Hintergrund
Die Atempumpe bildet das Kernstück des ventilatorischen Systems, welches den An- und
Abtransport der Atemgase sicherstellt ([Abb. 1 ]) [1 ]
[2 ]. Sie ist durch ein empfindliches Gleichgewicht zwischen der verfügbaren Kapazität
und der ihr auferlegten Last gekennzeichnet ([Abb. 2 ]) [1 ]
[2 ]. Einschränkungen der Zwerchfellfunktion oder der nicht-diaphragmalen Inspirationsmuskulatur
können dieses Gleichgewicht entscheidend verschieben und zu chronischer Überlastung
führen. In der Folge wird die Ventilation gedrosselt, um ein akutes Atempumpenversagen
zu verhindern [1 ]
[2 ]. Es entsteht eine alveoläre Hypoventilation mit Hyperkapnie und Hypoxämie im Sinne
einer hyperkapnischen und hypoxischen respiratorischen Insuffizienz [1 ]
[2 ]. Durch eine Diagnostik der Atemmuskelfunktion ist zu klären, ob eine Einschränkung
der Atemmuskulatur und/oder erhöhte Beanspruchung vorliegen und wie ausgeprägt diese
ausfallen [1 ]. In dieser Übersichtsarbeit wird die Beeinflussung der Funktion der (inspiratorischen)
Atemmuskulatur durch ein systematisches Training bei unterschiedlichen Voraussetzungen
und Krankheitsbildern dargestellt.
Abb. 1 Die Atempumpe mit unterschiedlichen Lokalisationen möglicher Funktionsstörungen [2 ].
Abb. 2 Die Atempumpe und das empfindliche Gleichgewicht zwischen der ihr auferlegten Last
und ihrer Kapazität [2 ].
Atemmuskeltraining
Die Atemmuskulatur besteht aus quergestreifter Muskulatur. Sie unterliegt daher denselben
physiologischen Gesetzmäßigkeiten wie die übrige Skelettmuskulatur [3 ] und ist grundsätzlich bzgl. Kraft und Ausdauer trainierbar [4 ]
[5 ]
[6 ]. Für beide Modalitäten ist eine exakte Dosierung der Trainingslast („targeting“)
erforderlich. Aufgrund (patho-) physiologischer Überlegungen kommt dem inspiratorischen
Atemmuskeltraining (IMT) gegenüber dem exspiratorischen Atemmuskeltraining (EMT) bei
Weitem die größere Bedeutung zu.
Methoden
Anhand der verfügbaren Literatur und der klinischen Erfahrung haben sich die drei
nachfolgend aufgeführten Trainingsmethoden etablieren können [5 ]
[6 ]
[7 ]
[8 ] (vgl. [Tab. 1 ]):
Tab. 1
Charakteristika der verschiedenen Trainingsmethoden und Devices.
Trainingsmethode
Fokus
Kosten
Feedbacksystem
Speicherung Trainingsdaten
Hersteller
threshold Load
Kraft und Ausdauer
gering
nicht erforderlich
nein
z. B. Threshold IMT® ; POWERbreathe® Medic
resistive load:
kontrollierte Stenoseatmung
Kraft und Ausdauer
teuer
optisch
ja
z. B. Respifit S®
resistive load:
adaptive Stenoseatmung
Kraft und Ausdauer
moderat
optisch
ja
z. B. Powerbreathe (K-Serie)
normokapnische Hyperpnoe
Ausdauer
teuer
optisch/akkustisch
ja
z. B. Spirotiger®
kontrollierte Stenoseatmung („resistive load“) und „threshold load“ als Methoden des
primär auf Kraftsteigerung abzielenden IMT: Kontraktionen (inspiratorisch) mit hohem
Kraftaufwand und wenigen Wiederholungen.
„Normokapnische Hyperpnoe“ als „Ausdauertraining“: Kontraktionen (in- und exspiratorisch)
mit niedrigem Kraftaufwand und vielen Wiederholungen.
Resistive Load
Zur Erzeugung eines spezifischen trainingswirksamen Widerstands, der mindestens 30 %
der maximal möglichen Inspirationskraft („PImax“) betragen sollte [5 ], wird durch eine definierte Stenose geatmet. Da hier der Widerstand vom aufgebauten
Fluss abhängig ist, sollten die Trainingsgeräte den Atemfluss kontrollieren und einen
Feedbackmechanismus besitzen („targeted resistive breathing“), der eine korrekte Durchführung
des Trainings anzeigt [9 ]. Die neueste Generation dieser Geräte besitzt adaptive Stenosen, welche sich elektronisch
dem Atemfluss anpassen. Hier wird jedoch zudem ein definierter Anfangswiderstand eingebaut,
weshalb diese Geräte auch Komponenten des „threshold load“ (siehe unten) aufweisen.
Threshold Load
Bei der Methode „threshold load“ muss zunächst statisch ein inspiratorischer Widerstand
aufgebaut werden, bis eine vorher definierte Schwelle (engl.: threshold) erreicht
wird. Anschließend ist eine Inspiration gegen den gleichbleibenden Widerstand möglich
[10 ]
[11 ]. Der so erzeugte Widerstand, der mindestens 30 % des PImax entsprechen sollte [5 ], ist unabhängig vom Atemfluss des Patienten. Daher ist zur korrekten Durchführung
des Trainings kein Feedback-System erforderlich.
