Aktuelle Dermatologie 2016; 42(03): 76
DOI: 10.1055/s-0042-100227
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Onkologie – Nur jeder Zweite schützt seine Haut vor UV-Strahlung

Contributor(s):
Nina Drexelius
Iannacone MR et al.
Dermatology 2015;
231(4): 360-366
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Publication History

Publication Date:
06 April 2016 (online)

 

    Nach einer Organtransplantation steigt das Risiko für Hautkrebs. Betroffene sollten sich deshalb besonders sorgfältig vor Sonnenlicht schützen. Ein australisches Forscherteam um M. R. Iannacone hat Hoch-Risiko-Patienten in Australien zu ihrem Sonnenschutzverhalten befragt.
    Dermatol 2015; 231: 360–366

    Plattenepithelkarzinome der Haut kommen bei Organtransplantierten bis zu 250-mal so häufig vor wie in der Allgemeinbevölkerung, Basaliome etwa 10-mal so häufig. Angesichts der zunehmenden Zahl von Transplantationen und der steigenden Lebenserwartung der Betroffenen dürften Transplantierte einen immer größeren Teil der Hautkrebspatienten ausmachen.

    Auf die immunsuppressive Therapie, die das Risiko für maligne Erkrankungen massiv erhöht, können erfolgreich Transplantierte kaum verzichten. Vor dem zweiten entscheidenden Risikofaktor für Hautkrebs, der UV-Strahlung, können sie sich schützen – und werden i. d. R. auch angewiesen, das zu tun. In einer australischen Erhebung wurden nun erfolgreich Transplantierte gefragt, ob und wie sie die Empfehlung umsetzen.

    Transplantierte sind Hoch-Risiko-Patienten

    Die hellhäutige Bevölkerung Australiens hat im weltweiten Vergleich ein hohes Hautkrebsrisiko. Große nationale Kampagnen haben in den vergangenen 30 Jahren das Bewusstsein für die Gefahr durch UV-Strahlen geschärft. Bei den Teilnehmern der Studie in Queensland war das Risiko für maligne Hauterkrankungen zusätzlich erhöht: Sie hatten eine Nieren- oder Lebertransplantation hinter sich sowie mindestens einen weiteren Risikofaktor – eine aktinische Läsion, Alter über 40 Jahre oder mindestens 10 Jahre Immunsuppression. 446 Patienten nahmen an der Querschnittstudie teil.


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    Sonnenschutz könnte besser sein

    66 % der Befragten gaben an, einen Sonnenhut zu tragen, 49 % verwendeten Sonnenschutzcremes, 39 % trugen Kleidung mit langen Ärmeln. 52 % griffen regelmäßig auf mehrere dieser Maßnahmen zurück – vor allem jene, die helle Haut hatten und schnell Sonnenbrand bekamen. Patienten, die meistens gar keine Schutzmaßnahmen gegen Sonnenlicht ergriffen (19 %) oder nur eine (29 %), hatten oft (aber nicht immer) eine dunklere Gesichtsfarbe und weniger sonnenempfindliche Haut.

    Patienten, die regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen der Haut in Anspruch nahmen, waren meist auch jene, die dem Hautschutz eine größere Bedeutung zumaßen (adjustierte Prevalence Ratio 1,48, 95 %-Konfidenzintervall 1,19–1,84). Ob sie bei den Untersuchungen auf die Bedeutung des Sonnenschutzes hingewiesen wurden oder ob es sich bei diesen Patienten generell um gesundheitsbewusstere Menschen handelte, kann die epidemiologische Studie nicht klären.

    Fazit

    Nur die Hälfte der befragten Hoch-Risiko-Patienten (52 %) schützt sich regelmäßig ausreichend gegen UV-Strahlung – nur wenig mehr als in der australischen Allgemeinbevölkerung (44 %). In Populationen mit weniger hohem Risiko und einem weniger ausgeprägten Bewusstsein für die Gefahr von UV-Strahlung ist die Motivation vermutlich noch niedriger, so die Auoren.


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