Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2021; 15(03): 167
DOI: 10.1055/s-0041-1735713
Abstracts
Wiesbaden: Adipositas-Kongress 2021

58 Veränderungen durch die Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen mit Adipositas: Eine Befragung in der Adipositas-Ambulanz im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) der Charité-Universitätsmedizin Berlin.

Petra Rücker
1   Charité-Universitätsmedizin Berlin, SPZ Abtlg. interdisziplinär, Adipositas-Ambulanz, Berlin, Deutschland
,
Jana Brauchmann
1   Charité-Universitätsmedizin Berlin, SPZ Abtlg. interdisziplinär, Adipositas-Ambulanz, Berlin, Deutschland
,
Steffi Walch
1   Charité-Universitätsmedizin Berlin, SPZ Abtlg. interdisziplinär, Adipositas-Ambulanz, Berlin, Deutschland
,
Susanna Wiegand
1   Charité-Universitätsmedizin Berlin, SPZ Abtlg. interdisziplinär, Adipositas-Ambulanz, Berlin, Deutschland
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Angela Galler
1   Charité-Universitätsmedizin Berlin, SPZ Abtlg. interdisziplinär, Adipositas-Ambulanz, Berlin, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

Zusammenfassung

Es war ein deutlicher Rückgang an Bewegung und eine deutliche Zunahme an Medienkonsum bei den Kindern und Jugendlichen mit Adipositas zu beobachten. Ein erheblicher Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen zeigte Angstsymptome (17,7%), im Gegensatz dazu hatten lediglich 10,0% Angstsymptome bei der Befragung zum seelischen Wohlbefinden und Verhalten (BELLA-Studie) als Zusatzmodul der KIGGS-Studie. Noch deutlicher zeigte sich der Unterschied bei depressiven Symptomen: Während die BELLA-Studie von 5,4% Kindern und Jugendlichen mit depressiven Symptomen berichtet, zeigten in unserer Kohorte 20,5% depressive Symptome. Adipöse Kinder und Jugendliche zeigen ernstzunehmende Folgen der Einschränkungen der Corona-Pandemie. Gesundheitssystem, Jugendhilfe und therapeutische Angebote stehen vor einer großen Herausforderung.


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Einleitung

Der Alltag von Familien hat sich in der Corona-Pandemie aufgrund von Kotaktbeschränkungen und Schul- und Kitaschließungen stark verändert. Wir haben untersucht, welche Auswirkungen die Einschränkungen in der Corona-Pandemie auf Familien mit adipösen Kindern und Jugendlichen haben.


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Material und Methodik

Im Rahmen der Adipositas-Ambulanz im SPZ der Charité-Universitätsmedizin Berlin wurden 269 Familien im Zeitraum von November 2020 bis Juni 2021 mit einem standardisierten Fragebogen befragt. Die Fragebögen für ein Elternteil und die Kinder ab 10 Jahren enthielten skalierte und offene Fragen zu Wohlbefinden, Bewegungs-, und Ernährungsverhalten sowie den Patient Health Questionnaire 2 (PHQ2) als Screening für depressive Symptome und den Generalized Anxiety Disorder 2 (GAD2) zur Erfassung von Angstsymptomen. Dabei wurden jeweils Werte von≥3 als auffällig definiert. Im Elternfragebogen wurden zusätzlich demographische sowie Angaben zur momentanen beruflichen Situation erfragt.


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Ergebnisse

Der mittlere BMI-SDS in unserer Kohorte lag bei+2,66 vor der Pandemie und bei+2,73 während der Pandemie. 14,7% der Eltern waren aufgrund der Corona-Einschränkungen in Kurzarbeit, 2,6% arbeitslos geworden. 12,6% waren im Homeoffice. 24,7% der Eltern berichtete von häufigeren gemeinsamen Mahlzeiten und 26,4% von häufigeren Mahlzeiten aus frischen Zutaten. 43% verwendeten seltener Fertiggerichte. 34,1% unserer Patientinnen und Patienten gaben an, sie konnten sich weniger um ihr Gewicht kümmern, während 26,3% berichteten, sich mehr um ihr Gewicht gekümmert zu haben. 26,3% gaben an, mehr genascht zu haben. 50,2% der Kinder und Jugendlichen waren seltener draußen und 60,8% gaben mehr Medienkonsum an. Bei den Eltern zeigten 20,6%, bei den Kindern und Jugendlichen 17,7% Angstsymptome. Beim Screening auf depressive Symptome zeigten 20,5% der Kinder und Jugendlichen auffällige Werte. Bei den offenen Fragen wurde von den Kindern und Jugendlichen am häufigsten angegeben, wie sehr sie den Kontakt zu ihren Freunden vermissen.


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. September 2021

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