Normokapnische Hyperpnoe
Hier erfolgt eine schnelle und tiefe Ein- und Ausatmung. Um eine Hyperventilation
mit konsekutiver Hypokapnie zu verhindern, wurden Trainingsgeräte entwickelt, welche
durch partielle Rückatmung der Atemluft eine Normokapnie gewährleisten. Die Durchführung
des Trainings ist koordinativ anspruchsvoll, sodass eine intensive Trainingseinweisung
der Patienten notwendig ist; ein optisches/akustisches Feedback-System ist obligat.
Anzustreben sind Trainingsintensitäten, die etwa 60 % des Atemgrenzwertes (z. B. maximal
voluntary ventilation; MVV) eines Patienten entsprechen [5 ]
[12 ]
[13 ].
IMT-Geräte
Bisher existieren zu wenig publizierte Daten, um den Einsatz der verschiedenen IMT-Methoden
bei Patienten direkt miteinander zu vergleichen. Es können somit aktuell nur mit Einschränkung
Empfehlungen gegeben werden, bei welchem Patientenkollektiv welche Methode eingesetzt
werden sollte.
Umsetzung
Die Initiierung bzw. Optimierung eines IMT kann z. B. ideal im Rahmen eines pneumologischen
Rehabilitationsprogrammes umgesetzt werden ([Tab. 2 ]). Zu Beginn sollten die Patienten über die physiologischen Veränderungen der Atemmuskulatur
und die daraus resultierenden Prinzipien des IMT aufgeklärt werden. Des Weiteren sollten
die Wirkmechanismen sowie die zu erwartenden Effekte vermittelt werden. Bei der Einweisung
in das jeweilig verwendete Trainingsgerät sollten die Patienten neben Handhabung und
Bedienung des Gerätes auch Informationen über die notwendigen Hygiene- und Reinigungsmaßnahmen
erhalten. Weiterführende Informationen sind z. B. auf der Homepage www.atemmuskeltraining.com verfügbar.
Tab. 2
Trainingsparameter eines initialen IMT Aufbauprogrammes.
Häufigkeit
5 – 7-mal pro Woche
Dauer
7-mal 2 Minuten (mit je 1 Minute Pause)
Intensität
initial ca. 30 % PImax (kontinuierliche Progression wie individuell möglich)
Trainingssteuerung
(mod. Borg-Skala 0 – 10)
Atemkraftanstrengung: 4 – 6
PImax = maximaler inspiratorischer Mundverschlussdruck
IMT bei restriktiven Ventilationsstörungen
IMT bei restriktiven Ventilationsstörungen
Neuromuskuläre Erkrankungen
Hierunter versteht man eine heterogene Gruppe von Krankheiten, welche nach der Ätiologie,
dem klinischen Erscheinungsbild sowie der Lokalisation der Störung klassifiziert werden
(vgl. [Tab. 3 ], [Abb. 3 ], [Tab. 4 ]).
Tab. 3
Übersicht der neuromuskulären Erkrankungen (mod. nach [15 ]).
Erkrankungen des Muskels (Myopathien)
Muskeldystrophie
z. B. Typ Duchenne, Typ Becker, Gliedergürteldystrophie
myotone Muskelerkrankung
z. B. myotone Dystrophie
entzündliche Myopathien
z. B. Polymyositis, Dermatomyositis
metabolische Myopathien
z. B. M. Pompe
Erkrankung der neuromuskulären Endplatte
z. B. Myasthenia gravis
Erkrankung des zentralen/peripheren Nervensystems
z. B. ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), spinale Muskelatrophie, Phrenicusparese
Abb. 3 Das motorische Nervensystem [14 ].
Tab. 4
IMT bei restriktiven Ventilationsstörungen: Übersichtsdarstellung.
Studie
Jahr
Studientyp
n
Alter
Geschlecht
Erkrankung Patientenmerkmale
IMT
Dauer
Sham-IMT
Outcome
Evidenzgrad
Empfehlung
Bemerkungen
Wanke et al.
Chest [18 ]
1994
RCT
30
14 y
18 m/12 w
M. Duchenne
resistive load
1-mal 20 min tgl.
6 Monate
ja
PImax
Tlim
ja
I
↑
Studie bei M. Duchenne,
Trainingseffekt nur wenn VC > 1 l
Koessler et al.
Chest [21 ]
2001
prospektive Studie
27
16 y
16 m/11 w
M. Duchene
Spinale Muskelatrophie
resistive load
1-mal 20 min tgl.
2 Jahre
nein
PImax
Tlim
ja
II
↑
Studie bei NMD über 2 Jahre
Progredienz der Atemmuskelschwäche konnte aufgehalten werden, Plateau nach 10 Monaten
erreicht
Eidenberger et al.
NeuroRehabilitation [26 ]
2014
syst. Übersichtsarbeit, 4 Studien
73
ALS
threshold,
resistive load
1-mal 10 min
nein
PImax
nein
I
↔
aufgrund der raschen Progredienz der Erkrankung kein relevanter Trainingseffekt
n = Patientenzahl, ALS = Amyotrophe Lateralsklerose, PImax = maximaler inspiratorischer
Mundverschlussdruck, Tlim = Parameter der inspiratorischen Atemmuskelausdauer, VC = Vitalkapazität,
↑↑ = starke Empfehlung, ↑ = Empfehlung, ↔ = Empfehlung offen
Wesentliches gemeinsames Kriterium ist die zumeist progrediente Muskelschwäche unterschiedlicher
Geschwindigkeit und Ausprägung, die mit zunehmendem Lebensalter u. a. zu einer Atemmuskelschwäche
und konsekutiv zur hyperkapnischen respiratorischen Insuffizienz führt.
