Eine Gewebeuntersuchung ist bei primären Krebserkrankungen zur Diagnosestellung erforderlich.
Keine apparative diagnostische Maßnahme kann jedoch ein operatives Staging bei Patientinnen
mit Ovarialkarzinom ersetzen oder die Operabilität einschätzen. Die erste histologische
Sicherung eines Ovarialkarzinoms erfolgt daher in der Regel bei primärer explorativen
Laparotomie, welche bei Diagnose eines epithelialen Ovarialkarzinoms mit dem Ziel
der makroskopischen Komplettresektion durchgeführt wird(1). Bei unklarem radiologischem
Befund erfolgt bei Patientinnen mit Verdacht auf fortgeschrittenem Ovarialkarzinom
eine erste histologische Sicherung insbesondere mittels Laparoskopie, oder auch mittels
CT-gestützter Biopsie vor neoadj. Chemotherapie oder Aszitespunktion bei Symptomatik
erfolgen.
Es stellt sich daher die Frage, ob ein zusätzlicher Eingriff (mit histologischer Sicherung)
vor explorativer Laparotomie im Vergleich zur primären explorativen Laparotomie einen
Einfluss auf die Prognose von Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom hat.
Frühere Studien haben bereits die Häufigkeit, Morbidität und Einfluss auf Prognose
durch Portmetastasen nach zusätzlichen Laparoskopien oder Aszitespunktionen in Patientinnen
mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom vor explorativer Laparotomie beschrieben(2,3).
In dieser monozentrischen, retrospektiven Studie untersuchten wir den Einfluss von
zusätzlichen Eingriffen mit histologischer Sicherung bei Patientinnen mit fortgeschrittenem
epithelialem Ovarialkarzinom (FIGO III/IV). Insgesamt erfassten wir 121 Patientinnen,
bei denen in unserer Klinik eine explorative Laparotomie mit dem Ziel der makroskopischen
Komplettresektion durchgeführt wurde (Zeitraum 2015-2018). Davon hatten 61 Patientinnen
einen zusätzlichen Eingriff (61% extern) vor explorativer Laparotomie: 29 Laparoskopien,
8 Laparotomien, 10 CT-gestützte Biopsien, 11 Aszitespunktionen sowie 3 sonstige Eingriffe.
Kein Unterschied zeigte sich beim Anteil der makroskopischen Komplettresektionen,
FIGO III/IV, Alter, BMI, CA125 Werte, als auch beim progressionsfreien Überleben (PFS:
HR 0.92, 95%CI: 0.59–1.43, p = 0.70) oder Gesamtüberleben (OS: HR 0.72, 95%CI: 0.42–1.22,
p = 0.22) zwischen Patientinnen mit zusätzlichem Eingriff mit histologischer Sicherung
oder Patientinnen mit primärer explorativer Laparotomie.
In dieser retrospektiven monozentrischen Studie zeigen wir zwar, dass ein zusätzlicher
Eingriff zur histologischen Sicherung vor explorativer Laparotomie keinen signifikanten
Einfluss auf die Prognose (PFS und OS) von Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom
hat, allerdings ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass das Risiko von Portmetastasen
und postoperativer Komplikationen durch zusätzliche Eingriffe (insbesondere Laparoskopien)
erhöht ist und das große Portmetastasen in kürzester Zeit auftreten können (< 2Wochen).