Die Wirksamkeit der systemischen Gabe von Kortikosteroiden bei akuten Asthmaanfällen
ist gut belegt. Dagegen liegt nur ungenügende Evidenz hinsichtlich des Einsatzes inhalativer
Kortikosteroide im Management dieser Erkrankung vor.
B. P. Demirca et al. haben nun beide Applikationswege in einer kontrollierten Studie
verglichen und fanden eine gleichartige klinische und immunologische Effektivität
bei mittelschweren Asthmaanfällen im Kindesalter.
Respir Med 2015; 109: 1120–1125
Die regelmäßige Gabe antiinflammatorisch wirkender Medikamente, so wie z. B. Kortikosteroiden,
spielt wegen der zunehmenden Akkumulation von Zytokinen in der Lunge bei chronischem
Asthma eine entscheidende Rolle, um die Entzündung der Atemwege einzuschränken. Heute
kommen außer der systemischen Gabe auch inhalative Kortikosteroide zum Einsatz. Die
Studienautoren wollten wissen, ob die inhalative Form eine Alternative zur systemischen
Gabe ist und ob es zu einer gleichwertigen immunologischen Reaktion kommt. Dazu unternahmen
sie eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, in der sie die
Wirksamkeit von vernebeltem Fluticasonpropionat mit der von oral verabreichtem Methylprednisolon
verglichen. Die Behandlungserfolge bewerteten sie anhand klinischer und immunologischer
Parameter, einschließlich Gesamtsymptome/Medikation, Peakflow (peak expiratory flow;
PEF) sowie Zytokin-Reaktion und Prozentsätze regulatorischen T-Zellen (T-reg-Zellen).
Weiterhin ermittelten sie den pulmonalen Indexscore (PIS), der auf einer 4-Punkte-Skala
(0 = keine; 3 = schwere Symptome), jeweils für die Faktoren Sauerstoffsättigung, Respirationsrate,
Inspirations-/Exspirations-Quotient, Einsatz akzessorischer Muskeln und Vorliegen
von Keuchen basiert.
An der Studie nahmen 81 Kinder mit Asthmaanfällen im Alter von 12 Monaten bis 16 Jahren
teil, die randomisiert auf 2 Gruppen aufgeteilt wurden. Die Kinder der einen Gruppe
(n = 39) erhielten vernebeltes Fluticasonpropionat (2000 mcg/d) und Placebo, die der
anderen Gruppe (n = 41) orales Methylprednisolon (1 mg/kg/d) und vernebeltes Placebo.
Den PIS ermittelten die Untersucher bei der Aufnahme und nach 4, 8, 12, 24 und 48
Stunden sowie am 7. Tag. Den PEF bestimmtem sie zu Beginn und am 7. Tag. Die Symptom-
und Medikation-Scores hielten sie täglich fest. Zu den immunologischen Studien gehörten
eine Analyse der Zytokin-Reaktion nach Induktion durch Phytohämagglutinin (PHA) und
die Bestimmung des Prozentsatzes von CD4(+) CD25(+) FOXP3(+) T-reg-Zellen zu Beginn
und am 7. Tag.
Keine Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen
In beiden Gruppen kam es zu ähnlichen Veränderungen von PIS und PEF, wobei am 7. Tag
eine Verbesserung beider Parameter im Vergleich zu den Basiswerten auftrat. Die Untersucher
beobachteten in beiden Gruppen eine statistisch signifikante Abnahme der Symptom-
und Medikation-Scores während der Behandlungsperiode ohne Unterschiede. Am 7. Tag
war der PHA-induzierte IL-4-Spiegel nur in der Gruppe mit Fluticasonvernebelung im
Vergleich zum Basiswert erniedrigt (p = 0,01). Die Auswertung der Zytokin-Reaktionen
ergab eine statistisch signifikante Abnahme von IL-4 (p = 0,01), IL-5 (p = 0,01) und
IL-17 (p = 0,02) ebenfalls nur in der Gruppe mit Fluticasonvernebelung. Der Wert von
IL-5 lag am 7. Tag in der Gruppe mit Fluticasonvernebelung deutlich niedriger im Vergleich
zur Gruppe mit systemischer Gabe (p = 0,02). Obwohl der Prozentsatz von T-reg-Zellen
am 7. Tag in beiden Behandlungsgruppen erniedrigt war, blieb er mit 4,5% ± 3,3 in
der Gruppe mit Vernebelung signifikant höher als in der systemischen Vergleichsgruppe
(1,8 % ± 1,9).
Die Ergebnisse dieser kontrollierten Studie bestätigen nach Ansicht der Untersucher
vorherige Erfahrungen, die auf eine gleichartige klinische Wirksamkeit hoher Dosen
vernebelten Fluticasonpropionats und oraler Kortikosteroide bei mittelschweren Asthmaattacken
schließen ließen. Bezüglich der hier bei Kindern erhobenen immunologischen Parameter
weist die Fluticasonvernebelung Vorteile im Vergleich zur oralen Gabe von Methylprednisolon
auf. Zudem machen die selteneren Nebenwirkungen und der schnelle Wirkeintritt das
vernebelte Kortikosteroid zu einer Alternative, die der systemischen Gabe vorzuziehen
ist, so die Autoren.