Muskeldystrophien
Die zwei häufigsten Muskeldystrophien (beide „Beckengürtel-Typ“) sind: Typ Duchenne
(„maligne“) und Typ Becker-Kiener („benigne“) [16 ]. IMT in Form von resistive load erzielte hier Verbesserungen der Kraft als auch
der Ausdauer der Atemmuskulatur sowie der Lebensqualität [17 ]
[18 ]. Es besteht eine Dosis/Wirkungs-Beziehung [19 ]
[20 ]. IMT erfolgte hierbei favorisiert täglich mit 70 % des PImax; allerdings nur bei
Patienten mit einer Vitalkapazität > 1 l (bzw. 25 % soll) [17 ]
[18 ]. Das IMT sollte so früh wie möglich begonnen werden und zeigt auch im Langzeitverlauf
günstige Ergebnisse [21 ].
Anhand der dünnen Datenlage zeigten sich bei diesem Patientenkollektiv weder für „normokapnische
Hyperpnoe“ noch „threshold load“ signifikante Verbesserungen in Bezug auf die Atemmuskelkraft
sowie die Vitalkapazität [22 ]
[23 ].
Spinale Muskelatrophien
Dies sind Erkrankungen, die auf einem Untergang der Vorderhornzellen im Rückenmark
(zweites motorisches Neuron) beruhen. Publiziert sind lediglich Studien mit Verwendung
von „resistive load“ [18 ]
[21 ]
[24 ]. Hierbei verbesserte sich sowohl die Atemmuskelkraft als auch die Dyspnoe [18 ]
[21 ]. Ein anhaltender Trainingseffekt konnte bei Kindern (bis zum 14. Lebensjahr) für
3 (Atemmuskelkraft) bzw. 12 Monate (Dyspnoe) erreicht werden [24 ].
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
Bei dieser zumeist rasch progressiven Erkrankung degenerieren das 1. und 2. Motorneuron:
Es kommt u. a. zu progredienten muskulären Funktionseinbußen – auch der Atemmuskulatur.
Aktuell existieren nur wenige kontrollierte Studien zum IMT bei ALS. Treshold load
verbessert hier die MVV [25 ], die Atemmuskelkraft kann (kurzfristig) minimal gesteigert werden [26 ]. Aussagen zur Beeinflussung der Lebensqualität und des weiteren Krankheitsverlaufs
sind aktuell nicht möglich. Aufgrund der raschen Progredienz der Erkrankung erscheint
der Stellenwert des IMT hierbei jedoch sehr fraglich – ggf. muss auch mit einer klinischen
Verschlechterung gerechnet werden.
Phrenicusparese
Tägliches IMT mittels resistive load (70 % PImax) zeigte hier positive Effekte mit
einer möglicherweise günstigen Beeinflussung auch beim Vorliegen einer respiratorischen
Insuffizienz [27 ].
Verletzungen des Rückenmarks (hoher Querschnitt)
Zwar rechnen diese Erkrankungen streng genommen nicht zu den neuro-muskulären, zeigen
jedoch ähnliche klinische Auswirkungen. Die meisten Studien verwendeten hier normokapnische
Hyperpnoe [28 ]
[29 ]. Trainingsdauern reichten von 10 – 20 Minuten, wobei 40 % des MVV bei Tetraplegikern
und 60 % des MVV bei Paraplegikern gewählt wurden [28 ]. Eine Metaanalyse zeigte, dass sowohl die Vitalkapazität als auch die Atemmuskelkraft
verbessert werden konnten [30 ].
Sonstige restriktive Ventilationsstörungen
Interstitielle Lungenerkrankungen (ILD)
Hierbei wird die Ausbildung einer hyperkapnischen respiratorischen Insuffizienz zumeist
erst in sehr späten Stadien beobachtet [31 ]. Gleichwohl kann IMT hierbei den PImax und die 6-Minuten-Gehstrecke verbessern sowie
die Dyspnoe reduzieren [32 ] (vgl. [Tab. 5 ]).
Tab. 5
IMT bei sonstigen restriktiven Ventilationsstörungen.
Studie
Jahr
Studientyp
n
Alter
Geschlecht
Erkrankung Patientenmerkmale
IMT
Dauer
Sham-IMT
Outcome
Evidenzgrad
Empfehlung
Bemerkungen
Jastrzebski et al. Pneumonol Alergol Pol [32 ]
2008
RCT
30
65 y
19 m/11 w
idiopathische Lungenfibrose
threshold load, 12 Wochen (5-mal Einatmung, 1 min Pause; 6 Wdh.)
