Auf dem Jahreskongress der ICAR (Internationale Kommission für Alpines Rettungswesen)
der vom 14.–17. Oktober 2015 in Irland stattfand, wurde die Deutsche Gesellschaft
für Berg- und Expeditionsmedizin als neues Mitglied anerkannt. Die BExMed freut sich
in Zukunft auf einen regen Austausch auf internationaler Ebene. Neue Erkenntnisse
in der alpinen Notfallmedizin können unseren Mitgliedern umgehend zugänglich gemacht
werden.
Irische Bergwelt im Oktober. (Quelle: Natalie Hölzl)
Praktischer Tag
Die BExMed wurde in Irland durch die Vize-Präsidentin Helga Vollendorf und Vorstandsmitglied
Natalie Hölzl repräsentiert. Der 4-tägige Kongress begann mit einem Praxistag am Gap
of Dunloe. Neben alpinen Rettungstechniken, welche insbesondere im irischen Gelände
angewendet werden, wurde die Ausbildung der Rettungshunde in Irland demonstriert.
Besonders interessant war eine praktische Übung zur intermittierenden kardio-pulmonalen
Reanimation (CPR), welche sich auch in den neuen Leitlinien zur Reanimation wiederfindet.
Bei der primären Hypothermie besteht die Möglichkeit, die CPR für kurze Zeiträume
zu unterbrechen, um den Patienten beispielsweise aus schwierigem Gelände abtransportieren
zu können.
Tagungen der einzelnen Kommissionen
In den folgenden 2 Tagen wurde in den einzelnen Kommissionen getagt. Die ICAR ist
in eine Luftrettungskommission, eine Bodenrettungskommission, eine Lawinenkommission
sowie die Medizinische Kommission untergliedert. Außerdem gibt es 2 Subkommissionen:
die Hundeführer und die Präventionsgruppe.
Bericht aus der Medizinischen Kommission:
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Aufgrund der Erfahrungsberichte der vergangenen Monate aus Nepal, Japan und den Lawinenopfern
der Alpen wurde der Umgang mit Großschadensereignissen und mehreren Verletzten im
alpinen Gelände diskutiert. Hierzu soll eine Empfehlung herausgearbeitet werden.
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In den letzten Jahren wurde eine Checkliste zur Behandlung Lawinenverschütteter ausgearbeitet
(Avalanche Victim Resuscitation Card). In der kommenden Saison soll diese Checkliste
bereits Anwendung finden. Mehr Infos dazu werden im Lawinenrefresher vermittelt. Die
Checkliste und die dazugehörige Lehrbroschüre werden in Zukunft über die Website der
ICAR verbreitet. Auf www.bexmed.de gibt es ebenso Informationen.
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Die neuesten Leitlinien zur Reanimation von hypothermen Patienten wurden vorgestellt.
(siehe Journal-Club S. 269).
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Durch den internationalen Charakter der Medizinischen Kommission können Erfahrungen
und Erkenntnisse aus lokalen Gegebenheiten vorgestellt und diskutiert werden. Andere
Länder haben andere Möglichkeiten, müssen gegebenenfalls andere Behandlungsstrategien
anwenden und sind mit anderen Problemen konfrontiert, als wir sie aus unserem Alpenraum
kennen.
Praktischer Tag auf dem ICAR-Jahreskongress. (Quelle: Dave Goddard, Mountain Rescue
Ireland)
(Quelle: Dave Goddard, Mountain Rescue Ireland)
(Quelle: Dave Goddard, Mountain Rescue Ireland)
IDie BExMed bei der ICAR, v.l.n.r.: ICAR-MedCom-Präsident Dr. Fidel Elsensohn, BExMed-Vorstandsmitglieder
Natalie Hölzl und Helga Vollendorf, ICAR-Präsident Franz Stämpfli. (Quelle: Natalie
Hölzl)
Gemeinsames Plenum der ICAR. (Quelle: Dave Goddard, Mountain Rescue Ireland)
Gemeinsames Plenum
Der vierte und letzte Tag der Konferenz wurde mit einem gemeinsamen Plenum aller Kommissionen
abgehalten. Jede Kommission berichtete von ihrer Arbeit aus dem vergangenen Jahr und
zukünftigen Projekten. Neue Empfehlungen aus den einzelnen Kommissionen wurden vorgestellt,
die in Folge auf der ICAR-Website (www.alpine-rescue.org) veröffentlicht werden. Ebenso wurde über aktuelle Fragestellungen und laufende Veröffentlichungen
berichtet.
In Irland wurde von K. Oshiro von der Japanischen Gesellschaft für Mountain Medicine
ein Vortrag über den Vulkanausbruch des Ontake in 2014 in Japan gehalten, bei dem
57 Menschen ums Leben kamen und insgesamt 20 000 Rettungskräfte im Einsatz waren.
Bilder dieses Berichts zeigten Rettungskräfte, die in einer klebrig-schlammigen Masse
versuchen, das Rennen gegen die Zeit nicht aufzugeben. Es waren sehr beeindruckende
Bilder von einer Katastrophe, die so blitzschnell und unvorhersehbar geschah, dass
eine Prävention nicht möglich gewesen wäre.
Der 2. Stellvertretende Präsident der Bergwacht Bayern, Prof. Nik Klever, berichtete
über den Einsatz an der Riesending-Höhle im Sommer 2014, bei dem über 600 internationale
Rettungskräfte 24 Stunden am Tag arbeiteten, um den verletzten Höhlenforscher sicher
an die Oberfläche zu bringen.
BExMed in ICAR aufgenommen
Die offizielle Präsentation und Aufnahme der BExMed fand im Rahmen der Delegiertenversammlung
am 17.10.2015 statt.
In Zukunft werden wir regelmäßig aus der ICAR MedCom für Euch berichten.