Notfalltraining per Smartphone – Augmented Reality (AR) gestütztes Training zur Reanimation eines Neugeborenen

Einleitung Während des Studiums zur Hebamme wie auch im späteren Berufsleben, ist zur Vermeidung mütterlicher und kindlicher Morbidität und Mortalität, neben dem Erwerb und Erhalt rein fachlicher Skills das Management geburtshilflicher Notfälle unabdingbar. Im Rahmen des vom BMBF geförderten Drittmittelprojekts wird u.a. das AR- Trainingsszenario „Reanimation eines Neugeborenen“ entwickelt. Hierbei wird auf dem Smartphone die Realität in Echtzeit, um virtuelle Inhalte angereichert. [1]

Hintergrund Circa 95% der reif geborenen Neugeborenen passen sich nach der Geburt gut an. Eine perinatale Asphyxie kommt bei circa 1% der Geburten vor [2]. Da Anpassungsstörungen selten vorkommen und lebensbedrohliche Folgeschäden entstehen können, ist ein zügiges und sicheres Handeln unabdingbar. Hebammen arbeiten im klinischen wie auch außerklinischen Setting, sie müssen die Reanimation von Neugeborenen eigenständig beherrschen.

Methode Im AR-Szenario „Reanimation eines Neugeborenen“ wird die Unterstützung der Anpassung eines Neugeborenen und die Reanimation im Skills-Lab mit dem Smartphone unter realistischen Bedingungen trainiert. Um solche Notfallsituationen nachzuempfinden, werden auf dem Smartphone realitätsgetreu Symptome des NG simuliert, Entscheidungsparameter angezeigt und die dazugehörigen Bewegungsabläufe dargestellt. Ziel ist es die praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu verbessern, die Handlungsabläufe gemäß der Guideline des ERC zur Reanimation von Neugeborenen [2] zu festigen und den Theorie-Praxis-Transfer zu unterstützen. Entsprechend der Design-Based Research Methode werden das Lehr-/Lernkonzept und die technische Anwendung in kurzen Abständen erprobt und formativ evaluiert. Die Ergebnisse fließen kontinuierlich in das Re-Design ein. Ergebnisse: Im Wintersemester 2021 wird das AR-Szenario „Reanimation eines Neugeborenen“ in das Curriculum implementiert und re-evaluiert sein. Angenommen wird, dass die Studierenden ihre Kompetenzen sowohl im Hinblick auf die fachlichen Kenntnisse, praktischen Fertigkeiten und das eigene Sicherheitsgefühl steigern werden.

Diskussion Das Forschungsprojekt liefert wichtige Erkenntnisse für aktuelle Herausforderungen in der Hebammenausbildung. Unter anderem wird der Fragestellung begegnet, wie werdende Hebammen ihre Fertigkeiten im Prozessablauf des Notfallmanagements stärken und gleichzeitig Leitlinien gerecht arbeiten können. Gleichzeitig soll ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Lernen durch mobile, orts- und zeitunabhängige Trainings ermöglicht werden. Die Ergebnisse lassen sich auf weitere Gesundheitsberufe und Mediziner*innen übertragen.

• Literatur

• 1 Zimmermann A. Versorgung des Neugeborenen. In H. Schneider, P. W. Husslein & K.-T. Schneider (Ed.), Die Geburtshilfe (pp. 1061–1087). Berlin: Springer; 2011
• 2 Madar J, Roehr CC, Ainsworth S.. et al. European Resuscitation Council Guidelines 2021: Newborn resuscitation and support of transition of infants at birth. Resuscitation, (2021): 161, 291–326.

Publication History

Article published online:
26 November 2021