nein
6MWT, Dyspnoe (BDI) und MIP verbessert
I
↑
niedrige Fallzahl; verglichen wurde ein zusätzliches Atemmuskeltraining mit alleiniger
Physiotherapie
Hornstein et al. Spine [36 ]
1987
Fallserie
2
–
Kyphoskoliose
–
–
PImax; Respiratorentwöhnung
III
↔
2 Fälle in unterschiedlicher Situation
Villiot-Danger, JC et al. Int J Obes [39 ]
2011
RCT
30
42 ± 12 y
Adipositas (45 ± 7 kg/m²)
30-min isocapnische Hyperpnoe mit 60 – 80 % maximum voluntary ventilation, 3 – 4 mal
pro Woche
nein
Verbesserung von Endurance, 6MWT Dyspnoe und Lebensqualität
I
↑
niedrige Fallzahl
Tenorio et al. Disabil Rehabil [40 ]
2013
RCT
31
–
Adipositas
Training über 12 Wochen
ja
Zunahme PImax
I
↑
niedrige Fallzahl
Barbalho-Moulkil et al. Clinics [41 ]
2011
RCT
32
36 y
32 w
Patientinnen vor Adipositas-Chirurgie
2 – 4 Wochen, 6-mal pro Woche für 15 min mit anfangs 30 % MIP
nein
max. inspiratorische Kraft nahm postoperativ weniger stark ab
I
↑
niedrige Fallzahl
Casali, et al. Obes Surg [42 ]
2011
RCT
30
36 y
15 m/15 w
Patienten (35 – 60 kg/m²) vor Adipositas-Chirurgie
threshold load 2. bis 30. Tag postoperative für je 30 min
ja
MIP und Endurance verbessert, schnellere Erholung der Lungenfunktionsparameter
I
↑
niedrige Fallzahl
n = Patientenzahl, PImax = maximaler inspiratorischer Mundverschlussdruck, MIP = Maximal
inspiratory pressure, BDI = Baseline Dyspnoea Index, 6 MWT = 6 Minute Walking Test,
↑↑ = starke Empfehlung, ↑ = Empfehlung, ↔ = Empfehlung offen
Sarkoidose
Luftnot gehört neben Erschöpfung („Fatigue“) zu den häufigsten Symptomen bei Sarkoidose
[33 ]. Eine Beteiligung der Atemmuskulatur mit Funktionseinschränkung ist möglich [34 ]. Studien zum gezielten Einsatz eines IMT bei Sarkoidose existieren aktuell nicht.
Kyphoskoliose
Die Atemmuskelstärke ist bei milden Formen zumeist normal, fällt bei schweren Verlaufsformen
jedoch ab [35 ]. Es existieren lediglich einzelne Fallberichte zum Einsatz des IMT [36 ].
Adipositas
Die Atemmuskelkraft ist hier zumeist normal oder aber gering reduziert [37 ]
[38 ]. IMT mittels normokapnischer Hyperpnoe verbesserte die Vitalkapazität, die Ausdauer
der Atemmuskulatur, die 6-Minuten-Gehstrecke sowie die Dyspnoe und Lebensqualität;
nicht jedoch die Atemmuskelstärke [39 ]. Mittels „threshold load“ konnten der PImax sowie das MVV gesteigert werden [40 ]. Im Vorfeld einer bariatrischen Chirurgie kann IMT den PImax erhöhen und eine postoperative
Abnahme verringern [41 ]. Postoperatives IMT verbessert deutlich die Atemmuskelkraft sowie die Ausdauer [42 ].
IMT bei kardio-zirkulatorischen Störungen
IMT bei kardio-zirkulatorischen Störungen
Linksherzinsuffizienz
Die Atemmuskelkraft ist hierbei reduziert, stellt ein unabhängiges Mortalitätsrisiko
dar und korreliert mit Dyspnoe, maximaler Sauerstoffaufnahme und funktionellem Stadium
(„NYHA-Klasse“) [43 ]
[44 ]. IMT verbessert den PImax, die körperliche Belastbarkeit und reduziert die Dyspnoe
[45 ]
[46 ]
[47 ]
[48 ] (vgl. [Tab. 6 ]).
Pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH)
Hier mehren sich die Hinweise, dass die Atemmuskelfunktion eingeschränkt ist [49 ]. Rehabilitative Maßnahmen, die auch ein respiratorisches Training beinhalten, führen
zu einer Zunahme der 6-Minuten-Gehstrecke wie auch der maximalen Sauerstoffaufnahme
[50 ]
[51 ]. Isoliertes IMT bei PAH wurde bisher nicht untersucht (vgl. [Tab. 6 ]).
Tab. 6
IMT bei kardio-zirkulatorischen Störungen.
