Zusammenfassung
Ziel: Ziel dieser Studie war es zu klären, in welchem Umfang eine Fingerstrahlverlängerung
bei angeborenen Fehlbildungen mittels Kallusdistraktion möglich ist.
Patienten und Methoden: 60 Patienten, bei denen zwischen 1994 und 2014 im Alter zwischen 1,6 und 17,8 Jahren
71 Kallusdistraktionen bei angeborenen Fehlbildungen zum Strahlaufbau erfolgten, wurden
retrospektiv nachuntersucht. Die Distraktion erfolgte 46-mal an einem Mittelhandknochen
und 25-mal an einer Phalange. Die Distraktion erfolgte am häufigsten am Daumen- (n=30)
und Kleinfingerstrahl (n=21). Führende Indikationen waren eine Symbrachydaktylie mit
32 und ein Schnürring-Syndrom mit 10 Distraktionen. Der Längengewinn wurde durch Vergleich
der präoperativen Röntgenaufnahmen mit den Röntgenaufnahmen bei Entfernung des Fixateurs
ermittelt. Des Weiteren wurden die Patientenakten bzgl. Alter bei Operation, Dauer
der Distraktion, Dauer der Konsolidierungsphase, Komplikationen usw. ausgewertet.
Ergebnisse: Bei Mittelhandknochen wurde durchschnittlich eine Verlängerung von 18,4 mm erreicht,
was einer Verlängerung um 73% der Ausgangslänge entsprach; an Phalangen durchschnittlich
von 14,0 mm=77% der Ausgangslänge, wobei jeweils Verlängerungen über 100% der Ausgangslänge
möglich waren. In 89% der Fälle wurde das Distraktionsziel erreicht. Die Konsolidierungsgeschwindigkeit
lag bei 6,1 (1–20) Tagen/mm Verlängerung. Der Fixateur externe war im Durchschnitt
140 (50–346) Tage erforderlich. Nach Entfernung des Fixateur externes erfolgte 9-mal
eine Stabilisation des Kallus mit einem axialen K-Draht, 11-mal wurde ein Beckenkammspan
interponiert und mit K-Draht gesichert. Die Komplikationsrate lag bei 30% (vorzeitige
Durchbauung, Achsabweichung, Gelenkluxation, Pininfektion, Sehnendislokation). Alle
Komplikationen ließen sich gut beherrschen.
Schlussfolgerung: Die Kallusdistraktion bei angeborenen Fehlbildungen ist eine effektive, aber aufwendige
Methode zur Strahlverlängerung. Verlängerungen eines Knochens über 100% der Ausgangslänge
sind möglich. Die relativ häufig auftretenden Komplikationen lassen sich meist gut
beherrschen und gefährden das Ergebnis nur selten.
Abstract
Purpose:The aim of this study was to investigate the feasible amount of lengthening by distraction
osteogenesis in congenital hand deficiencies.
Patients and methods:A total of 60 patients (1.6–17.8 years) underwent lengthening of 71 bones between
1994 and 2014. Bone lengthening was performed on 46 metacarpals and 25 phalanges.
Mostly the first (n=30) and the fifth (n=21) rays were lengthened. Bone lengthening
was performed to treat primarily symbrachydactyly (b=32) and amniotic band syndrome
(n=10). To analyze the amount of lengthening preoperative radiographs and radiographs
taken while removing the external fixator were compared. The charts were reviewed
regarding age at surgery, duration of lengthening, duration of bony consolidation,
complication, etc.
Results:The average of metacarpal distraction was 18.4 mm=73% lengthening with respect to
the preoperative length; the average of phalange distraction was 14.0 mm=77% of the
preoperative length. In both, metacarpals and phalanges, a lengthening of > 100% of
the preoperative bone length was possible. In target length was reached in 89% of
the procedures. The average time for consolidation was 6.1 (1–20) days/mm lengthening.
The external fixator was in use on average for 140 (50–346) days. After removing of
the external fixator an axial K-wire was used to stabilize the callus in 9 procedure,
and an iliac bone craft plus axial K-wire in 11 procedures. The rate of complications
was 30% (early consolidation, deviation, joint dislocation, pin infection, tendon
dislocation). All complications could be treated without with acceptable results.
Conclusion:Metacarpal and phalangeal distraction lengthening is an effective but demanding technique
for ray reconstruction in congenital malformations of the hand. It is possible to
lengthen a bone by more than 100%. Complications are common, but in most cases easy
to handle.
Schlüsselwörter
Kallusdistraktion - angeborene Fehlbildung
Key words
distraction osteogenisis - congenital malformation