Aktuelle Dermatologie 2015; 41(11): 451
DOI: 10.1055/s-0041-107330
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dermatologie ist schön!

Dermatology is Beautiful!
J. Welzel
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Julia Welzel
Klinik für Dermatologie und Allergologie
Klinikum Augsburg
Sauerbruchstraße 6
86179 Augsburg

Publication History

Publication Date:
10 November 2015 (online)

 

    Mit diesem Zitat von Dr. Steffen Gass, einem berufspolitisch sehr aktiven Kollegen aus Günzburg, kann ich mich vollauf identifizieren. Noch ein anderes Zitat vom KBV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Gassen zu geänderten Präferenzen in der Weiterbildung: „Früher gab es Kollegen, die hätten für eine Weiterbildungsstelle in der Dermatologie gemordet“ (Zitat der Woche, Deutsches Ärzteblatt 17. April 2015).

    Die Dermatologie muss als kleines Fach um ihren Ruf kämpfen, und in heutigen Zeiten müssen wir tatsächlich Werbung machen. Dabei arbeiten wir im schönsten Fach der Welt:

    Patienten leiden unter einer Hautkrankheit zumeist viel stärker als unter anderen Erkrankungen, weil man sie ihnen ansieht, und wenn Juckreiz dabei ist, kann es unerträglich werden. Im Vergleich zu einem Diabetiker oder Hypertoniker, der kaum Probleme durch seine Erkrankung verspürt, der aber sein Leben ändern muss, um gesund zu werden, sind unsere Patienten sehr glücklich und dankbar, wenn wir ihnen helfen können, und das können wir in den meisten Fällen schnell und effektiv.

    Wir haben nicht nur mit einer bestimmten Gruppe von Menschen zu tun, sondern haben Patienten jeden Alters und beiderlei Geschlechts, und dann noch ganz besonders viele, denn praktisch jeder hat im Laufe seines Lebens eine Hautkrankheit.

    Unsere Diagnostik ist verblüffend schnell, denn zumeist ist es eine Blickdiagnose. Dafür sind unsere therapeutischen Optionen inzwischen sehr spezifisch und vielfältig.

    Wir sind schon lange kein konservatives Fach mehr, sondern müssen und können sehr anspruchsvolle Operationen durchführen. Inzwischen operieren Dermatologen viel mehr im Bereich der Dermatochirurgie als andere Fachdisziplinen und beherrschen es auch viel besser, weil sie das Hautorgan kennen, die richtige Diagnose stellen und aus vielen Therapieoptionen für den Einzelfall die beste Option wählen.

    Das Fach Dermatologie ist sehr vielseitig und hat jede Menge Teilgebiete, die wir kompetent besetzen, sodass wir ein enorm breites Wissen über viele Aspekte von Gesundheit und Krankheit besitzen. Unsere Patienten können wir im Fach umfassend betreuen, ambulant, teilstationär und stationär, hinsichtlich Diagnostik und Therapie, konservativ und operativ.

    Nicht zuletzt ist die Dermatologie in vielen Bereichen der Forschung sehr innovativ und führend, exemplarisch seien hier die Onkologie und Immunologie genannt.

    Einige Kollegen anderer Fachdisziplinen haben diesen Wandel nicht mitbekommen. Für sie ist die Dermatologie immer noch wochenlanges Schmieren mit Kortisonsalben, ohne dass man eine exakte Diagnose gestellt hat. Ich erlebe immer wieder, dass eine große Unkenntnis darüber herrscht, was wir den ganzen Tag machen. 40 % meiner Patienten kommen als Notfälle, 50 % sind operative Patienten. Jeden Tag beschäftige ich mich mit Allergologie, Onkologie, Dermatohistopathologie, Phlebologie und Infektiologie. Systemtherapien lösen zunehmend topische Therapien ab bzw. ergänzen diese. Die Vielfalt und Interdisziplinarität unseres Faches ist Vorteil und Gefahr zugleich, denn es wird an allen Ecken gesägt.

    Was können und müssen wir tun, um die Dermatologie zu stärken? Wir konnten uns viele Jahre ausruhen, denn das Fach war extrem beliebt. Jetzt ist es an der Zeit, selbstbewusst nach außen zu zeigen, was wir können. Es ist an der Zeit, zu demonstrieren, wie kompetent wir in vielen Bereichen sind. Und wir müssen unbedingt, ob in Praxen oder Kliniken, zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass wir auch in Zukunft alle Teilbereiche besetzen und weiterentwickeln. Wir dürfen uns nicht selber reduzieren auf die ästhetische Dermatologie, die sicher ihren Stellenwert hat, aber natürlich nur einen kleinen Aspekt unseres Könnens darstellt. Wir müssen uns um unseren Nachwuchs aktiv kümmern, ihn fordern und fördern. Wir dürfen nicht jammern, auch wenn es manches Mal angebracht ist, sondern müssen unsere Freude an der Arbeit in der Dermatologie zeigen. Wir müssen uns auch in Zukunft um unsere Patienten mit Ulcus cruris, Psoriasis, Wespengiftallergie und metastasiertem Malignen Melanom kümmern, dann braucht es uns nicht bange zu sein in unserem Fach – Dermatologie ist schön!


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    Prof. Dr. Julia Welzel

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    Prof. Dr. med. Julia Welzel
    Klinik für Dermatologie und Allergologie
    Klinikum Augsburg
    Sauerbruchstraße 6
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