Zentralbl Chir 2021; 146(S 01): S49
DOI: 10.1055/s-0041-1733365
Abstracts

V-121 Ex-vivo-, in-vitro-Bestimmung der Konzentration und Eindringtiefe von Cisplatin in dekortiziertem humanen Lungengewebe

C Larisch
1   Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung für Thoraxchirurgie, Regensburg, Deutschland
,
T Markowiak
1   Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung für Thoraxchirurgie, Regensburg, Deutschland
,
E Loch
1   Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung für Thoraxchirurgie, Regensburg, Deutschland
,
C Großer
2   Krankenhaus Barmherzige Brüder, Klinik für Thoraxchirurgie, Regensburg, Deutschland
,
P Bednarski
3   Universität Greifswald, Institut für Pharmazie, Greifswald, Deutschland
,
K Müller
4   Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien, Regensburg, Deutschland
,
M Ried
1   Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung für Thoraxchirurgie, Regensburg, Deutschland
,
H-S Hofmann
1   Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung für Thoraxchirurgie, Regensburg, Deutschland
2   Krankenhaus Barmherzige Brüder, Klinik für Thoraxchirurgie, Regensburg, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

Hintergrund

Die hypertherme, intrathorakale Chemotherapie (HITOC) stellt nach der chirurgischen Zytoreduktion von malignen Tumoren der Pleura eine zusätzliche lokale Therapiemaßnahme zur Vermeidung loko-regionärer Rezidive dar. Ziele dieser experimentellen Untersuchung sind die Messung der Konzentration und Bestimmung der Eindringtiefe von Cisplatin in humanes Lungengewebe abhängig von der Dekortikation (Resektion der viszeralen Pleura) und Perfusionstemperatur.


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Material und Methode

Nach elektiver Lobektomie wurde ein atypisches Keilresektat aus dem entfernten Lungenlappen entnommen und dieses im Labor unter ex-vivo-in-vitro-Bedingungen nach vollständiger Dekortikation für 60 Minuten bei 37°C, 42°C bzw. 45°C in einer Cisplatin-Lösung (c=0,05 mg/dL, 0,075 mg/dL bzw. 0,1 mg/dL) inkubiert. Dies entspricht einer Cisplatin-Dosis von 100 bis 200 mg/m2 KOF (Körperoberfläche) bei 4 L Perfusionsvolumen. Die Probe wurde anschließend in flüssigem Stickstoff eingefroren und am Gefriermikrotom in 50 µm-Gewebsschnitte unterteilt. Die Gewebeschnitte wurden anschließend in Salpetersäure inkubiert und die entstandenen Lösungen mittels Atomabsorptions-Spektrometrie (GF-AAS) analysiert. Danach wurde die gemessene Platin- in die Cisplatin-Konzentration (CK) umgerechnet und daraus die Eindringtiefe in das Lungengewebe bestimmt.


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Ergebnis

Insgesamt wurden 46 Proben analysiert. Die maximal gemessene Eindringtiefe (MGE) betrug 7,5 mm (begrenzt durch die verwendete Methodik; median=4,5 mm). Die funktionelle MGE (definiert als CK über 1 µg/mL, um eine suffiziente zytostatische Dosis zu erreichen) konnte durch die Temperatur nicht beeinflusst werden (p=0,243), jedoch durch die Dekortikation (1,5 mm vs. 4,5 mm; p<0,001). Die CK sank um 0,5 µg/mL pro 1 mm zunehmender Eindringtiefe (p<0,001) ab. Eine Temperaturerhöhung zeigte keinen Effekt auf die CK im Gewebe (p=0,985). Im Gegensatz dazu erhöhte eine Dekortikation bei 42°C die CK signifikant im Vergleich zu den nicht-dekortizierten Proben mit einer mittleren Differenz von 1,34 µg/mL (p=0,005).


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Schlussfolgerung

Die Dekortikation der Pleura erhöht die CK in der Tiefe des Lungengewebes und kann somit zu einer erhöhten lokalen Cisplatinwirkung auf residuelle Tumorzellen beitragen. Die Temperaturerhöhung hingegen hatte keinen Einfluss auf die Konzentration bzw. Eindringtiefe von Cisplatin.


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. September 2021

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