Studie
Jahr
Studientyp
n
Alter
Geschlecht
Erkrankung Patientenmerkmale
IMT
Dauer
Sham-IMT
Outcome
Evidenzgrad
Empfehlung
Bemerkungen
Weiner et al. Clin Cardiol [45 ]
1999
RCT
20
65 y
18 m/2 w
chronische Herzinsuffizienz
threshold load für 3 Monate, 30 min täglich 6-mal pro Woche
ja
Verbesserung von PImax und Endurance sowie von 6MWT und Dyspnoe Score
I
↑
Marco et al. Eur Heart Fail [46 ]
2013
RCT
22
69 y
17 m/5 w
chronische Herzinsuffizienz
threshold load (Orygen-Dual Valve) mit 5-mal 10 Wiederholungen, täglich über 4 Wochen
ja
Verbesserung der PImax und der Endurance
I
↑
niedrige Fallzahl
Plentz et al. Arq Bras Cardiol [47 ]
2012
Metaanalyse
7 Studien
–
chronische Herzinsuffizienz
–
–
Verbesserung der Peak-VO2 in Studien über 12 Wochen bei Patienten mit nachweislicher Atemmuskelschwäche und
Verbesserung der 6MWT
I
↑↑
Smart et al. Int J Cardiol [48 ]
2013
Metaanalyse
11 Studien (287 Patienten)
–
chronische Herzinsuffizienz
–
ja
Verbesserung von 6MWT, Peak-VO2 , PImax und Lebensqualität
I
↑↑
Grünig et al. Respiration [50 ]
2011
Beobachtungsstudie
58
51 y
16 m/42 w
pulmonalarterielle Hypertonie
15 Wochen Traninig (telefonische Nachverfolgung 24 ± 12 Monate)
–
Physiotherapie mit zusätzlichem Atemmuskeltraining
III
↔
unklar, wieviele der Effekte durch gezieltes Atemmuskeltraining erreicht wurde
Mereles et al. Circulation [51 ]
2006
RCT
30
50 y
10 m/20 w
pulmonalarterielle Hypertonie
15 Wochen Training
nein
Peak-VO2 , 6MWT und Lebensqualität (SF-36 verbessert)
I
↔
Kontrollgruppe ohne jegliches Training; Trainingsgruppe mit zusätzlichem Atemtraining
n = Patientenzahl, PImax = maximaler inspiratorischer Mundverschlussdruck, SF-36 = Short
Form 36 (Erfassung generische Lebensqualität), 6MWT = 6 Minute Walking Test, ↑↑ = starke
Empfehlung, ↑ = Empfehlung, ↔ = Empfehlung offen
Obstruktive Atemwegs- und Lungenerkrankungen
Obstruktive Atemwegs- und Lungenerkrankungen
COPD
Hier besteht bzgl. des IMT eine sehr gute Datenlage (vgl. [Tab. 7 ]). Es konnte gezeigt werden, dass IMT die Atemmuskelfunktion (Kraft und Ausdauer)
und die körperliche Leistungsfähigkeit verbessern und die Dyspnoe reduzieren kann
[5 ]
[7 ]
[52 ]
[53 ]. Positive Effekte setzen allerdings eine ausreichende Trainingsintensität voraus
(siehe oben) [5 ]. Zumeist kommen threshold load oder resistive load 30 Minuten täglich – oder kürzer
– zum Einsatz [5 ]
[6 ]
[7 ]
[9 ]
[10 ]
[52 ]. Normokapnische Hyperpnoe scheint bei COPD weniger ausgeprägte Verbesserungen erzielen
zu können [5 ]. Ein direkter Vergleich der verschiedenen Trainingsmethoden innerhalb einer Studie
wurde allerdings bislang nicht durchgeführt.
Besonders effektiv scheint das IMT bei Patienten mit deutlicher Schwäche der Atemmuskulatur
(PImax < 60 cmH2 O) zu sein [5 ]. Zusätzliche Effekte eines IMT in Kombination mit körperlichem Training in Bezug
auf Dyspnoe und körperliche Leistungsfähigkeit wurden bislang noch nicht eindeutig
nachgewiesen [5 ]
[54 ]
[55 ].
Auch verbessert IMT mittels threshold load bei COPD die Kontraktionsgeschwindigkeit
der inspiratorischen Muskulatur und erhöht den Querschnitt der schnell kontrahierenden
(Typ II) Muskelfasern [56 ]
[57 ]. Erste Daten zeigen eine Zunahme der inspiratorischen Kapazität [58 ] wie auch des Atemzugvolumens [59 ] während Belastungstests. Dies resultiert in einem effizienteren (langsameren und
„tieferen“) Atemmuster. Dieses effizientere Atemmuster [58 ]
[59 ]
[60 ] in Kombination mit verbesserter neuro-mechanischer Kopplung (geringere efferente
Aktivierung der Atemmuskulatur) [61 ] sind Faktoren, die wahrscheinlich zur Verringerung der Dyspnoe bei vergleichbarer
Belastung nach IMT beitragen [60 ].
Tab. 7
IMT bei obstruktiven Atemwegs- und Lungenerkrankungen: Übersichtsdarstellung.
Studie
Journal
Jahr
Studientyp
n
Alter
Geschlecht
Erkrankung
Patientenmerkmale
IMT
Dauer
Sham-IMT
Outcome
Evidenzgrad
Empfehlung
Bemerkungen
Gosselink et al.
Eur Respir J [5 ]
2011
systematic review of RCTs
742
29 RCTs mit 29 [SD: 13] Teilnehmern
64 (SD: 4) y
74 % m/26 % w
COPD
FEV1: 41 (SD: 7) % Sollwert
MIP: 62 (SD: 13) cmH2 O
threshold oder resistive load für 28 (SD: 11) Minuten täglich, 13 (SD: 11) Wochen
ja in 23 Studien,
no-Sham control in 6 Studien
MIP, ja
6MWD, ja
Dyspnoe, ja (Borg, TDI und CRQ Dyspnoe)
I
I
I
↑↑
↑↑
↑↑
ausschließlich Studien mit minimaler Trainingsintensität von 30 % MIP oder größer
eingeschlossen
Silva et al. Cochrane Databases Systematic Review [66 ]
2013
systematic review of RCTs
84 (4 RCTs)
34 (SD: 7) y
46 m/67 w
mild to moderate Asthma
threshold oder resistive load für 17 (SD: 11) Minuten täglich, 10 (SD: 6) Wochen
3 Studien ja, 1 Studie nein
MIP, ja
Dyspnoe, nein
II
II – III
↑
↔
4 Studien verfügbar zur Bewertung der Effekte auf MIP, lediglich 1 Studie von mäßiger
Qualität evaluierte Dyspnoe.
Reid et al. Clin Rehabil [69 ]
2008
systematic review of RCTs
36 (2 RCTs)
20 (SD: 4) y
18 m/18 w
CF
FEV1: 68 (SD: 25) % Sollwert
threshold oder electronisches Manometer, 3 – 5 Tage pro Woche, 20 – 45 Min. pro Tag,
6 – 8 Wochen
ja
Atemmuskelfunktion und Lungenfunktion, nein
II – III
↔
ausgeprägte Heterogenität zwischen Studien. Datenlage unzureichend für eindeutige
Schlussfolgerungen
n = Patientenzahl, PImax = maximaler Inspirationsdruck, FEV1 = Forciertes exspiratorisches
Volumen in 1 Sekunde, MIP = Maximal Inspiratory Pressure, CF = Zystische Fibrose,
TDI = Transitional Dyspnoe Index, CRQ = Chronic Respiratory Disease Questionnaire
↑↑ = starke Empfehlung, ↑ = Empfehlung, ↔ = Empfehlung offen
Asthma
Die Atemmuskelfunktion (Kraft und Ausdauer) scheint bei nicht steroidpflichtigen Asthmatikern
im Vergleich zur COPD weniger stark beeinträchtigt zu sein [62 ]
[63 ]
[64 ]
[65 ].
IMT in Form von threshold load oder resistive load verbessert beim Asthma den PImax,
ohne jedoch die Dyspnoe zu reduzieren [66 ] (vgl. [Tab. 7 ]). Aktuell ist die Datenlage jedoch nicht ausreichend, um Add-on-Effekte von IMT,
über eine Verbesserung der PImax hinaus, bei Asthma bewerten zu können.
Cystische Fibrose (CF)
Hier können unzureichende Nährstoffaufnahme und ein persistent kataboler Stoffwechsel
aufgrund chronischer Infektionen zur peripheren und respiratorischen Muskelatrophie
beitragen [67 ]
[68 ]. Als Resultat wird, wie bei Patienten mit COPD, bei vorliegender höherer Belastung
der Atemmuskulatur häufig eine Schwächung der Atemmuskulatur beobachtet [67 ]
[68 ].
Trotz der soliden pathophysiologischen Grundlage für IMT ist die Datenlage hier bislang
unzureichend [69 ]
[70 ] (vgl. [Tab. 7 ]). Threshold load wurde in Kombination mit körperlichem Training angewendet und zeigte
bestenfalls einen Anstieg des PImax, jedoch nicht der Dyspnoe oder Lebensqualität
[71 ]
[72 ].
Non-CF Bronchiektasen
Bei ähnlicher Pathophysiologie wie CF wird ein IMT empfohlen [73 ]. In zwei randomisierten kontrollierten Studien zeigte ein mehrwöchiges IMT allerdings
lediglich eine Verbesserung der Atemmuskelkraft, aber keine statistisch signifikante
Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke gegenüber den Kontrollgruppen [74 ]
[75 ].
Weaning vom Respirator
Die Notwendigkeit einer (invasiven) Beatmungstherapie führt via komplexer Pathophysiologie
zu einer Reduktion der Atemmuskelkraft. Der beatmungsinduzierte Muskelschaden wird
als VIDD (ventilator induced diaphragmatic dysfunction) bezeichnet [76 ]. Mit Zunahme der Weaningzeit steigt auch die Mortalität [77 ]
[78 ]. Die Zunahme der atemmuskulären Kraft stellt den besten Prädiktor für den Weaningerfolg
dar [79 ].
Atemmuskeln sind auch bei hyperkapnischen Patienten grundsätzlich trainierbar [80 ]. Essenziell scheint besonders im Weaning die intermittierende Entlastung via (nicht-)
invasiver Beatmung zu sein [81 ]. Bereits Ende der 1980er Jahre wurden erste Weaningerfolge unter Anwendung eines
„IMT“ (nicht-linearer Resistor) beschrieben, welche später mittels threshold load
bestätigt wurden [82 ]
[83 ]
[84 ]. Hierbei fehlten jedoch Kontrollgruppen.
Eine bahnbrechende Studie, welche eine Kontrollgruppe inkludierte, zeigte bei postoperativen
Patienten ebenso beachtliche Weaningerfolge bei Anwendung von threshold load (4-mal
tgl. 6 – 10 Atemzüge) [85 ]. Kürzlich konnte für internistische Patienten im Weaning durch IMT zwar eine verbesserte
Atemmuskelkraft jedoch keine Verbesserung der Extubationsrate gezeigt werden [86 ]. Kritikpunkte sind hierbei jedoch die möglicherweise zu geringe Last des IMT (40 %
PImax) sowie diskussionswürdige Weaning-Strategien [86 ].
Trotz unzureichender Datenlage zeichnet sich ab, dass IMT im Weaning in entsprechend
erfahrenen Behandlungsteams möglich und sicher ist und insbesondere bei Patienten
im prolongierten Weaning einen besonderen Benefit aufweisen könnte (vgl. [Tab. 8 ]).
Tab. 8
IMT bei Weaning vom Respirator: Übersichtsdarstellung.
