Das amerikanische Premarket-Approval-Verfahren (PMA) der Food-and-Drug-Administration
(FDA) gilt allgemein als das weltweit strengste Regulierungssystem für Medizinprodukte
(MP). Dieses zentrale Zulassungsverfahren kommt seit Ende der 1970er Jahre in den
USA für Hochrisiko-MPs zum Einsatz.
Ähnlich den Anforderungen für den Marktzugang von neuen Arzneimitteln, verlangt die
FDA von MP-Herstellern präklinische und vor allem klinische Daten. Diese Daten sollen
die Sicherheit und Wirksamkeit eines MP in der beantragten Indikation belegen. Spätestens
seit dem FDA-Modernization-Act von 1997 verwässern jedoch die ehemals hohen Anforderungen
an die zu erbringenden Nachweise wie etwa an das zugrunde zulegende Studiendesign.
Die Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit gehen sogar soweit, dass der Erhebung
von klinischen Daten nach der Zulassung ein größerer Stellenwert beigemessen wird
– mit dem Ziel, neue MPs für Patienten schnell zugänglich zu machen und gleichzeitig
Produktinnovationen den Marktzugang zu erleichtern.
Die Untersuchung von Rathi et al. wäre im europäischen – und damit auch deutschen
– MP-Marktzugangssystem aufgrund der bestehenden Intransparenz so nicht möglich. Anstelle
eines Vorher-Nachher-Vergleichs stellt sie allerdings lediglich eine Momentaufnahme
der Studienquantität und -qualität im Rahmen ausgewählter PMA-Verfahren dar.
Zudem wirft die Studie die ein oder andere methodische Frage auf: Bspw. könnte die
Generierung des Datensatzes oder die Einteilung der Endpunkte dazu geführt haben,
dass die tatsächliche Studienqualität überschätzt wurde.
Davon abgesehen verdeutlicht diese Untersuchung aufs Neue, dass sich Ärzte über die
qualitative und quantitative Variabilität der klinischen Evidenz zu neu auf dem Markt
verfügbaren MP im Klaren sein müssen. Zudem zeigt sie, dass auch eine Zulassung in
den USA keine Garantie für bestmögliche Studiendaten ist. Diese Fakten müssen berücksichtigt
werden, wenn Patienten über mögliche Vor- und Nachteile eines MP aufgeklärt werden.
Dipl.-Oecotroph. MPH Yvonne Zens
Institut für Qualität und Wirthschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln