (c) sowie Proctitis (d–e).
Virale Infektionen
Virale Pathogene sind eine häufige Ursache für Darminfektionen nach allogener Stammzelltransplantation,
können aber auch in der Aplasiephase nach Chemotherapie auftreten. Die frequentesten
Erreger sind das Cytomegalievirus (CMV), Adenovirus (ADV), Herpes-Simples-Virus (HSV),
Rotavirus und Astrovirus. In der frühen Posttransplantationsphase (bis Tag 100 nach
Transplantation) ist die CMV-Infektion die häufigste Ursache für Infekt bedingte gastrointestinale
Komplikationen wie Diarrhoe, Hämorrhagie, Perforation und Peritonitis ([Abb. 7]). Die CMV-Kolitis manifestiert sich typischerweise als eine Darmwandverdickung im
ileozökalen Übergang und im Colon ascendens. Häufig finden sich auch Schleimhautulzerationen.
Der CT-Befund einer gastrointestinalen CMV-Infektion ähnelt dem einer Typhlitis mit
einem ausgeprägten Zielscheibenphänomen, wobei angrenzender Aszites und Fettgewebsimbibierungen
bei der gastrointestinalen CMV-Infektion deutlicher sind als bei der Typhlitis. Zudem
kann begleitend eine Dünndarmwandverdickung vorhanden sein. Vergleichbare CT-Befunde
sind auch bei der gastrointestinalen HSV-Infektion (10.–30. Tag nach Transplantation)
zu finden. Hier ist die Dünndarmbeteiligung üblicherweise segmental mit angrenzender
Fettgewebsimbibierung. Eine Rotavirus-Infektion präsentiert sich als eine segmentale
Enteritis mit starker KM-Affinität der Schleimhaut, mäßiger angrenzender Fettgewebsimbibierung
und intraluminaler Flüssigkeitsansammlung. Die ADV-Enteritis führt häufig zu Darmwandhämorrhagien
[Schmit M et al. AJR Am J Roentgenol 2008; 190: 712–719; Donnelly LF. AJR Am J Roentgenol
1996; 167: 909–913; Coy DL et al. RadioGraphics 2005; 25: 305–318].
Abb. 7 Bildbeispiele von viralen GI-Komplikationen: CMV-Colitis (a, Pfeil) und Rotavirus-Enteritis (b, Pfeil).
Pilzinfektionen
Pilzinfekte treten typischerweise bei Patienten mit schwerer und lang anhaltender
Neutropenie auf. Candida, Aspergillus und Mucor sind die häufigsten nachgewiesenen
Erreger. Candida und Aspergillus verursachen erosive Infekte des GI-Trakts und betreffen
bevorzugt den Oesophagus. Die Aspergillus-Kolitis neigt zur Infiltration von Blutgefäßen
und verursacht Gefäßverschlüsse mit peripheren Hämorrhagiearealen und sekundären Infarktzonen
[Schmit M et al. AJR Am J Roentgenol 2008; 190: 712–719]. Bei Patienten mit Neutropenie
ist die Aspergillose nicht selten systemisch und kann bei Dissemination zu Mikroabszessen
in Leber, Milz und Nieren führen. Invasive Candidiasis und Mucormycose verhalten sich
pathogenetisch ähnlich ([Abb. 8]) [Coy DL et al. RadioGraphics 2005; 25: 305–318]. Die Mucormycose hat eine insgesamt
niedrigere, jedoch aufgrund der antifungalen Prophylaxe und der hieraus resultierenden
Selektion eine steigende Inzidenz. Bei der gastrointestinalen Mucormycose sind der
Oesophagus und der Magen die am häufigsten betroffenen Organe. Das terminale Ileum
und das Zökum sind bevorzugte Manifestationsorte einer intestinalen Mucormycose. Da
die Erkrankung oft einen fulminanten und fatalen Verlauf hat, ist eine zügige Diagnostik
und aggressive Therapie notwendig [Schmit M et al. AJR Am J Roentgenol 2008; 190:
712–719]. Die CT-Diagnostik zeigt eine zirkuläre Darmwandverdickung. Aufgrund der
Koinzidenz von Nekrosen und Infarkten sowie Ödem und Inflammation, sind in der Darmwand
gleichzeitig Zonen erhöhter und erniedrigter KM-Affinität zu finden.
Abb. 8 Bildbeispiele von fokalen GI-Trakt-Infektionen durch Pilze (Mucormycose) (Pfeile).