Studie
Jahr
Studientyp
Patientenzahl
Alter
Geschlecht
Erkrankung Patientenmerkmale
IMT
Dauer
Sham-IMT
Outcome
Evidenzgrad
Empfehlung
Bemerkungen
Aldrich et al.
Crit Care Med [82 ]
1989
Fallserie
27
keine Angabe
neuromuskulär (n = 7), Lungenerkrankung (n = 20)
nichtlinearer Resistor, an Werktagen, nach Toleranz bis zu 30 min
nein
Weaningerfolg 12 von 27
III
↑
Martin et al.
Chest [83 ]
2002
Fallserie
10
59 y
4 m
heterogen
threshold load 4-mal 6 Atemzüge
nein
Weaningerfolg 9 von 10
III
↑
Sprague et al.
Phys Ther [84 ]
2003
Fallserie
6
61 y
5 m
postoperativ
threshold load 4-mal 6 – 8 Atemzüge
nein
Weaningerfolg 6 von 6
III
↑
Martin et al.
Crit Care [85 ]
2011
RCT
69
65 y
31 m
internistisch 15, postoperativ 54
threshold load 4-mal 6 – 10 Atemzüge an Werktagen
ja
Weaningerfolg 71 % im Behandlungsarm und 47 % in der Sham Gruppe, NNT = 4
I
↑↑
Patienten wurden mit SIMV beatmet
Condessa et al.
J Physiother [86 ]
2013
RT
92
64 y
61 m
postoperativ/Trauma 26, internistisch 66
threshold load, 5-mal 10 Atemzüge zweimal täglich
nein
kein Einfluss auf die Weaningzeit, MIP und TV verbessert
I
↓
Trainingsbereich lag bei 40 % der Maximalkraft
n = Patientenzahl, PImax = maximaler Inspirationsdruck, Tlim = Parameter der inspiratorischen
Atemmuskelausdauer, ↑↑ = starke Empfehlung, ↑ = Empfehlung, ↔ = Empfehlung offen,
↓ = keine Empfehlung
Technische Aspekte und praktische Hinweise
Im Weaning erfolgt IMT fast ausschließlich via künstlichem Atemweg (Tracheostoma).
Das IMT-Device wird via Adapter mit der Trachealkanüle (Tubus) verbunden. Der Cuff
muss geblockt sein, eine etwaige Sauerstoffzufuhr patientenfern erfolgen (ansonsten
Druckverlust und ineffektives IMT). Nur kooperationsfähige Patienten dürfen nach entsprechender
Aufklärung einem IMT zugeführt werden. Das IMT muss unter ständiger Überwachung des
Patienten erfolgen und ist bei Missempfindungen seitens des Patienten (Dyspnoe, Schmerzen,
Angst, etc.) ggf. vorzeitig zu beenden.
Körperliche Aktivität
Körperliche Belastung erhöht bei Gesunden häufig die Wahrnehmung von Atmungsanstrengung
und führt zum Gefühl von Dyspnoe [6 ]
[87 ]. Sportliche Tätigkeiten, seien es intensive, kurze Belastungen (≥ 85 % der maximalen
Sauerstoffaufnahme) oder auch niedriger intensive, längerdauernde Belastungen („Ultramarathon“
u. a.) führen bei rund 70 % der Personen zur Ermüdung der inspiratorischen und/oder
exspiratorischen Atemmuskulatur [88 ]
[89 ]
[90 ]
[91 ]
[92 ]
[93 ]
[94 ]
[95 ]
[96 ]. Eine ermüdete Atemmuskulatur beeinträchtigt umgekehrt eine nachfolgende sportliche
Leistung.
Während körperlicher Aktivität und Sport wird die Atmungsmuskulatur häufig „doppelt“
belastet: Neben der Atemaktivität werden die Muskeln einerseits zur Stabilisierung
und andererseits für die effektive Bewegung eingesetzt (z. B. Rudern, Schwimmen, aber
auch Laufen u. a.) [97 ]. Die Körperstabilität wird bei ermüdeter Atmungsmuskulatur beeinträchtigt, was die
Stolper-/Sturzgefahr erhöhen kann [98 ].
Durch IMT lässt sich beim Gesunden die Ermüdbarkeit der Atmungsmuskulatur reduzieren
[99 ]
[100 ]
[101 ]. Mehrheitlich wird durch IMT die Dyspnoe reduziert und die Leistung verbessert (vgl.
[Tab. 9 ]), was zwei neuere, systematische Reviews mit Meta-Analyse gezeigt haben [6 ]
[87 ]. Entscheidend für den Wirksamkeitsnachweis des IMT hinsichtlich Leistungsverbesserung
scheint allerdings die Testart zu sein: Die Leistung in Stufentests zeigt häufig keine
Verbesserung, während sie in sogenannten „Time Trials“ und „Constant Load Tests“ mehrheitlich
zunimmt [6 ]
[87 ]. Auch der Fitnesszustand scheint hier eine Rolle zu spielen, indem weniger Trainierte
mehr profitieren [6 ].
Tab. 9
IMT bei körperlicher Aktivität: Übersichtsdarstellung.
Studie
Jahr
Studientyp
n
Alter
Geschlecht
Erkrankung Patientenmerkmale
IMT
Dauer
Sham- IMT
Outcome
Evidenzgrad
Empfehlung
Bemerkungen
Illi et al.
