Sportphysio 2016; 04(01): 4-8
DOI: 10.1055/s-0041-108173
Research
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sportphysio Research

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Publication Date:
08 February 2016 (online)

Sprunggelenk und Tape

Klassisches Tape im Profifußball Nach den muskulären Verletzungen (typischerweise an den Hamstrings) stellt die Sprunggelenksdistorsion mit ca. 20 % eine der häufigsten Verletzungen im Profifußball dar. Externe Stützen (Braces) und Tapes am SG werden oft in der sportphysiotherapeutischen Praxis als präventive Maßnahme genutzt, wobei Fußballspieler klar das Tape bevorzugen, da es eine individuellere Anpassung am SG ermöglicht und beim Spielen komfortabler ist.

Verschiedene Studien haben sich mit diversen Effekten wie Schutz, Propriozeption, Balance/Gleichgewicht, psychologische Effekte von SG-Tapes beschäftigt. Forschungsarbeiten zeigten, dass die mechanischen Schutzeffekte des SG-Tapes auch nach strenger sportlicher Aktivität (z. B. auf dem Laufband) zwischen 10 und 30 Minuten „deutlich“, das heißt ca. 50 % des ursprünglichen Schutzeffekts, erhalten bleiben. Da nur wenige Studien die Schutzeffekte des SG-Tapes über 30 Min. Aktivität untersucht hatten und v. a. keine Studie ein Protokoll in sportspezifischen Konditionen beinhaltete, lancierten Best et al. (Universität Tübingen, Sportklinik Stuttgart und Universität Köln) diese interessante Studie. Das Ziel war die Quantifizierung der Inversionsbeweglichkeit am SG mit Tape vor und nach einer 45-minütigen fußballspezifischen Leistung – was einer Halbzeit eines Spiels entspricht. Ein spezieller Apparat wurde angefertigt, um selektiv die passive SGS-Inversionsbeweglichkeit bei ausbleibender muskulärer Aktivität der Evertoren mittels EMG-Kontrolle zu messen. Im Vorfeld wurde dementsprechend auch eine Zuverlässigkeitsstudie durchgeführt, die positiv ausfiel.

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Durchschnittswerte (und Standardabweichungen)für die passive Inversionsbeweglichkeit während den Testsituationen:
Baseline: Test im Labor vor der Tape-Applikation
Pretest: Test nach der Tape-Applikation und drei Minuten normal gehen
Posttest: Test nach dem 45-minütigen fußballspezifischen Training
Baseline: Retest am Schluss, Test ohne Tape (Grafik: Adrian Cornford)

Die fußballspezifischen Leistungen auf Naturrasen, stets in trockenen Verhältnissen (Lufttemperatur 18 +/– 6 ° C) beinhalteten: ein allgemeines Warm-up mit und ohne Ball (10–15 Min.), gefolgt von spezifischen Spielsituationen (10 gegen 10, Tacklings, Freistöße usw.). Die SG-Tapes legte ein Sportphysiotherapeut mit über 20 Jahren Erfahrung immer mit demselben Material (Leukotape, adhäsiv, nichtelastisch) und nach demselben Protokoll an. Die 17 Spieler gingen vor und nach der SG-Tape-Applizierung zum Labortest und dann nochmals nach dem 45-minütigen Training. Die Resultate zeigten einen klaren Verlust der Inversion durch das SG-Tape und nach 45 Minuten Training quasi ähnliche Inversionsbeweglichkeitswerte (– 9,7 %) wie bei der initialen Messung ohne SG-Tape (s. Grafik). Die Autoren erklären diese Ergebnisse mit der Länge (45 Minuten), Spezifität (Fußball auf dem Feld – d. h. in realen Konditionen) und der sportlichen Aktivität (verglichen mit anderen Studien). Wenn man berücksichtigt, dass ein höheres Verletzungsrisiko im Fußball in den letzten 15 Minuten jeder Halbzeit dokumentiert ist, dann lassen diese Resultate doch nachdenklich werden. Auf der anderen Seite wurde dokumentiert, dass die Anwendung von SG-Tape bei vorher verletzten Spielern ihre Verletzungsrate senken kann (Dixon et al. 2010) und dass der „Spielerglaube“ an das SG-Tape nicht zu unterschätzen ist (Sawkins et al. 2007).

Eine der Schlussfolgerungen der Autoren ist, dass man das SG-Tape mindestens nach dem Warm-up und in der Halbzeit (eines Spiels) neu applizieren müsste, um seinen präventiven Effekt zu maximieren. mb

Clin J Sport Med 2014; 24: 51–57. doi: 10.1097/JSM.0b013e31829ddc74

DESIGN Experimentelle Laborstudie (Test/Retest)

TEILNEHMER 17 junge Profifußballspieler der 1. Bundesliga (Durchschnittsalter 25,5 J.)

EINSCHLUSSKRITERIEN Asymptomatische Sprunggelenke, keine chronische Sprunggelenkinstabilität, keine weiteren Verletzungen oder muskuloskeletalen Beschwerden

OUTCOMES Passive Sprunggelenks-Inversionsbewegung an einem Laborapparat unter kontrollierter ausbleibender muskulärer Aktivität mittels EMG