Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S24
DOI: 10.1055/s-0041-1727352
02. Grundlagenforschung Typ-1-Diabetes/Betazelle

Proinflammatorische Zytokine haben einen toxischen Effekt auf humane Stammzell-abgeleitete Betazellen

R Dettmer
Medizinische Hochschule Hannover, Institut für klinische Biochemie, Hannover, Germany
,
I Niwolik
Medizinische Hochschule Hannover, Institut für klinische Biochemie, Hannover, Germany
,
I Mehmeti
Medizinische Hochschule Hannover, Institut für klinische Biochemie, Hannover, Germany
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E Gurgul-Convey
Medizinische Hochschule Hannover, Institut für klinische Biochemie, Hannover, Germany
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O Naujok
Medizinische Hochschule Hannover, Institut für klinische Biochemie, Hannover, Germany
› Institutsangaben
 
 

    Fragestellung Eine potentielle Therapieform für den Typ 1 Diabetes mellitus ist der Betazellersatz durch differenzierte humane pluripotente Stammzellen (hPSC). Es ist allerdings unklar, ob diese Zellen nach Implantation in einer Umgebung mit persistierender Autoimmunität überleben werden. Eine Verkapselung von Stammzellimplantaten könnte für den Schutz vor den zellulären Anteilen des Immunsystems sorgen. Lösliche Stoffe könnten diese Verkapselungsbarriere aber überwinden. Die Wirkung von proinflammatorischen Zytokinen auf hPSC-abgeleitete Betazellen ist bislang nicht hinreichend geklärt.

    Methodik Eine humane hPSC-Linie, mit mCherry knock-in in dem Insulin-Lokus, wurde in hPSC-abgeleitete Betazellen differenziert. Anschließend wurden die Zellen für 24h mit einem Mix aus IFNG, TNF und IL1B behandelt und aufgereinigt. Dann wurden die Viabilität mittels Caspase3 / 7-Test und transkriptionelle Änderungen mittels Microarray und RT-qPCR gemessen. Durch Western Blot wurde die Proteinexpression der Zytokinrezeptoren bestimmt.

    Ergebnisse Die Zytokine führten innerhalb von 24h zu einer annähernd 300 %igen Steigerung der Caspase-3/7-Aktivität gegenüber der Kontrolle. Die Expression der Zytokinrezeptoren IL1R1, TNFRSF1A und IFNGR1 konnte nachgewiesen werden. Auf Genexpressionsebene wurde eine Aktivierung der STAT1- und NFkB-Signalwege, eine Induktion von Inflammationsmarkern und eine gesteigerte Expression von Zytokinen, wie IL1B, TNF und IL32, und Chemokinen, wie CCL2, CXCL9 und CXCL10, gemessen. Außerdem wurden Gene der MHC-Familie induziert.

    Schlussfolgerung Diese Studie zeigt, dass IFNG, TNF und IL1B einen toxischen Effekt auf hPSC-abgeleiteten Betazellen haben. Die OMICS-Analyse deutet darauf hin, dass durch die induzierte Expression von Zytokinen und Chemokinen die Kommunikation mit Immunzellen angeregt und gleichzeitig eine Inflammation gefördert wird. Möglicherweise wirken hPSC-abgeleitete Betazellen in einem Umfeld mit persistierender Autoimmunität an ihrer Zerstörung mit.


    Interessenskonflikt

    Es bestehen keinerlei Interessenskonflikte.

    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    06. Mai 2021

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