Typhlitis
Typhlitis oder auch neutropene Kolitis ist eine lebensbedrohliche nekrotisierende
Enteropathie, welche bei krankheitsassozierter oder therapieinduzierter Neutropenie
beobachtet wird. Betroffen sind das Zökum und das Colon ascendens, eine Beteiligung
des terminalen Ileums ist möglich. Eine Beteiligung weiterer Darmabschnitte ist unüblich.
Pathophysiologisch liegt der Erkrankung eine Schwächung der Mukosa mit sekundärer
bakterieller Invasion der Darmwand und evtl. späterer Bakteriämie bzw. Sepsis zugrunde.
Schwere Fälle können zu Darmischämie und Perforation führen. Typische klinische Symptome
stellen Fieber, blutige oder wässrige Durchfälle und rechtsseitige Unterbauchschmerzen
dar [Schmit M et al. AJR Am J Roentgenol 2008; 190: 712–719; Hunter TB et al. AJR
Am J Roentgenol 1984; 142: 513–518; Kaste SC et al. AJR Am J Roentgenol 1999; 173:
729–736; Frick MP et al. AJR Am J Roentgenol 1984; 143: 763–765; Donnelly LF. AJR
Am J Roentgenol 1996; 167: 909–913; Coy DL et al. RadioGraphics 2005; 25: 305–318;
Levine DS et al. RadioGraphics 2007; 27: 307–324].
Computertomografisch fällen Wandverdickungen der prädisponierten Darmabschnitte mit
angrenzender entzündlicher Imbibierung des Fettgewebes sowie geringer parakolischer
Aszites auf ([Abb. 9]). Eine lokoregionale Lymphadenopathie wird üblicherweise nicht beobachtet [Schmit
M et al. AJR Am J Roentgenol 2008; 190: 712–719; Frick MP et al. AJR Am J Roentgenol
1984; 143: 763–765; Coy DL et al. RadioGraphics 2005; 25: 305–318].
Abb. 9 Typhlitis in der Neutropenie mit zirkulärer Zökumwandverdickung (Pfeil).
Pneumatosis intestinalis
Pneumatosis intestinalis ist definiert als Gasansammlung in der Darmwand ([Abb. 10]). Es handelt sich nicht um eine Erkrankung, sondern um einen radiologischen und
pathologischen Befund, welchem eine Vielzahl an Erkrankungen zugrunde liegen kann.
Neben der Darmischämie und infektiösen Gastroenteritiden bzw. Kolitiden können Typhlitiden
und akute Graft-versus-Host-Reaktionen diesen Befund verursachen. Außerdem können
die bei Chemo- und Steroidtherapieregimen auftretende Atrophie der Peyer-Plaques und
die daraus resultierenden Schleimhautdefekte das Eintreten intraluminaler Luft in
die Darmwand begünstigen und so eine Pneumatosis intestinalis bedingen [Schmit M et
al. AJR Am J Roentgenol 2008; 190: 712–719; Wood BJ et al. AJR Am J Roentgenol 1995;
165: 1387–1390; Keats TE et al. AJR Am J Roentgenol 1974; 122: 150–152; Day DL et
al. AJR Am J Roentgenol 1988; 151: 85–87; Bates FT et al. AJR Am J Roentgenol 1989;
152: 991–994]. Die Signifikanz der Pneumatosis intestinalis ist bei stammzelltransplantierten
Patienten, insbesondere in der Neutropenie, eine andere mit deutlich günstigeren Verläufen
trotz konservativer Therapie [Day DL et al. AJR Am J Roentgenol 1988; 151: 85–87;
Bates FT et al. AJR Am J Roentgenol 1989; 152: 991–994].
Abb. 10 Pneumatosis intestinalis bei 2 Patienten während der Chemotherapie. Beide Fälle wurden
erfolgreich konservativ behandelt. Die intramurale Luft (Pfeile) war zum Teil auch
nach retroperitoneal gelangt.
Zusamenfassung
Kenntnisse über die Art und Häufigkeit von GI-Komplikationen bei hämatologischen Patienten
sowie eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit sind insbesondere in spezialisierten
Zentren Voraussetzung für ein gelungenes Patienten-Management. In diesem Kontext spielt
die Bildgebung oft eine entscheidende Rolle, da sie im Gegensatz zu anderen Diagnoseverfahren,
z. B. Laboruntersuchungen, sofort verfügbar ist.
M. Kurucay, C. Kloth, W. Bethge, C. Faul, M. Horger; Tübingen