Wir berichten über eine 26-jährige Patientin, die sich erstmals 2017 mit einem mechanischen
Illeus in einer allgemeinchirurgischen Abteilung vorstellte. Es wurden eine Sigmaresektion
sowie eine Ileocaecalresektion durchgeführt. Histologisch wurde die Erstdiagnose einer
tiefinfiltrierenden Endometriose gestellt (ENZIAN-Score FI). Nach zwei Jahren erfolgte
die erstmalige Vorstellung in unserer gynäkologischen Ambulanz bei linksseitigen Unterbauchschmerzen.
Sonographisch zeigte sich ein Nierenstau III° links und eine Ovarialzyste links. Intraoperativ
bestätigte sich der Verdacht einer Endometriosezyste (12x11cm) des linken Ovars (rASRM
III). Es erfolgte die laparoskopische Zystenexstirpation. Die Therapie mit einem GnRH-Analogon
wurde begonnen. Es folgte die Betreuung in unserem Endometriosezentrum mit weiterführender
Diagnostik. Es zeigte sich ein irreversibler Funktionsverlust der Niere links (< 5 %
in der Nierenfunktionsszintigraphie) bei Endometriosebefall des Ureters. Ein MRT-Abdomen
zeigte ebenfalls ein Endometrioserezidiv des Sigmas. Es erfolgte der interdisziplinäre
operative Eingriff mit tiefer anteriorer Rektumteilresektion, Nephrektomie links,
Ureterolyse beidseits, ausgedehnte Adhäsiolyse, Salpingektomie links und die Endometriosesanierung
des Ligamentum sacrouterinum und der Scheidenhinterwand. Histologisch bestätigte sich
die tiefinfiltrierende Endometriose mit dem ENZIAN-Score A2 B2 C2 FU.
Eine Beteiligung des Harntraktes liegt bei etwa 1-2 % aller Patientinnen mit Endometriose
vor. Von diesem Kollektiv zeigen wiederum nur 10-20 % einen Befall des Ureters. Bei
etwa 25-43 % aller Patientinnen mit Harntraktbeteiligung wird eine Hydronephrose und
ein Funktionsverlust der Niere beobachtet. Die Notwendigkeit einer Nephrektomie bedingt
durch eine intrinsische tiefinfiltrierende Endometriose des Ureters stellt somit eine
absolute Rarität dar. Retrospektiv lässt sich nicht sagen, ob eine frühzeitigere Therapie
mit einem GnRH-Analogon oder die Durchführung der primären Operation durch einen Chirurgen
mit Erfahrung der Endometriosesanierung einen Organerhalt bewirkt hätte.