Sports Med [6 ]
2012
systematic Review + Meta-Analysis von RCTs
804 Personen in 28 RCTs, 6 CTs und 15 non-controlled Trials mit 4 – 40 Personen/Trial
Gruppenmittel: 19 – 70 y
463 m
155 w
186 kA
gesunde nicht-trainierte bis gut trainierte Probanden
Hyperpnoe (55 – 85 % MVV oder 90 – 100 % MSVC
15 – 30 min
1 – 2-mal/Tag
3 – 5-mal/Woche
4 – 15 Wochen
Threshold (30 – 80 % PImax oder 40 – 70 cmH2 O oder 60 – 72 % PImax und PEmax)
30 min
5-mal/Woche
4 – 6 Wochen
Resistive oder Threshold
(50 %-75 % PI max, 40 – 80 % SMIP oder 60 – 80 % PImax und PEmax)
24 – 40 Atemzüge
1 – 2-mal/Tag
3 – 10-mal/Woche
4 – 12 Wochen
21 Sham IMT
13 non-training Controls
Verbesserungen:
Time Trial Performance
Constant-load Ausdauer
keine Verbesserung:
Incremental Test Performance
I
I
I
↑↑
↑↑
–
multiples lineares Regressionsmodell zeigt:
1) je weniger fit, umso größer der Effekt; 2) je länger der Test, umso größer der
Effekt; 3) Effekt von in-/exspiratorischen resistive Training größer als Hyperpnoe
und als ausschließlich inspiratorisches threshold/resistive Training; 4) Verbesserungen
sind unabhängig von der Sportart (Schwimmen, Rudern, Laufen, Radfahren)
HajGhanbari et al.
J Strength Cond Res [87 ]
2013
systematic Review + Meta-Analysis von RCTs
378 Personen in 21 RCTs mit 10 – 30 Personen/Trial
Gruppenmittel: 16 – 32 y
312 m
67 w
20 kA
Athleten
Hyperpnoe (50 – 85 % MVV) oder Threshold (30 % PImax)
30 min
1-mal/Tag
3 – 5-mal/Woche
3 – 10 Wochen
Resistive oder Threshold
50 – 90 % PImax
30 – 40 Inspirationen
1 – 2-mal/Tag
3 – 7-mal/Woche
4 – 12 Wochen
15 Sham IMT
9 non-training Controls
Verbesserungen:
PImax
MVV
Atmungsausdauer
Time Trial Performance
YoYo Test
Ganzkörperausdauer
Atemnot
Anstrengungsempfindung
I
I
I
I
I
I
I
I
↑↑
↑↑
↑↑
↑↑
↑↑
↑↑
↑↑
↑↑
PImax bei threshold + targeted resistive Training
MVV + Atmungsaudauer bei Hyperpnoe Training
Atemnot (außer Atem sein) und Anstrengungsempfindung wurden während körperlicher Aktivität
bestimmt
n = Probandenzahl; PImax = maximaler inspiratorischer Mundverschlussdruck; PEmax = maximaler
exspiratorischer Mundverschlussdruck; MVV = maximum voluntary ventilation (Atemgrenzwert),
MSVC = maximal sustained ventilatory capacity; SMIP = sustained maximal inspiratory
pressure, ↑↑ = starke Empfehlung, ↑ = Empfehlung, ↔ = Empfehlung offen, kA = keine
Angabe
Bezüglich der Wahl der optimalen IMT-Methode zeichnet sich aktuell keine eindeutige
Überlegenheit einer Methode ab [6 ]
[87 ]. Gegebenenfalls bietet bei Sportarten mit hoher ventilatorischer Anforderung (z. B.
Radfahren, Laufen, Langlauf etc.) ein forciertes in- und exspiratorisches Training
gegenüber dem rein inspiratorischen Training in Bezug auf die Leistungsverbesserung
gewisse Vorteile [6 ]
[87 ].
Spezifisches Atemmuskeltraining (IMT) kann anhand der Datenlage aktuell in 3 „methodisch
gesicherte“ Verfahren unterteilt werden:
Resistive Load
Threshold Load
Normokapnische Hyperpnoe
Eine eindeutige Überlegenheit eines Verfahrens existiert bis dato nicht; vielmehr
müssen die jeweiligen Vor- und Nachteile der Methoden kritisch gegeneinander abgewogen
werden.
Bezüglich der hier abgehandelten Krankheitsbilder und Indikationen erscheint an vielen
Stellen die Datenlage äußerst spärlich, sodass zumeist keine pauschalen Empfehlungen
gegeben werden können. Häufig erscheint die Durchführung eines IMT auch aus pathophysiologischen
Überlegungen sinnvoll und kann im Einzelfall zur Anwendung kommen.
Stets setzt ein IMT jedoch eine vorherige Diagnostik der Atemmuskelfunktion und eine
klare Indikationsstellung voraus. Zum Teil ist es auch unerlässlich, dass IMT lediglich
in erfahrenen Behandlungsteams und entsprechender Patientenüberwachung zum Einsatz
kommt (z. B. IMT beim Weaning vom Respirator).
Bei gegebener Indikation, korrekter Patientenschulung und guter Compliance erscheint
IMT bei vielen Krankheitsbildern eine wertvolle Therapiestrategie zu sein, von der
zu wünschen bleibt, dass sie zukünftig häufiger ausgeschöpft werden wird.