Der Klinikarzt 2016; 45(01): 50
DOI: 10.1055/s-0042-100706
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tumorschmerzen – Evidenzbasierte Leitlinien umsetzen

Further Information

Publication History

Publication Date:
10 February 2016 (online)

 
 

Tumorschmerzen werden laut Prof. Hans G. Kress aus Wien trotz klarer Empfehlungen in Leitlinien nicht überall leitliniengerecht behandelt. Das gilt auch für Durchbruchschmerzen, betonte er anlässlich der DGHO-Jahrestagung 2015 in Basel. Die neue S3-Leitlinie Pallliativmedizin [ 1 ] empfiehlt die Gabe von oralen, schnell freisetzenden Opioden oder transmukosalen Fentanyl-Darreichungsformen wie mit der Fentanyl-Buccaltablette (Effentora®). Bevorzugt werden die transmukosalen Fentanyl-Darreichungsformen, wenn eine rasche Wirksamkeit und eine kürzere Wirkdauer als bei den schnell freisetzenden oralen Opioden notwendig sind.

Als Option zur Erstlinientherapie der Akuten Promyelozytenleukämie (APL) mit niedrigem und mittlerem Risiko wird in den deutschen Onkopedia-Leitlinien [ 2 ] seit Januar 2014 die Kombination von All-Trans-Retinsäure (ATRA) und Arsentrioxid (ATO; Trisenox®) genannt. Basis ist eine Phase-III-Studie mit Patienten mit einer neu diagnostizierten APL mit niedrigem oder intermediärem Risiko [ 3 ]. Die Therapie mit ATRA plus ATO führte bei allen Patienten zu einer kompletten Remission; bei Standardtherapie erreichten 75 von 79 Patienten (95 %) einen solchen Therapieerfolg (p = 0,12), wie Prof. Eva Lengfelder, Mannheim, berichtete. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 31 Monaten lag das ereignisfreie Überleben (EFS) über 2 Jahre bei Therapie mit ATRA plus ATO bei 97 %, im Kontrollarm bei 86,7 % (p = 0,03). Nach einem Beobachtungszeitraum von 36 Monaten war auch der Unterschied im Gesamtüberleben (OS) signifikant (99,1 vs. 94,4 %; p = 0,01) [ 4 ].

Die chemotherapiefreie Therapie wurde dabei besser vertragen als die Kombination mit Chemotherapie, jedoch kam es häufiger zu einer QTc-Zeit-Verlängerung sowie erhöhten Leberenzymwerten.

Eine britische Studie bestätigte kürzlich die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie mit ATRA plus ATO, wobei Patienten mit hohem Risiko in der ATRA plus ATO-Gruppe zusätzlich Gemtuzumab-Ozogamicin erhielten [ 5 ]. Auch hier zeigte sich laut Lengfelder ein besseres EFS als im Standardarm mit ATRA plus Idarubicin (4-Jahres-EFS 91 vs. 74 %; p = 0,003). Nun ist eine europäische Studie mit Patienten mit einer Hochrisiko-APL geplant, wobei im ATRA+ATO-Arm zu Beginn 2 Zyklen Idarubicin ergänzt werden. Im Kontrollarm erhalten die Patienten die Standardtherapie nach dem AIDA-Schema. Zugelassen ist ATO in der Erstlinientherapie derzeit nicht.

Friederike Klein, München

Quelle: Satellitensymposium „Der onkologische Patient. Leitliniengerechte Versorgung“, anlässlich der 62. Jahrestagung 2015 der DGHO, OeGHO, SGMO und SGH+SSH am 9. Oktober 2015 in Basel. Veranstalter: TEVA GmbH.


#