Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2015; 50(9): 546-555
DOI: 10.1055/s-0041-101995
Fachwissen
Anästhesiologie: Topthema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anästhesie und Organprotektion – Perioperative Myokardprotektion bei nicht kardiochirurgischen Eingriffen

Perioperative myocardial protection in non-cardiac surgery
Jan Stumpner
,
Markus Lange
,
Norbert Roewer
,
Peter Kranke
,
Thorsten M Smul
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Publication Date:
16 September 2015 (online)

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Zusammenfassung

Aufgrund der demografischen Entwicklung unterziehen sich immer mehr ältere und kardial vorerkrankte Patienten einem nicht kardiochirurgischen operativen Eingriff. Das Risiko postoperativer Komplikationen, insbesondere myokardialer Ischämien, ist bei diesem Patientenkollektiv deutlich erhöht. Von großer Wichtigkeit ist hier eine sorgfältige präoperative Vorbereitung inklusive der Erhebung des individuellen perioperativen Risikos sowie der Anpassung der Begleitmedikation. Eine bestehende Therapie mit Betablockern und Statinen soll perioperativ fortgeführt werden. Der Umgang mit dualer Thrombozytenaggregationshemmung erfordert eine interdisziplinäre Abstimmung. Intraoperativ sollten sowohl Tachykardien als auch Hyper- und Hypotonien konsequent vermieden bzw. therapiert werden. Da perioperative Myokardinfarkte häufig asymptomatisch sind, ist die Diagnose erschwert. Im Rahmen des postoperativen Managements ist eine adäquate Analgesie besonders wichtig.

Abstract

Due to ongoing demographic changes more and more older patients with co-existent cardiac diseases undergo non-cardiac surgery. The risk of postoperative complications, notably myocardial ischemia, is raised in these patients. An accurate preparation before surgery including the risk profile and the management of co-medication is of paramount importance. Beta-blockers and statins should be continued perioperatively. The management of platelet aggregations inhibitors requires an interdisciplinary approach. During surgery, tachycardia as well as hypertension and hypotension should be treated consequently. Perioperative myocardial infarction is often asymptomatic and diagnosis can be difficult. Sufficient analgesia is important in postoperative care of patients with co-existing cardiac diseases.

Kernaussagen

  • Der Anästhesist wird immer häufiger mit kardial vorerkrankten Patienten konfrontiert, die sich risikoreichen operativen Eingriffen unterziehen.

  • Der perioperative Myokardinfarkt (PMI) wird pathophysiologisch in 2 Typen unterteilt:

    • Der PMI Typ I entsteht durch die Ruptur eines instabilen Plaques.

    • Der PMI Typ II wird bedingt durch ein Missverhältnis von myokardialem O2-Angebot und -Bedarf.

  • Die Therapieprinzipien optimale myokardiale O2-Bilanz, Reduktion des Ischämie-/Reperfusionsschadens und Konditionierung können das Risiko kardialer Ereignisse reduzieren.

  • Eine bestehende Medikation mit Betablockern und / oder Statinen soll perioperativ fortgesetzt werden.

  • Der Umgang mit einer dualen Thrombozytenaggregationshemmung erfordert ein eng abgestimmtes interdisziplinäres Vorgehen.

  • Wichtige Monitoringverfahren zur intraoperativen Ischämiedetektion sind das 12-Kanal-EKG sowie fakultativ die transösophageale Echokardiografie (TEE).

  • Der mittlere arterielle Blutdruck (MAP) sollte intraoperativ konsequent > 55–60 mmHg gehalten werden.

  • Einer suffizienten Schmerztherapie kommt in der postoperativen Versorgung kardial vorerkrankter Patienten eine besondere Bedeutung zu.

Ergänzendes Material