Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(01): 40-48
DOI: 10.1055/s-0041-101757
Fachwissen
Schmerztherapie: Topthema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Qualität der Schmerztherapie in Deutschland – Organisation der Akutschmerztherapie: Leitlinien, Empfehlungen und aktuelle Praxis

Management of acute pain therapy: guidelines, recommendations and current practice in german hospitals
Joachim Erlenwein
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Publication Date:
10 February 2016 (online)

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Zusammenfassung

Organisatorische Voraussetzungen und die Aus- und Weiterbildung von Klinikmitarbeitern schaffen die Basis für eine adäquate Versorgungsqualität der Akutschmerztherapie und sollten im Fokus der Bemühungen stehen. Obwohl organisatorische Empfehlungen der S3- Leitlinie zur „Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen“ in der vergangenen Jahren zunehmend etabliert wurden, besteht dennoch in vielen deutschen Krankenhäusern noch erheblicher Nachholbedarf in der Umsetzung allgemeiner Versorgungsvoraussetzungen, wie der regelmäßigen Schmerzmessung oder der Einführung von geeigneten Behandlungsstandards für alle Arbeitsbereiche des Krankenhauses. Als spezialisierte Versorgungsstrukturen sind zwar in 80% der Krankenhäuser Akutschmerzdienste implementiert, jedoch erfüllen nur 45% davon Qualitätskriterien. Aufgrund der sehr heterogenen Umsetzung der Akutschmerztherapie wird deutlich, dass es trotz allgemeiner Leitlinienempfehlungen verbindlicher Definitionen für die Struktur- und Qualitätskriterien bedarf.

Abstract

Organisational requirements and the education and training of stuff provide the basis for an adequate supply of quality in acute pain and should be the focus of efforts. Although organizational recommendations of the German guideline on „treatment of acute perioperative and post-traumatic pain“ have been increasingly established in practice within the last few years, in many German hospitals there is still lagging far behind in the implementation of general supply conditions, such as regular pain measurement or the introduction of appropriate standardized treatment protocols for all areas of the hospital.

As specialized care structures acute pain services have been implemented in 80% of the German hospitals, but only 45% of them meet quality criteria. Due to the heterogeneous realization of acute pain management in different hospitals, it comes apparent, that general guideline recommendations and binding definitions are required to achieve adequate supply conditions.

Kernaussagen

  • Organisatorische Voraussetzungen und die Aus- und Weiterbildung von Klinikmitarbeitern schaffen die Basis für eine adäquate Versorgungsqualität der Akutschmerztherapie.

  • Obwohl Leitlinienempfehlungen in der Praxis zunehmend etabliert werden, besteht in vielen Krankenhäusern noch erheblicher Nachholbedarf in der Umsetzung.

  • Behandlungsstandards sollten einen Handlungskorridor vorgeben, der das Stationspersonal jederzeit handlungsfähig macht, wenn sich ein Patient wegen Schmerzen meldet – auch unabhängig der Anwesenheit eines Stationsarztes.

  • Neben der i. v. Opioidapplikation haben sich in den meisten Krankenhäusern orale (auch retardierte) Opioide in der Akutschmerztherapie etabliert.

  • Spezielle Anlagesieverfahren sind in den meisten Krankenhäusern verfügbar.

  • Die Wahrnehmung von Schmerzen durch Schmerzanamnese und regelmäßige Schmerzmessung hat hinsichtlich der Versorgung einen hohen Stellenwert, ist aber als alleinige Maßnahme nicht zielführend.

  • Allgemeine und spezialisierte Versorgungsstrukturen sollten durch die Festlegung von Verantwortungen, Betreuungsindikationen und Interventionstriggern miteinander verknüpft sein.

  • Strategien, die Schnittstellen reduzieren, haben bei der Organisation der Akutschmerztherapie große Bedeutung.

  • Da die Schmerztherapie abteilungsübergreifende Behandlungsprozesse umfasst, sollte ein krankenhausweiter Schmerzmanagement-Beauftragter analog zum Hygiene- oder Transfusionsbeauftragten auch abteilungsübergreifend die Belange der Schmerztherapie abstimmen.

  • Die Aus- und Weiterbildung von Klinikmitarbeitern sollte verbessert werden.

Ergänzendes Material